Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Titel: Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
sich bietenden Gelegenheit Kraft für mich gespeichert hatte. Inzwischen war es für mich so natürlich geworden wie Atmen. Ich ließ etwas von der Kraft zu Mavin fliessen. »Nimm das von mir«, flüsterte ich ihr zu. »Ich habe das Gefühl, wir werden längere Zeit hier verweilen.«
    An einer Wand des Raumes befanden sich Hunderte winziger Fenster, schwarz und leer, bis auf eins oder zwei, über die wurmgleich ein grünes Licht kroch. Ein Ende des langen Tisches wies eine eingelassene Oberfläche mit Knöpfen und Tasten auf. Ich hatte hier schon mehrere Oberflächen dieser Art gesehen, Kontrollen für die Vorrichtungen der Zauberkünstler. Doch sowohl die Fenster als auch die Kontrollfläche wirkten staubig, unbenutzt. An einer Seitenwand hingen Porträts in langen Reihen, Gesichter um Gesichter, bleiche Pilze über schwarzem Stoff, goldene Namensschilder darunter, die zu klein waren, als daß ich sie über die Entfernung hätte entziffern können. Das letzte Porträt war Manacle, was uns genug sagte. Bei den höherhängenden Bildern lag auf der Oberkante der Rahmen schwarzer Staub. Der Teppich war so zerschlissen, daß er an einigen Stellen Löcher aufwies. Vor jedem Platz am Tisch stand eine leere Flasche und ein Glas, lagen ein Block vergilbtes Papier und Schreibutensilien. An einem Platz waren diese ordentlich zurechtgerückt worden, und man sah helle Stellen auf dem Tisch, wo sie zuvor gelegen hatten. Wer auch immer diesen Raum säuberte, er hatte es nicht kürzlich getan, vielleicht seit Jahren nicht mehr. Staub lag wie ein dicker grauer Schleier auf allem.
    Quench kam herein und nahm dort Platz, wo das Schreibgerät verschoben worden war. Er legte es sorgfältig wieder an seine vorherige Stelle, bevor er sich setzte, die Arme über dem breiten Brustkorb gekreuzt. Die Form seines schachtelartigen Hutes schien sich seinen Kopf hinunter fortzusetzen – immer quadratisch.
    Andere betraten den Raum. Man hörte Flüstern, murmelnde Unterhaltung. Ich riskierte einen forschenden Gedanken, der Bilder langer, halb eingestürzter Korridore brachte, zusammenbrechender Portale weit im Norden und Süden, ein verzweigtes Netz staubiger Katakomben, verschüttet und zerfallen. Einer derjenigen, die an den Tisch traten, trug weiße Schleifenbänder am Hals. Andere verbeugten sich in seine Richtung, murmelten: »Rektor.« Die Zeit verstrich. Ungefähr fünfzig waren bereits versammelt, als Manacle eintrat. Nun, jetzt würden wir bald das erfahren, was wir brauchten.
    »n’Abend, die Herren. Guten Abend. Schön zu sehen, daß jeder so pünktlich ist. Nun, wir haben heute eine beträchtliche Tagesordnung. Laßt uns die Sitzung beginnen. Bitte, Rektor, beginnt mit der Anrufung.«
    Der mit den Schleifen erhob sich, starrte himmelwärts und intonierte: »O Herr, wir, Deine Kinder, haben Deine Ziele seit dreißig Generationen auf diesem Planeten verfolgt. Über tausend Jahre befolgen wir bereits gehorsam Deine Gebote. Wir haben die Ungeheuer beobachtet, uns von ihnen ferngehalten, Deine geheiligten Vorschriften befolgt, zu forschen und alles niederzuschreiben, was diese Ungeheuer tun. Nun, da wir uns wieder der heiligen Zeit der Berührung unseres ZUHAUSE nähern, sei bei uns, wenn wir schwerwiegende Dinge bedenken müssen, die vor uns gebracht wurden. Laß uns sorgfältig Deiner Anweisungen gedenken, wenn wir Monster zu unseren Gebrauch weihen, damit Dein Wille auch durch zukünftige Generationen erfüllt werden kann. Bewahre uns vor den üblen Versuchungen durch Spieler und den Versuchungen des Rates. Wir bitten Dich darum als Deine gläubigen Söhne. Amen.«
    Während dieser Worte ließen die übrigen ihren Blick im Raum unruhig umherschweifen, als erwarteten sie noch jemanden, aber niemand betrat mehr den Raum. Als der Mann geendet hatte, trat kurze Stille ein. Manacle saß mit hängendem Kopf auf seinem Stuhl, als schliefe er. Quench räusperte sich mit einem hackenden Geräusch, und Dekan Manacle fuhr hoch.
    »Ähem«, murmelte er. »Wir kommen nun zum Protokoll der letzten Sitzung.« Er erhob sich und drückte auf einen der Knöpfe auf dem Tisch vor ihm. »Ich bin Manacle von den Monstern, Sohn von Scythe von den Sündern, Dekan des Ausführenden Komitees der Fakultät des Colleges der Forscher. Darf ich die Kontrollstation bitten, das Protokoll der letzten Sitzung zu lesen?« Er legte seinen Kopf zur Seite und schien zu zählen. Die anderen betrachteten derweilen ihre Finger oder flüsterten einander gelangweilt zu. Als er

Weitere Kostenlose Bücher