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Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Titel: Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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nicht im Stich lassen und für immer in der Dunkelheit verschwinden.
    Das Tier wandte sich um und rannte den Weg zurück, den es gekommen war, stellte sich auf die Hinterläufe und WANDELTE sich wieder zu Peter. In die gleiche Verwirrung hinein, der ich gerade entflohen war.
    Die Schattenmenschen begrüßten mich mit Freudenrufen und halfen, die Vögel auszunehmen und sie an Spießen über dem Feuer zu braten, während andere mehr Dornengestrüpp und Teufelsspeer sammelten. Wir aßen zusammen, der Fleischsaft rann über unser Kinn und unsere Hände, und sangen zusammen in der Dunkelheit. Ich spürte, wie Jinians Augen auf mir ruhten, tat aber so, als merkte ich es nicht. Am nächsten Tag war noch genügend Zeit, Entscheidungen zu treffen.
    »Ich habe Yattleby mit einer Nachricht zu Queynt geschickt«, sagte sie.
    »Ach?« erwiderte ich. »Eine Nachricht für Queynt.«
    »Eine schriftliche Nachricht. Ich gab sie Yattleby, zeigte auf den Weg, den wir gekommen waren, und sagte ›Queynt‹. Er schien mich zu verstehen.«
    »Davon bin ich überzeugt«, gab ich zurück, bemüht, meinen Ärger zu unterdrücken. Ich brauchte nicht noch mehr Druck. Durch das dünne Gewebe meiner Wandlerhaut konnte ich den Beutel spüren, den ich seit zwei Jahren bei mir trug. Didir und Tamor befanden sich darin. Sie gehörten mir. Shattnir. Mir. Sogar Dealpas. Mir. »Wenn ich sie aufgebe«, sagte ich in sorgfältig gewähltem Ton, »besitze ich keine Macht mehr, Huld entgegenzutreten. Wenn ich sie nicht gehabt hätte, wärst du längst Nahrung für Grole geworden, statt hier neben mir zu sitzen und gebratene Vögel zu verspeisen.«
    »Als du uns vor den Skeletten in Dreibuckel gerettet hast«, sagte sie, »tatest du es mit deinem eigenen Talent. Wenn du Sorah nicht gehabt hättest, um sie in Leamer zu rufen, wäre dir ein anderer Weg eingefallen. Du benötigst nichts, nur dich selbst, Peter.«
    »Doch«, herrschte ich sie an. Meine Worte erzeugten ein wildes Echo aus allen Richtungen. »Ohne sie bin ich nichts. Überhaupt nichts …«
    Sie säuberte peinlichst genau ihre Hände, goß Wasser aus ihrer Flasche, um sich das Gesicht zu waschen und wandte mir dann dieses Gesicht zu, ruhig, ohne ein Lächeln, ohne Stirnrunzeln, gelassen. »Ich habe dir gesagt, daß ich eine Zauberin bin, Peter. Ich werde dir den Rat einer Zauberin geben. Denk an dich selbst, Peter. Denk an Mavin, an Himaggery und an Mertyn. Denke an Windlow. Denke langsam und sorgfältig nach. Über jeden einzelnen von ihnen. Dann denke an Mandor und Huld. Und wenn du fertig bist, entscheide, an wen du dich halten willst.«
    Götter des Spiels, sagte ich zu mir selbst. Rettet mich vor der Beredsamkeit von Zauberern. Sie hörte sich an wie Himaggery oder mehr noch wie Windlow, obwohl Windlow ein Seher gewesen war und kein Zauberer. Diese Vorstellung, Gerechtigkeit genannt, war ja schön und gut, aber wenn sie bedeutete, daß jemand seine ganze Macht aufgeben sollte … Jemand mit soviel Macht, daß er Huld ähnlich war.
    »Jinian«, rief ich. »Weißt du, was du von mir verlangst?«
    »Natürlich«, erwiderte sie. »Zauberer wissen immer, was sie verlangen. Und sie verlangen alles.«
    Ich breitete meine Arme aus, und sie glitt hinein, um mich festzuhalten, wie eine Mutter ihr Kind halten mag oder eine Magierin ihre Krone. Als wir schliefen, geschah es ineinander verschlungen, und für eine Weile vergaß ich, sie als Zauberin zu sehen. Die Schattenmenschen ließen uns schlafen. Sie verschwanden im Morgengrauen in die tiefen Höhlen im Fels, um in der Abenddämmerung zurückzukommen, in Erwartung eines weiteren Schlemmermahles, eines erneuten Liederfestes, da war ich mir sicher. Nun gut, vielleicht hatten wir bis dahin noch mehr Gäste zu verköstigen. Mit diesen Worten nahm ich Jinian bei der Hand, und wir gingen in Barishs Bergfried zurück.
    »Wen zuerst, Zauberin?« fragte ich. »Shattnir oder Dealpas? Buinel oder Hafnor? Buinel lieber nicht. Bei ihm müßten wir uns erst ausweisen, bevor wir den Rest erwecken dürften.«
    »Thandbar«, sagte sie. »Er war derjenige, der nach seiner Familie suchte, Peter. Wäre es nicht passend, ihn zuerst zu wecken?«
    Ich hätte von selbst daran denken können. Wir hoben Thandbars starren Körper von dem Podest, auf dem er ruhte, trugen ihn um die Mauer herum zu der Maschine und wuchteten ihn unter Aufbietung unserer ganzen Kräfte auf die metallische Oberfläche, die haargenau der ähnelte, die ich bei gleichen Apparaten im Berg der

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