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Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Titel: Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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ihre Umdrehung beendet hatten und in der Mitte zu einem einzigen wirbelnden pelzigen Wutknäuel zusammenprallten.
    »Krylobo, bos, bos«, schrien die Schattenmenschen und übertönten frenetisches Glockengebimmel und Flötengetriller. »Gnarlibar, Gnarlibar«, rief eine andere Gruppe, die Tiere anfeuernd, die erneut auseinanderfuhren. Der Krylobo in der Mitte des Kreises tanzte weiter seinen oder ihren Tanz, die Flügelfinger schnalzend wie Peitschenhiebe, die Füße stampfend und drehend. »Bos, bos, bos«, sagte Yittleby gesprächig. Ich hatte mich erhoben, um besser sehen zu können, und sie hieb mir ihren Schnabel fest auf den Kopf. »Witt herrch«, befahl sie. Ich verstand. Es war besser, geduckt zu bleiben.
    Die Vorstellung ging weiter. Zwar verstand ich die Regeln nicht, aber ganz offensichtlich handelte es sich um eine Vorführung besonderer Güte. Als die Gnarlibare sich nach ungefähr einer Stunde zurückzogen, mit einem Geröhre, das immer noch dazu angetan war, den Boden beben zu lassen, erhoben sich Yittleby und Yattleby, um uns in das Amphitheater hinabzuführen. Beinahe sofort hörte ich vertraute Stimmen »Peter, eter, eter« rufen – und meine Beine wurden fest umschlungen. Flöten trillerten und allerorten brach schrilles Rufen und lautes Singen aus, in dem ich einige vertraute Worte der Sprache der Schattenmenschen wiedererkannte. Eine kleine Gestalt schlug sich stolz vor die Brust und sagte: »Proom, Proom.« Ich erinnerte mich und stellte ihm Jinian mit viel Tamtam vor. Augenblicklich wurde sie von ihrem eigenen Zirkel umringt, der »Jinian, an, an« schrie und sie offenkundig damit völlig verstörte.
    »Was geht hier vor?« fragte sie. »Was soll das?«
    »Vielleicht ein Festival?« schlug ich vor. »Mir wurde einmal erzählt, die Schattenmenschen seien ganz verrückt nach solchen Ereignissen. Einige von ihnen haben dafür eine ziemlich lange Reise hinter sich gebracht.«
    Ich fühlte einen heftigen Zug am Bein und blickte in ein anderes vertrautes Gesicht hinab, in dem die Reißzähne im Licht glänzten. Niemals zuvor waren mir die Schattenmenschen bei Tag so nahe gekommen, als ich mit ihnen reiste. Kam es nun, weil sie sich zwischen den Krylobos und Gnarlibaren sicher fühlten? Oder weil dieses Ereignis hier für sie etwas Besonderes darstellte? Wie auch immer, mein kleiner, großohriger Freund kommunizierte eifrig auf seine übliche Art und Weise mit mir, indem er schauspielerte. Er tat, als liefe er, liefe immer weiter, zeigte nach Norden, klopfte gegen mein Bein und zeigte. Ich nickte, drehte mich um, lief ebenfalls, lief und lief gen Norden. Er öffnete seine Hände, mit einer derart menschlichen Geste, daß Jinian lachen mußte. »Weshalb?« schien er zu fragen. »Warum?«
    Ein Einfall überkam mich. Ich streckte die Hand aus. »Warte.« Ich spähte nach Süden, die Augen mit der Hand beschattet. Die Schattenmenschen wandten sich dorthin, spähten ebenfalls. Zuerst war nichts zu sehen, während die Sonne langsam sank. Dann, gerade als ich dachte, es würde nicht eintreffen, erschien der Riese, kam uns auf dem Wind schreitend entgegen. Ich deutete, schrie. Jinian deutete, begann zu erklären. Die Schattenmenschen schnatterten und hopsten auf und ab.
    »Andibar, bar, bar«, skandierten sie. »Andibar!«
    Jinian und ich waren verblüfft. »Hört sich fast richtig an«, sagte sie. »Sie meinen Thandbar!«
    »Andibar«, kam die kopfnickende Antwort. Wir warteten, während der Riese näher kam, sich in Wind und Nebel um uns herum auflöste und dann weiter nach Norden schritt. Ich rief laut, deutete und begann wieder auf der Stelle zu laufen. Die Schattenmenschen antworteten mit zustimmenden Schreien, deutlicher als alle Worte. Sie umringten mich, schoben, rannten nordwärts und kamen wieder zurück, jede ihrer Handlungen ein Beweis, daß sie den Weg gut kannten. Wir gingen zwischen ihnen, vorangetrieben von ihrem Eifer.
    Vor uns konnten wir sehen, wie sich der Riese veränderte, sich wand und in den Berg hineingezogen wurde wie Rauch in einen Schornstein. Yittleby und Yattleby folgten uns schwatzend. Wir rannten halb, halb liefen wir durch das Labyrinth von Felsen und zwischen den Knochen des Windes hindurch, im Sternenlicht jetzt, bis zu einer dunklen Öffnung, in die hinein die Schattenmenschen sich wie Wasser ergossen. Jinian und ich ließen uns schwer atmend zu Boden fallen. Wir konnten nicht gut genug sehen, um weiter folgen zu können.
    Die Schattenmenschen kehrten zurück, riefen

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