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Das wandernde Feuer

Titel: Das wandernde Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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hinüber.
    Er lächelte. Er lächelte .
    »Endlich!« rief Shalhassan von Cathal. »Gepriesen seien der Weber und sämtliche Götter! Endlich hat sie sich einmal wie eine Erwachsene verhalten! Natürlich darfst du sie zur Frau nehmen!« Und indem er vortrat, umarmte er Diarmuid wie einen Sohn.
    So geschah es, dass dieses Aufgebot sich unter Lachen und liebevollen Gedanken auf den Weg machte, nach Taerlindel zu reiten, wo ein Schiff wartete, um fünfzig von ihnen an einen Ort zu bringen, wo der Tod herrschte.
     
    Diarmuids Männer natürlich. Darüber hatte es gar keine Diskussion gegeben. Man war ohne weiteres davon ausgegangen. Wenn Coll am Ruder des Schiffes stand, dann würde Diarmuid es befehligen, und die Männer der Südfeste würden nach Cader Sedat reisen.
    Paul, der allein im hinteren Teil des Zuges dahinritt, sah, dass sie lachend und leichten Herzens, ja sogar singend auf das Versprechen reagierten, dass es bald etwas zu tun geben würde. Er blickte Coll und den rothaarigen Averren an, die Hauptleute; Carde und den ergrauenden Rothe und den hageren, lebhaften Erron; die anderen fünfunddreißig Mann, die der Prinz ausgesucht hatte. Er fragte sich, ob sie wohl wussten, was ihnen bevorstand; er fragte sich auch, ob er selbst es so genau wusste.
    An der Spitze des Zuges warf Diarmuid einen Blick über die Schulter, um seine Schar zu begutachten, und Paul begegnete einen Augenblick lang seinem blauen Blick. Doch er rückte nicht auf, und Diarmuid verließ nicht seine Position an der Spitze. Kevins Abwesenheit hinterließ eine Lücke in seiner Brust. Er kam sich recht einsam vor. Der Gedanke an Kim, die weit von ihm entfernt gen Osten ritt, machte alles nur noch schlimmer.
    Shalhassan verließ sie am Nachmittag in Seresh. Er würde sogleich nach Cynan übergesetzt werden. Der milde, wohltuende Sonnenschein erinnerte sie ständig an die Notwendigkeit, sich zu beeilen.
    Sie wandten sich auf der Hauptstraße nach Rhoden nordwärts. Eine Reihe von Leuten hatte sich eingefunden, sie zu verabschieden: Aileron natürlich, und Na-Brendel aus Daniloth. Teyrnon und Barak waren mit Loren und Matt ins Gespräch vertieft. Nur die beiden Letztgenannten würden mit ihnen in See stechen, der jüngere Magier würde beim König bleiben. Sie verteilten sich in alle Richtungen, dachte Paul.
    Es blieb ihnen aber auch kaum eine andere Wahl.
    Ein Stück weiter vorn sah er Tegid in einem der cathalianischen Streitwagen dahinhüpfen, und einen Moment lang lächelte er bei dem Anblick. Shalhassan hatte sich doch noch als menschlich erwiesen, und obendrein verfügte er über Humor. Vor dem dicken Mann ritt Jaelle dahin, ebenfalls allein, und er spielte kurz mit dem Gedanken, sich an ihre Seite zu setzen. Doch er tat es nicht – er hatte auch ohne den Versuch, sich bei der Priesterin zu entschuldigen, genug zu überlegen. Er konnte sich außerdem denken, wie sie darauf reagieren würde. Eine ziemliche Überraschung übrigens, dass sie mitkam: Der Wirkungskreis der Dana endete am Meer.
    Was ihn zu dem Gedanken hinführte, wessen Wirkungskreis dort begann, und zur Erinnerung an seine Aussage vor dem Rat am vergangenen Morgen. »Ich denke, ich kann damit fertig werden«, hatte er im gelassenen Tonfall des Zweimal Geborenen gesagt. Gelassen, ja, aber sehr, sehr voreilig. Und die anderen würden jetzt auf ihn zählen.
    Während er hierüber nachdachte und dabei sorgsam darauf achtete, dass seine Gesichtszüge seine Gedanken nicht verrieten, bemerkte Paul, dass sie sich wieder nach Westen wandten, dass sie die Hauptstraße verließen und auf einer kleineren Straße weiterzogen. Bisher hatten sie das fruchtbare Ackerland, das Seresh versorgte, zu ihrer Rechten gehabt, doch nachdem sie abgebogen waren, versank dieses Land nach und nach hinter sich ausbreitenden Hügelketten. Er erblickte Schafe und Ziegen und andere weidende Tiere, die er nicht kannte, und dann, noch ehe er es sehen konnte, hörte er das Meer.
    Sie erreichten Taerlindel gegen Ende des Tages, und die Sonne hatte sie dorthin geführt. Sie stand draußen über dem Meer. Die Luft war salzig und frisch, es herrschte Flut, und die weißgekrönten Wellen rollten den sandigen Strand hinauf, der sich südwärts bis nach Seresh und zur Saerenmündung erstreckte.
    Vor ihnen lag im Licht der Abendsonne der Hafen von Taerlindel, nordwärts gerichtet, durch einen Felsvorsprung vor Wind und Wellen geschützt. Kleine Fischerboote, die dort vor Anker lagen, wiegten sich in der Dünung,

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