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Das wandernde Feuer

Titel: Das wandernde Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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    Am Morgen kamen Arthur und Guinevere gemeinsam aus Paras Derval auf den weiten Platz vor den Palasttoren. Zwei Aufgebote hatten sich dort versammelt, eines, das nach Norden reiten sollte, ein anderes, das nach Westen zog, ans Meer, und unter den Versammelten gab es kein Herz, das sich nicht daran erfreut hätte, die beiden vereint zu sehen.
    Dave Martyniuk, der hinter Levon auf das Zeichen zum Losreiten wartete, blickte an den fünfhundert Mann vorbei, die Aileron ihnen zugeteilt hatte, um sie zur Ebene mitzunehmen, und er spähte zu Jennifer hinüber, während in seinem Kopf eine bestimmte Erinnerung wach wurde.
    An den ersten Abend: als Loren den Fünfen offenbart hatte, wer er wirklich war, und als er, Dave, ungläubig und feindselig in Richtung Tür gerannt war. Und aufgehalten worden war von Jennifer, die seinen Namen aussprach. Und außerdem noch, als er sich umgedreht hatte, durch etwas, das er in ihrem Gesicht las. Damals hätte er es nicht benennen können, und auch jetzt hatte er keine Worte dafür, doch er sah es an diesem Morgen wieder bei ihr, und es war kein vergänglicher oder flüchtiger Ausdruck.
    Sie entfernte sich von Arthurs Seite und kam, gekleidet in ein Gewand so grün wie ihre Augen, so grün wie das Gras, zu ihm herüber. Sie musste eine Art Unentschlossenheit an seinem Gesicht abgelesen haben, denn als sie näher kam, hörte er sie lachen und sagen: »Wenn du jetzt anfängst, dich zu verbeugen oder so, Dave, dann werde ich dich verhauen. Ich schwöre dir, das werde ich.«
    Es war gut, sie lachen zu hören. Er hielt sich zurück mit der Verneigung, die er in der Tat gerade hatte ausführen wollen, und überraschte stattdessen sie und sich selber, indem er sich hinunterbeugte und sie auf die Wange küsste.
    »Danke«, sagte sie und nahm seine Hand in die ihre.
    Er lächelte auf sie hinab und fühlte sich dies eine Mal weder linkisch noch unbeholfen.
    Paul Schafer kam herbei, um sich ihnen zuzugesellen, und Jennifer fasste mit der anderen Hand eine der seinen. Die drei standen, so miteinander verbunden, einen Augenblick da.
    »Also«, meinte Dave.
    Paul betrachtete ihn ernst. »Du begibst dich mal wieder mitten hinein, weißt du das?«
    »Ich weiß«, antwortete Dave. »Aber wenn mir in dieser Angelegenheit ein Platz zusteht, dann, glaube ich, bei den Dalrei. Es … . wird nicht wesentlich bequemer werden, wo du hingehst.« Sie schwiegen inmitten des geschäftigen Lärms, der auf dem Platz herrschte. Dann wandte Dave sich an Jennifer. »Ich habe mir etwas überlegt«, sagte er. »Damals, als Kim dich … . dort rausgeholt hat, da hat Kev, da hat Kevin etwas gemacht. Du wirst dich nicht erinnern, du warst damals ohne Bewusstsein, aber er hat Rache geschworen für das, was dir angetan worden war.«
    »Ich erinnere mich«, bemerkte Paul.
    »Also«, fuhr Dave fort, »er muss sich gefragt haben, wie er diese Rache je üben sollte, aber … . aber ich denke, er hat einen Weg gefunden, es zu tun.«
    Die Sonne leuchtete von einem Himmel herab, der von vereinzelt aufgetürmten Wolken durchzogen wurde. Rings um sie her bewegten sich Männer in Hemdsärmeln.
    »Er hat noch mehr vollbracht«, ergänzte Jennifer, und ihre Augen leuchteten. »Er hat mich herausgeholt. Er hat beendet, was Kim begonnen hatte.«
    »Verdammt«, witzelte Paul zärtlich. »Und ich dachte, es sei mein Charme gewesen.« Worte der Erinnerung, die nicht seine eigenen waren.
    Tränen, Lachen, und sie nahmen Abschied voneinander.
     
    Sharra beobachtete, wie der gutaussehende Sohn des Aven fünfhundert Mann gen Norden von dannen führte. Während sie bei ihrem Vater in der Nähe der Streitwagen stand, sah sie Jennifer und Paul zurückkommen, um sich der Schar anzuschließen, die bald gen Westen reiten würde. Shalhassan hatte vor, sie bis Seresh zu begleiten. Nachdem der Schnee geschmolzen war, wurden seine zusätzlichen Truppen nun dringend gebraucht, und er hatte den Wunsch, seine Befehle in Cynan persönlich zu erteilen.
    Aileron saß bereits auf seinem Rappen, und sie sah Loren, den Magier, ebenfalls aufsteigen. Ihr Herz schlug sehr schnell.
    Er war in der letzten Nacht wieder bei ihr gewesen, auf dem Weg über ihr Fenster, das Ausblick auf den Garten gewährte. Er hatte ihr eine Blume mitgebracht. Sie hatte dieses Mal kein Wasser auf ihn geschüttet. Er hatte seine Dankbarkeit darüber zum Ausdruck gebracht und später, mit veränderter Stimme, noch eine Menge mehr.
    Dann hatte er ihr eröffnet: »Ich gehe an einen

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