Das wandernde Feuer
Welten. Ivor und Liane waren der Anlass gewesen, die Erinnerung an sie, als er vor einem Jahr gen Sünden geritten war. Nach den Schrecken des Berges war es die Gegenwart von Levon und Torc an seiner Seite gewesen, und dann noch die Schlacht am Llewenmere, als Männer gefallen waren, die er gekannt hatte – niedergemetzelt von abscheulichen, grünen Kreaturen, die zu hassen er nicht verhindern konnte. Die Brüder waren der Anlass gewesen, die er im Pendaranwald gefunden hatte, und schließlich auch noch Jennifer und das, was man ihr angetan hatte.
Nun war es auch sein Krieg.
Er war immer sportlich gewesen, und er war darauf ebenso stolz wie auf die Tatsache, dass er die Strapazen des Jurastudiums überstanden hatte. Er achtete darauf, dass er nicht außer Form geriet, und während der Monate nach ihrer Heimkehr, als sie warten mussten, bis sie wieder nach Fionavar zurück konnten – dass Loren sie holen kam oder dass Kim ihren langersehnten Traum bekam –, hatte er seinen Körper härter herangenommen als je zuvor. Er hatte eine ungefähre Vorstellung gehabt, was die Zukunft bringen mochte. Dave war jedenfalls in besserer körperlicher Verfassung als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt seines Lebens.
Und noch nie hatte ihm jeder Muskel, jeder Knochen so wehgetan, war er so entsetzlich erschöpft gewesen. Noch nie in seinem Leben.
Sie waren die ganze Nacht bei Fackellicht durchgeritten, bis der Mond aufging, und dann weiter in seinem Schein. Außerdem war er die zwei vorangegangenen Tage von Paras Derval an im Sattel gewesen, und im Eiltempo. Doch dieses Tempo, für das Mabon Levon gelinden Tadel hatte zukommen lassen, war nichts im Vergleich zu dem überstürzten nächtlichen Ritt der Dalrei, nach Norden hinter ihrem Aven her.
Während der Nacht machte er sich Gedanken um die Pferde, und nun, da die Sonne zu ihrer Rechten aufging, sorgte er sich noch mehr – und er fragte sich, wie lange sie diese mörderische Geschwindigkeit durchhalten konnten. Doch sie schafften es, sie behielten sie bei, galoppierten ohne Rast über das Grasland. Sie waren zwar keine Raithen, doch jedes einzelne dieser Pferde war von den Dalrei auf dieser weiten Ebene eigens gezüchtet, ausgebildet und geliebt worden, und dies war ihre bedeutendste Stunde seit tausend Jahren. Dave streichelte die wehende Mähne des Hengstes, auf dem er jetzt ritt, und spürte eine mächtige Vene, die an seinem Hals pulsierte. Es handelte sich um einen Rappen – wie der von Aileron. Der hoffentlich in diesem Moment, so lautete Daves stilles Stoßgebet, nicht weit hinter ihnen auf seinem eigenen Rappen herbeieilte, alarmiert von den Lios Alfar.
Es war Levon, der seinen Vater zum Haltmachen veranlasste, ehe die Sonne ihren höchsten Punkt erklommen hatte. Der ihnen allen befahl, sich zu entspannen und etwas zu essen, die Pferde zu bewegen und sie vom Wasser des Rienna in der Nähe des Cynmere trinken zu lassen, den sie inzwischen erreicht hatten. Männer, die sich vor Erschöpfung nicht auf den Beinen halten konnten, waren nicht in der Lage, eine Schlacht zu bestreiten. Andererseits mussten sie das Wettrennen nach Celidon gewinnen und das zum Adein, wenn sie konnten. Dave kaute etwas Fleisch und Brot, machte seine Kniebeugen und Gelenkigkeitsübungen und saß schon wieder im Sattel, noch ehe die Rast beendet war. Und so machten es, sah er, auch alle anderen Männer dieses Heeres.
Sie ritten weiter.
Dies war das geeignete Material für Legenden und Lieder, falls nach ihnen noch weitere Generationen folgen sollten, welche die alten Geschichten erzählen und von ihnen singen konnten. Singen vom Ritt Ivors, der an der Spitze der Dalrei nach Celidon geeilt war, eine ungestüme Nacht lang und einen Tag, um das Heer der Finsternis abzufangen und ihm auf der Ebene eine Schlacht zu liefern im Namen des Lichts.
Dave ließ dem Rappen seinen Willen, wie er es die ganze Reise über getan hatte. Er spürte die wogende Kraft seiner Schritte, selbst jetzt nicht erlahmend, da noch Daves Gewicht dazugekomnten war, und aus dem Herzen des Pferdes, das ihn trug, schöpfte er seine nun noch grimmigere Entschlossenheit.
Er befand sich dicht hinter dem Aven und den Häuptlingen, als sie den einzelnen Auberei herbeieilen sahen. Die Sonne hatte sich nach Westen gewandt, begann soeben ihren Abstieg. Vor ihnen machte der Auberei halt, vollführte mit seinem Pferd eine geschickte Kehrtwendung und begann neben ihnen herzugaloppieren, im Gleichtakt mit dem Grauschimmel Ivors.
»Wo
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