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Das wandernde Feuer

Titel: Das wandernde Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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sind sie?« rief der Aven ihm zu. »Sie gelangen gerade zum Fluss!«
    Dave holte Luft. Rakoths Herr hatte Celidon noch nicht erreicht.
    »Werden wir vor ihnen dort ankommen?« hörte er Ivor rufen.
    »Ich weiß es nicht!« erwiderte der Auberei verzweifelt.
    Dave sah, wie Ivor sich darauf im Sattel erhob. »Im Namen des Lichts !« brüllte der Aven und spornte sein Pferd zu noch größerer Eile an. Irgendwie taten sie das alle. Dave beobachtete, wie Ivors Grauschimmel an den Auberei vorbeibrauste, die ihnen vorausgeritten waren, und er jagte den Rappen hinterdrein, wobei er spürte, wie das Pferd mit einer Beherztheit reagierte, die ihn demütig machte. Ein verschwimmendes Bild boten sie, als sie über die Ebene donnerten, beinahe vergleichbar mit den mächtigen Zügen der Eltor.
    Er sah Celidon zu ihrer Rechten vorbeihuschen. Gewann einen Eindruck aufrecht stehender Felsbrocken, Stonehenge nicht unähnlich, wenn auch nicht zerfallen, noch nicht zerfallen. Hinter diesen Steinen erspähte er das große Lager im Zentrum der Ebene, dieses Herzstück der Heimat der Dalrei seit zwölfhundert Jahren. Dann waren sie daran vorbei und flogen, flogen durch den schwindenden -Nachmittag dem Fluss entgegen, und als er Torc neben sich sein Schwert lockern sah, zog auch Dave seine Axt aus ihrer Halterung an seinem Sattel. Er suchte Torcs Augen; ihre Blicke ruhten eine Sekunde lang aufeinander. Er schaute nach vorn, zu Levon, und sah, dass er sich mit gezogenem Schwert im Reiten nach ihnen umblickte.
    Sie gelangten an eine Erhebung in der sonst flachen Ebene. Er sah den Adein in der Sonne funkeln. Er gewahrte die Svart Alfar, jene grässlichen grünen Kreaturen, die er bereits kannte, und größere, schwärzlich braun gefärbte Geschöpfe dazu. Sie schickten sich soeben an, durch den Fluss zu waten. Doch sie fingen gerade erst an. Ivor war zur rechten Zeit gekommen. Davon würde man bis in alle Ewigkeit singen, falls jemand übrig bleiben sollte, davon zu singen.
    Denn viele, viele Feinde kamen ihnen da entgegen. Die Ebene nördlich des Adein hatte sich unter der Unermesslichkeit von Rakoths Heer verdunkelt. Ihre heiseren Schreie hallten durch die Lüfte: Bestürzung, als sie der Dalrei ansichtig wurden, und dann schriller, höhnischer Triumph darüber, wie gering ihre Zahl war.
    Die Axt kampfbereit brauste Dave hinter Ivor hinab, und sein Herz schlug unruhig, als er sah, wie sich die Reihen der Svart Alfar teilten, um Platz zu machen für Urgachs, die auf Slaugs saßen, und es gab Hunderte von ihnen, Hunderte und Aberhunderte zwischen den Tausenden und Abertausenden Svart Alfar.
    Er dachte ans Sterben. Dann kurz an seine Eltern und seinen Bruder, der vielleicht nie etwas erfahren würde. Er dachte an Kevin und Jennifer, an die zwei Brüder, die jetzt bei ihm waren, an das Gemetzel am Llewenmere vor einem Jahr. Er erblickte einen der Urgach, den größten, sah, dass er wie zum Hohn ganz in Weiß gekleidet war, und er hasste ihn mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele.
    »Revor!« schrie er im Chor mit den Dalrei und: »Ivor!«, ebenfalls mit ihnen gemeinsam. Dann erreichte er den Adein, und seine Müdigkeit war vergangen, und in ihm stieg der Blutdurst auf wie eine Flut, und es war Krieg.
    Sie überquerten den Fluss nicht, er war das einzige natürliche Hindernis des ebenen Graslandes, das ihnen überhaupt die Möglichkeit bot, Stellung zu beziehen. Die Svart Alfar waren kleinwüchsig, selbst die schwärzlichbraunen, und sie waren zu Fuß; sie waren gezwungen, durch den Adein zu waten und am anderen Ufer hinauf den Dalrei vor die Schwerter zu laufen. Dave sah Torc seine Klinge wegstecken und seinen Bogen ziehen, und gleich darauf flogen die Pfeile der Reiter über den Fluss, um am gegenüberliegenden Ufer Tod und Verderben zu stiften. Nur flüchtig nahm er dies auf, denn er stand inmitten des Chaos und des umherspritzenden Blutes, lenkte seinen Rappen am Ufer entlang, ließ wieder und wieder seine Axt niedersausen, setzte sie ein wie eine Sense, wie eine Hacke, einmal sogar wie ein Messer, als er einen Svart damit niederstach, wo kein Platz mehr zum Ausholen war. Er spürte, wie das Brustbein des Svart unter seinem Stoß brach.
    Er versuchte, dicht bei Levon und Ivor zu bleiben, doch der Boden war glitschig vom Blut und vom Flußwasser, und dann schob sich ein Haufen Urgach auf ihren entsetzlichen, sechsbeinigen Slaug dazwischen, und plötzlich kämpfte er nur noch ums nackte Überleben.
    Sie wurden vom Fluss abgedrängt; sie konnten

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