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Das wandernde Feuer

Titel: Das wandernde Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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nicht standhalten und auf gleicher Höhe mit den Urgach kämpfen. Der Adein hatte sich inzwischen im abnehmenden Licht rot verfärbt vom Blut, und im Strom lagen so viele tote und sterbende Svart Alfar, dass die noch Lebenden hinter den Urgach und den Slaug her über die Körper der Toten stiegen.
    An Daves Seite kämpfte Torc nun wieder mit dem Schwert. Neben ihnen befand sich ein hochgewachsener Krieger von der Nordfeste, und verzweifelt versuchten sie, sich in der Nähe des Flusses zu halten, denn sie wussten, sie würden überrannt werden, wenn sie zu weit zurückwichen. Ein Urgach donnerte auf Dave zu. Er roch den fauligen Atem des Slaug; instinktiv sprang der Rappe beiseite. Das massive Schwert des Urgach pfiff an Daves Kopf vorbei, und ehe es einen zweiten Schlag ausführen konnte, beugte Dave sich vor und vergrub mit all seiner Kraft die Axt in dem hässlichen, haarigen Schädel. Er riss sie wieder los und traf den Slaug mit einem Rückhandschlag, während zugleich der Urgach wie ein gefällter Baum auf den blutgetränkten Erdboden Stürzte.
    Er hatte ihn getötet, aber als er Atem holte, sah er ein zweites dieser riesigen Geschöpfe im Bogen auf sich zukommen, und er Wusste, er konnte das nicht durchhalten, er konnte diese Stellung nicht behaupten. Auch Torc hatte seinen Gegner vernichtet und wandte sich nun voller Verzweiflung einem weiteren, auf einem Slaug hockenden Feind zu. Inzwischen überquerten die Svart in großer Zahl den Fluss, und Dave wurde ganz übel zumute, als er feststellte, wie viele noch hinterherkommen würden, und er sah auch, dass sie Messer und kurze Schwerter einsetzten, um die Pferde der Reiter von unten her aufzuschlitzen.
    Er stieß einen unzusammenhängenden Schrei aus, und als seine Kampfeslust wieder in ihm aufstieg, gab er dem Rappen die Sporen, um dem nächstbesten Slaug entgegenzutreten. Er war zu schnell heran, als dass der überraschte Urgach mit seinem Schwert hätte ausholen können. Mit der linken Hand versuchte Dave blindwütig, ihm die Augen auszukratzen, und während er aufheulte, tötete er ihn mit einem kurzen Schwung seiner Axt.
    »Davor!« hörte er. Eine Warnung, die zu spät kam. Er empfand einen stechenden Schmerz in seiner linken Körperseite, und als er den Blick hinabwandte, sah er, dass ein Svart von unten her nach ihm gestochen hatte. Torc machte ihn nieder. Dave zog sich aufstöhnend das kurze Schwert aus den Rippen. Ein weiterer Urgach kam auf ihn zu, und hinter Torc waren noch zwei. Der Mann von der Nordfeste war gefallen. Sie waren in der Nähe des Flusses beinahe allein – die Dalrei mussten sich immer weiter zurückziehen, selbst der Aven musste weichen. Dave blickte kurz zu Torc hinüber, entdeckte eine tiefe Schnittwunde auf dem Gesicht des anderen und las bittere Verzweiflung in seinen Augen.
    Dann vernahm er plötzlich vom anderen Ufer des Flusses, von Norden her, wo die Finsternis hauste, einen hellen, klaren Gesang. Als der Urgach zögere, wandte er den Blick dorthin, und dann hielt Dave den Atem an vor Freude und Verwunderung.
    Von Norden und von Westen her kamen die Lios Alfar über die Ebene geritten, in den Krieg. Strahlend und herrlich folgten sie ihrem Fürsten, dessen Haar im Licht golden leuchtete, und sie sangen, als sie endlich das Schattenland verließen.
    Flink waren ihre Pferde, noch flinker ihre Klingen, und ungestüm war das Feuer in den Herzen der Kinder des Lichts. Mitten hinein in die Reihen der Svarts preschten sie, kühn und glitzernd, und die Fußsoldaten der Finsternis schrien vor Hass und Angst, als sie sie heranstürmen sahen.
    Die Urgach waren inzwischen allesamt am südlichen Ufer angelangt. Der weißgekleidete Riese brüllte ein Kommando, und eine Anzahl von ihnen wandte sich wieder nordwärts, wobei sie unzählige Svart Alfar, lebendige wie tote, einfach niedertrampelten.
    Brüllend vor Erleichterung und ohne auf den heftiger werdenden Schmerz in seiner Seite zu achten, beeilte sich Dave, ihnen zu folgen, die Urgach auf dem Rückzug zu töten, aufs Neue das Flussufer für sich zu beanspruchen. Dann, am Wasser, hörte er Torc aufschreien: »O Cernan. Nein!« Und als er zum Himmel emporblickte, fühlte er, wie seine Freude zu Asche zerfiel.
    Dort oben stieß wie eine Todeswolke, die sich aus eigenem Antrieb bewegte, Avaia herab, und mit ihm, grau und schwarz, den Himmel verdunkelnd, mindestens dreihundert seiner Gattung. Die Schwäne Maugrims kamen aus dem unerbittlichen Himmel herab, und die Lios Alfar wurden von der

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