Das wandernde Feuer
während die Dalrei und die Mannen von Brennin lautstark ihren Beifall kundtaten.
»Ich komme mir wie ein Idiot vor!« bemerkte Kevin zu Coll.
»Das geht uns allen hin und wieder so«, tröstete ihn der große Mann mitfühlend. »Vor allem in Diarmuids Umgebung. Komm, wir wollen uns betrinken, Freund. Die Reiter keltern einen tödlichen Wein!«
So war es. Und obendrein in ungeheuren Mengen. Doch seine Stimmung wurde dadurch nicht wirklich besser, genauso wenig wie durch Diarmuids nachsichtige Reaktion auf sein überstürztes Handeln vorhin.
»Ich wusste gar nicht, dass du so an Coll hängst!« hatte der Prinz gespöttelt und damit in dem riesigen Holzhaus, in welchem sich die meisten von ihnen versammelt hatten, viel Gelächter ausgelöst.
Kevin tat so, als müsse er auch lachen; eine Entgegnung fiel ihm nicht ein. Er war sich im Leben noch nicht überflüssig vorgekommen, doch nun hatte es mehr und mehr den Anschein, als wäre er genau das. Er wurde aufmerksam auf Dave – Davor nannten sie ihn hier –, eng umschlungen mit Levon, Torc und einer Reihe anderer Dalrei, darunter einem halbwüchsigen jungen, der nur aus Armen und Beinen und widerspenstigem Haar bestand und, wie man ihm zu verstehen gegeben hatte, auf dem fliegenden Einhorn geritten war. Er sah Diarmuid aufstehen und sich den Weg durch kichernde Frauen bahnen, um sich dieser Gruppe anzuschließen. Er dachte daran, es ihm gleichzutun, in dem Bewusstsein, dass man ihn willkommen heißen würde, aber es erschien ihm irgendwie sinnlos. Er hatte nichts beizutragen.
»Noch Wein?« flüsterte eine sanfte Stimme ihm ins Ohr. Er wandte den Kopf und erblickte ein hübsches, braunhaariges Mädchen, das einen Steingutbecher in der Hand hielt. Coll zwinkerte vielsagend und rückte auf der Bank ein wenig von ihm ab, um Platz zu schaffen.
Na gut. »Okay«, erklärte sich Kevin einverstanden. Er lächelte. »Willst du mir Gesellschaft leisten?«
Geschickt schlüpfte sie neben ihn. »Ein Weilchen gern«, sagte sie. »Eigentlich soll ich die Gäste bedienen. Ich werde aufstehen müssen, wenn meine Mutter kommt. Ich heiße Liane dal Ivor.«
Er war nicht so recht in Stimmung, aber sie war gescheit und schlagfertig und hielt das Gespräch die meiste Zeit ganz alleine in Gang. Mit einiger Willensanstrengung, weil er wenigstens höflich sein wollte, ließ Kevin sich auf einen etwas halbherzigen Flirt ein.
Später erschien tatsächlich ihre Mutter und begutachtete die Szenerie mit den Augen einer Gastgeberin, und Liane hastete mit einem überraschend deftigen Fluch von hinnen, um weitere Becher Wein herumgehen zu lassen. Nach einer Weile löste sich die Geheimversammlung am anderen Ende des Raums auf, und Dave kam herüber.
»Wir brechen frühmorgens von hier auf«, verkündete er kurz und bündig. »Levon möchte Kim in Paras Derval aufsuchen.«
»Sie war doch noch nicht da«, protestierte Kevin.
»Gereint behauptet, sie wird da sein«, erwiderte der andere und marschierte ohne weitere Ausführungen in die Nacht hinaus, wobei er zum Schutz vor der Kälte seinen Mantel zuknöpfte.
Kevin warf Coll einen fragenden Blick zu. Sie zuckten die Achseln. Wenigstens war der Wein gut; er rettete den Abend davor, zu einem kompletten Misserfolg zu werden.
Viel später trug noch etwas dazu bei. Er war noch nicht lange im Bett, hatte gerade das Gefühl, dass die schweren Decken warm wurden, als die Tür aufging und eine schlanke Gestalt mit einer Kerze in der Hand hereinschlüpfte.
»Wenn du mich jetzt um einen Becher Wein bittest«, drohte Liane, ihren Worten zum Trotz lächelnd, »dann zerschlage ich ihn dir auf dem Kopf. Ich hoffe, du hast es hier warm.« Sie stellte die Kerze auf dem niederen Tisch neben dem Bett ab und zog sich aus. Er sah sie kurz in deren Licht, dann war sie schon neben ihm unter der Decke.
»Ich liebe Kerzenlicht«, bemerkte sie. Das war das letzte, was einer von ihnen danach sprach, und zwar für lange Zeit. Und wieder wurde er, trotz alledem, von der Welle des Liebesakts fortgespült, so weit fort, dass sich die Farben des Lichts zu verändern schienen. Ehe die Flamme erlosch, sah er noch, wie sie sich über ihm, getragen von ihrer eigenen Welle, weit zurücklehnte, und er hätte gesprochen, als das geschah, wenn er nur gekonnt hätte.
Danach war es dunkel, und sie raunte ihm zu: »Fürchte dich nicht. Wir sind so tief versunken, weil wir Gwen Ystrat nahe sind. Demnach treffen die alten Geschichten doch zu.«
Er schüttelte den Kopf. Viele
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