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Das wandernde Feuer

Titel: Das wandernde Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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versucht, aber niemand sonst schien von dem Vorfall so recht Notiz zu nehmen.
    Dann waren sie zurück ins Lager geritten, zu Ivor, der inzwischen einen neuen Titel erworben hatte, jedoch immer noch der untersetzte Mann mit ergrautem Haar war, an den er sich erinnerte, mit den unverändert tiefliegenden Augen im wettergegerbten Gesicht, der nun, um Daves Stimmung noch mehr zu heben, die Worte sprach:
    »Willkommen daheim, Davor. Ein leuchtender Faden inmitten der Finsternis spinnt deine Rückkehr.«
    Danach hatte es Wein gegeben und gutes Essen, während sie an den Feuern saßen, und zahlreiche Gesichter, an die er sich erinnerte. Einschließlich dem von Liane.
    »Wie oft muss ich eigentlich noch im Tanz darstellen, wie du einen Urgach erlegst?« hatte sie gefragt, keck und mit blitzenden Augen, und ihr Mund hatte sanft seine Wange berührt, wohin sie ihn geküsst hatte, ehe sie weitereilte.
    Tabor war eine ganze Weile später zu ihnen gestoßen, und er hatte den Jungen in die Arme nehmen wollen, doch etwas in Tabors Gesicht hielt ihn davon ab. Dieses Etwas hielt sie alle davon ab, selbst seinen Vater. Zu diesem Zeitpunkt war es dazu gekommen, dass Ivor Dave herübergewinkt hatte, sich einer Versammlung um eins der kleineren Feuer in einem Winkel des Raums anzuschließen.
    Sie waren dort bereits zu sechst, und Diarmuid, seinen eigenen Weinbecher in der Hand, war kurz darauf die leicht zerzauste Nummer Sieben. Dave war sich nicht sicher, was er von diesem Prinzen zu halten hatte, Aileron hatte ihn viel stärker beeindruckt, sein älterer Bruder, der Großkönig. Diarmuid war nach Daves Geschmack insgesamt viel zu verbindlich; andererseits war keine Spur von Verweichlichung zu erkennen gewesen, weder bei der Gangart, die er auf dem Herritt vorgegeben hatte, noch bei der Art, wie er in der Angelegenheit des von ihm hingerichteten Dalreis die Oberhand behalten hatte. Selbst Ivor, stellte Dave fest, hatte das Thema nicht mehr zur Sprache gebracht.
    Und Diarmuid schien, trotz des vielen Weins, durchaus noch in der Lage, das Kommando zu führen, während er mit knappen Worten dem Wunsch des Großkönigs und seines Ersten Magiers Ausdruck verlieh, der Schamane Gereint möge mit ihnen zurück nach Paras Derval reiten. Wo er sich gemeinsam mit den Magiern auf die Suche nach den Ursachen der winterlichen Witterung machen sollte, die sie alle miteinander langsam aber sicher unter ihrer bösartigen Last zu erdrücken drohte.
    »Denn sie ist bösartig«, hatte der Prinz leise hinzugefügt, dort vor dem blinden Gereint am Boden hockend. »Die Lios haben bestätigt, was wir alle nur vermutet hatten. Wir würden am liebsten gleich morgen aufbrechen, wenn es dem Schamanen recht ist, und euch allen.«
    Ivor nickte in Anerkennung dieses höflichen Vorbehalts. Doch keiner ergriff das Wort; sie warteten auf Gereint.
    Dave hatte immer noch nicht die Beklemmung überwunden, die er in Gegenwart dieses runzligen Greises empfand, dessen leere Augenhöhlen dennoch in der Lage zu sein schienen, in die Seelen der Menschen zu schauen, und die dunklen Pfade derzeit entlang. Cernan, der Gott der wilden Tiere, hatte zu Gereint gesprochen, erinnerte sich Dave – und hatte Tabor zu seiner Fastenzeit berufen,  zu seinem Totemtier, das sie am Himmel erblickt hatten. Und dieser Gedanke führte zu dem an Ceinwen und den Hirsch im Faelinhain. Und dies war sein eigener dunkler Weg.
    Er wandte sich von ihm ab und hörte Gereint sagen: »Wir werden die Seherin ebenfalls dazu brauchen.«
    »Sie ist noch nicht eingetroffen«, warf Diarmuid ein.
    Aller Augen waren auf Dave gerichtet. »Sie wollte jemanden mitbringen«, sagte er. »Sie hat uns vorausgeschickt.«
    »Wen wollte sie mitbringen?« fragte der Mann namens Tuger neben Ivor.
    Und mit seltenem Takt hatte Dave lediglich gemurmelt: »Ich denke, euch das mitzuteilen ist ihre Sache, nicht die meine.« Ivor, sah er, nickte zustimmend. Gereint lächelte schwach.
    »Richtig«, bestätigte der Schamane. »Obwohl ich es längst weiß und sie inzwischen eingetroffen sind. Sie waren in Paras Derval, noch bevor ihr dort weggeritten seid.« Und genau das war es, was ihn an Gereint so störte.
    Diarmuid wirkte unbeeindruckt. »Bei Loren vermutlich«, bemerkte er leise und lächelte wie über einen gelungenen Scherz. Dave entging die Pointe. »Wollt Ihr demnach mitkommen?« fuhr der Prinz an den Schamanen gewandt fort.
    »Nicht nach Paras Derval«, entgegnete Gereint seelenruhig. »Das ist zu weit für meine alten

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