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Das wandernde Feuer

Titel: Das wandernde Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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Knochen.« »Nun, gewiss –« begann Diarmuid.
    »Ich bin bereit«, sprach Gereint weiter, ohne auf ihn zu achten, »euch alle in Gwen Ystrat zu treffen. Morgen werde ich zu Audiart in Morvran aufbrechen. Ihr werdet alle dorthin kommen.«
    Diesmal blickte selbst Diarmuid verwirrt drein. »Warum das?« fragte er.
    »In welche Richtung sind die Wölfe geflohen?« lautete die Gegenfrage des Schamanen, und er wandte sich dabei verblüffenderweise dorthin, wo Torc saß.
    »Nach Süden«, erklärte der dunkelhaarige Mann, und sie schwiegen. Vom größten Feuer scholl Gelächter zu ihnen herüber. Dave spähte unwillkürlich hinüber und entdeckte, während ihm plötzlich ein Schauer über den Rücken lief, dass Liane sich neben Kevin niedergelassen hatte und dass, die beiden einander etwas ins Ohr flüsterten. Das Bild verschwamm vor seinen Augen. Zur Hölle mit diesem aufdringlichen Schürzenjäger! Welches Recht hatte er, seine zynischen Annäherungsversuche an Ivors Tochter auszuprobieren? Wieso mussten diese aalglatten, rücksichtslosen Kevin Laines immer und überall dabeisein und alles verderben? Innerlich schäumend vor Wut zwang Dave sich erneut zur Konzentration auf die Beratungen.
    »Ihr werdet alle dort sein«, wiederholte Gereint soeben. »Und Gwen Ystrat ist der beste Ort für das, was wir werden tun müssen.«
    Diarmuid starrte den Schamanen lange Zeit an. Dann entschied er: »Also gut, ich werde es meinem Bruder mitteilen. Gibt es noch etwas?«
    »Noch eines.« Das kam von Levon. »Dave, hast du dein Horn dabei?«
    Das Horn aus Pendaran. Mit seinem Klang, der wie das Licht selber ertönte. »Ja«, antwortete Dave. Er trug es an einem Riemen über der Schulter.
    »Gut«, sagte Levon. »Wenn also die Seherin sich in Paras Derval aufhält, dann würde ich gern mit euch dorthin zurückreiten. Es gibt etwas, das ich versuchen möchte, ehe wir nach Gwen Ystrat gehen.«
    Da wurde Ivor unruhig und wandte sich an seinen älteren Sohn.
    »Das ist unbesonnen«, warnte er bedächtig. »Du weißt genau, dass es das ist.«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Levon. »Man hat uns das Horn zum Geschenk gemacht. Aus welchem Grund, wenn nicht aus diesem?« Und das hörte sich allein schon vernünftig genug an, um seinen Vater verstummen zu lassen. Allerdings sollte sich noch herausstellen, dass er damit ganz und gar unrecht hatte.
    »Wovon sprechen wir hier eigentlich?« erkundigte sich der Prinz.
    »Von Owein«, antwortete Levon mit angespannter Stimme. Sein Gesicht leuchtete. »Ich möchte die Schläfer wecken und die Wilde Jagd entfesseln!«
    Das verfehlte seine Wirkung nicht, doch nur für einen Moment.
    »Wie amüsant!« witzelte Diarmuid, aber Dave konnte in seinen Augen einen Glanz erkennen, der dem in Levons Augen entsprach.
    Nur Gereint lachte, ein tiefer, beunruhigender Laut. »Wie amüsant«, wiederholte der Schamane und schmunzelte in sich hinein, während er sich hin und her wiegte.
    Nicht lange danach stellten sie fest, dass Tabor das Bewusstsein verloren hatte.
     
    Am Morgen war er wieder zu sich gekommen und blass, aber fröhlich vor die Tür getreten, um sich von ihnen zu verabschieden. Dave wäre bei den Dalrei geblieben, wenn er gekonnt hätte, aber sie brauchten ihn wegen des Horns, wie es schien, und Levon und Torc würden mit ihnen ziehen, daher fand er sich damit ab. Und sie würden einander schon bald in Gwen Ystrat wieder sehen. Morvran hieß der Ort, den Gereint genannt hatte.
    Es war Gereints Gelächter, an das er dachte, als sie wieder gen Süden aufbrachen, um auf die Straße nach Paras Derval zu stoßen, wo sie westlich des Leinansees ihren Anfang nahm. Im Sommer, sagte Levon, hätten sie die Abkürzung über das Weideland von Nordbrennin gewählt, allerdings nicht im Eis und Schnee dieser unnatürlichen Witterung.
    Kevin ritt in ungewöhnlich nachdenklicher Stimmung zusammen mit einigen der Männer Diarmuids dahin, darunter dem, welchen er in der vergangenen Nacht so tölpelhaft angesprungen hatte. Dave war das nur recht; er wollte nichts zu tun haben mit diesem Mann. Sollte jemand es Eifersucht nennen wollen, dann sei’s drum. Die Sache war ihm nicht wichtig genug, um seine Haltung zu erklären. Er war nicht gewillt, irgendjemandem anzuvertrauen, dass er selber dem Mädchen entsagt hatte – der Grünen Ceinwen gegenüber im Wald. Und er wollte auch keinesfalls erzählen, was die Göttin darauf geantwortet hatte.
    Sie gehört Torc , hatte er gesagt.
    Hat sie denn keine andere Wahl? hatte

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