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Das wandernde Feuer

Titel: Das wandernde Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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Kälte.
    »Wer ist da, Shain?« fragte der Mann, ohne in seiner Betrachtung der Karte innezuhalten.
    »Wenn Ihr Euch umdreht, könnt Ihr es mit eigenen Augen sehen«, erwiderte Paul Schafer, noch ehe der Wachmann Meldung machen konnte.
    Und in der Tat drehte Aileron sich sehr schnell um, beinahe noch ehe Pauls Stimme verklungen war. Die Augen über seinem Bart glühten mit einer Intensität, die drei von ihnen nur zu bekannt waren.
    »Mörnir sei gepriesen!« rief der Großkönig aus und kam ein paar rasche Schritte auf sie zu. Dann blieb er stehen, und sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Er sah schweigend vom einen zum anderen.
    » Wo ist sie?« fragte dann Aileron dan Ailell. »Wo ist meine Seherin?«
    »Sie kommt«, antwortete Kevin und trat vor. »Sie bringt jemanden mit.«
    »Wen?« fuhr Aileron ihn an.
    Kevin sah zu Paul hinüber. Der schüttelte den Kopf. »Sie wird es Euch selbst mitteilen, wenn sie damit Erfolg hat. Ich denke, es ist ihre Sache, es Euch zu sagen, Aileron.«
    Der König starrte Paul finster an, als habe er im Sinn, die Sache weiter zu verfolgen, doch dann nahm sein Gesicht einen milderen Ausdruck an. »Nun gut«, lenkte er ein. »Solange sie nur kommt. Ich … . ich brauche sie sehr dringend.« Dann, einen Augenblick darauf, schlich sich ein zerknirschter Ton in seine Stimme ein. »Ich benehme mich schlecht, nicht wahr? Ihr habt eine freudigere Begrüßung verdient, ihr alle. Und ist dies Jennifer?«
    Er blieb vor ihr stehen. Sie dachte an seinen Bruder und ihre erste Begegnung mit ihm. Dieser Mann, nüchtern und selbstgenügsam, wie er war, verzichtete darauf, sie einen Pfirsich zu nennen oder sich zu einem Handkuss zu verneigen. Stattdessen brachte er nur unbeholfen hervor: »Ihr habt um unserer Sache willen gelitten, und das hat mir leid getan. Geht es Euch jetzt wieder gut?«
    »Gut genug«, sagte sie. »Schließlich bin ich hier.«
    Seine Augen versenkten sich fragend in die ihren. »Warum seid Ihr gekommen?« wollte Aileron wissen.
    Eine gute Frage, und niemand hatte sie bisher gestellt, nicht einmal Kim. Es gab darauf auch eine Antwort, aber sie war nicht bereit, sie gerade jetzt diesem ungehobelten jungen König von Brennin zu geben. »Ich bin so weit gekommen«, antwortete sie und begegnete seinem Blick mit ihren eigenen, leuchtendgrünen Augen. »Und ich habe die Absicht, bis zum Ende durchzuhalten.«
    Im Umgang mit Frauen versiertere Männer hatten schon aufgehört, sie anzustarren, sobald sie sich mit Jennifers Blick konfrontiert sahen. Aileron wandte sich ab. »Gut«, sagte er und begab sich wieder zu der Karte auf dem Tisch. »Ihr könnt uns helfen. Ihr werdet uns alles berichten müssen, was ihr von Starkadh noch wisst.«
    »Heh!« protestierte Dave Martyniuk. »Das ist nicht fair. Sie hat dort schlimmen Schaden erlitten. Sie versucht, darüber wegzukommen!«
    »Wir brauchen dieses Wissen«, beharrte Aileron. Dem Blick von Männern konnte er jederzeit standhalten.
    »Und wie Ihr darankommt, ist Euch egal?« fragte Kevin, und seine Stimme hatte einen gefährlichen Klang.
    »So ist es«, erwiderte der König. »Solange es um diesen Krieg geht.«
    Das nun eintretende Schweigen wurde von Jennifer durchbrochen. »Es ist schon gut«, meinte sie. »Ich werde erzählen, was mir noch einfällt. Aber nicht Euch«, sie zeigte auf den König, »auch nicht einem von euch anderen, fürchte ich. Ich werde darüber mit Loren und Matt sprechen. Mit niemandem sonst.«
     
    Der Magier war gealtert, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatten. Es gab mehr Weiß im Grau seines Bartes und seines Haupthaars, tiefere Falten in seinem Gesicht. Doch seine Augen waren wie immer: gebieterisch und gütig zugleich. Und Matt Sören hatte sich überhaupt nicht verändert, nicht einmal in Bezog auf die abscheuliche Grimasse, die als das Lächeln des Zwerges durchgehen musste.
    Sie erkannten es jedoch allesamt als solches, und nachdem sie Ailerons spröde Art erlebt hatten, bedeutete die Begrüßung, die ihnen von dem Magier wie von seiner Quelle zuteil wurde, erst ihre wahre Rückkehr nach Fionavar. Und als Matt ihre Hand zwischen seine zwei schwieligen Hände nahm, da geschah es, dass Jennifer weinte.
    »Wir haben es nie erfahren«, erklärte Loren Silbermantel mit belegter Stimme. »Wir haben nie erfahren, ob es ihr gelungen ist, dich dort herauszuholen. Und nur Jaelle hat ihre letzte Warnung gehört, was Starkadh angeht. Das hat vielen das Leben gerettet. Wir hätten die Feste angegriffen.«
    »Und dann

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