Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das wandernde Feuer

Titel: Das wandernde Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
Vom Netzwerk:
»Wie es scheint, weiß ich gar nichts. Abgesehen davon, dass wir uns erst an seine Verfolgung machen können, wenn wir dem Winter ein Ende gemacht haben, und dass wir nicht in der Lage sind, dem Winter ein Ende zu machen.«
    »Das sind wir wohl«, widersprach der Zwerg. »Wir werden die Macht des Winters brechen, weil wir müssen. Und du wirst das vollbringen, das steht für mich außer Zweifel.«
    Da lächelte der Magier, und die harten Linien seines Gesichts wurden weicher. »Hast du es denn nicht satt«, fragte er, »nachdem du mich vierzig Jahre lang in dieser Weise unterstützt hast?«
    »Nein«, entgegnete der Zwerg schlicht.
    Und gleich darauf lächelte Matt Sören ebenfalls, das typische Verziehen seines Mundes.
    Loren trank das Usheen aus und verzog dabei wieder das Gesicht. »Also gut«, entschied er. »Ich werde mit Teyrnon Gedankenverbindung aufnehmen, ehe wir schlafen gehen. Er soll wissen, dass Metran den Kessel von Khath Meigol in Händen hat und damit … . nach Cader Sedat gegangen ist.«
    Er formulierte es, so nüchtern wie möglich, doch beim bloßen Aussprechen dieses Namens überlief die beiden ein Schauer, und sie konnten es beide nicht verhindern. Amairgen Weißast, der erste Magier, hatte vor tausend Jahren dort den Tod gefunden.
    Matt nahm seine Kräfte zusammen, und Loren verband sich mit ihm. Sie fanden Teyrnon durch Barak, einen Tagesritt entfernt bei den Soldaten der Nordfeste. Sie berichteten, was vorgefallen war, und verständigten sich über die Befürchtungen, die sie alle vier empfanden und die nicht außerhalb des Rats der Magier bekannt werden durften.
    Dann brachen sie die Verbindung ab. »Alles gut gegangen?« fragte Silbermantel nach einem Augenblick seine Quelle.
    »Leicht war es«, erwiderte Matt. »Es wird mir ganz gut beim Einschlafen helfen.«
    Doch da vernahmen sie ein Klopfen an der Tür. Brock konnte es nicht sein; er hatte einen Schlüssel. Nur einen kurzen Blick wechselten sie, voller böser Vorahnungen, denn sie waren nun einmal, was sie waren, und das seit langem. Dann gingen sie gemeinsam die Vordertür öffnen.
    Draußen in der Nacht, hinter sich die hellen Sterne und den aufgehenden Mond, stand ein bärtiger Mann, breitschultrig, doch nicht groß, in dessen Augen die Zeit sich weit in die Vergangenheit spann, und in seinen Armen lag eine bewusstlose Frau.
    Es war sehr still. Loren hatte das Gefühl, als würden sogar die Sterne stillstehen und der spät aufgegangene Mond. Dann sagte der Mann mit klangvoller, wenn auch leiser Stimme: »Sie ist nur erschöpft, meine ich. Sie hat mir dieses Haus genannt, ehe sie das Bewusstsein verlor. Seid Ihr Loren Silbermantel? Matt Sören?«
    Sie waren stolze Männer, der Magier und seine Quelle, und wurden zu den Großen Fionavars gezählt. Doch es geschah mit demütiger, dankbarer Ehrfurcht, als sie auf ihrer eigenen Schwelle auf die Knie fielen, alle beide, vor Arthur Pendragon und der Frau, die ihn angerufen hatte, und ihr Kniefall galt der Frau ebenso wie dem Manne.
     
    Noch ein Klopfen an einer anderen Tür. In ihrem Zimmer im Palast war Jennifer allein, und sie schlief nicht. Sie riss sich aus ihrer Betrachtung des Feuers; und das lange Gewand, das sie ihr überlassen hatten, berührte im Gehen die tiefflorigen Teppiche auf dem Boden. Sie hatte gebadet und ihr Haar gewaschen, es danach vor dem Spiegel ausgekämmt und dabei ihr eigenes fremdes, so fremdes Gesicht angestarrt. Die grünen Augen, die nun einmal erblickt hatten, was sie erblickt hatten. Lange hatte sie vor dem Feuer gestanden, wie lange, das wusste sie nicht, als das Klopfen ertönte.
    Und mit ihm eine Stimme: »Hab keine Angst vor mir«, vernahm sie durch die Tür. »Du hast keinen ehrlicheren Freund.«
    Eine Stimme wie Glockenklang, ein Laut, der einem Singen nahe kam. Sie öffnete die Tür und sah Na-Brendel von den Lios Alfar. Trotz ihrer Entrückung war sie tief bewegt, seine leuchtende, zierliche Anmut zu erblicken.
    »Tritt ein«, forderte sie ihn auf. »Um Tränen zu vergießen ist es allerdings zu spät.«
    Sie schloss hinter ihm die Tür, und es erschien ihr wie ein Wunder, dass die Flammen des Kaminfeuers und die Kerze an ihrem Bett nun heller loderten und tanzten, da sich seine Gegenwart im Zimmer bemerkbar machte. Kinder des Lichts waren die Lios, schon ihr Name bedeutete Licht , und es teilte sich ihnen mit und erhielt Antwort von ihrem Wesen.
    Und der Herr der Finsternis hasste sie, mit einem Hass, der so allumfassend war, dass alles andere

Weitere Kostenlose Bücher