Das waren schöne Zeiten
Frau eine solche Arbeit zumuten.«
Ich pflegte ihm heftig zu widersprechen, aber es war vergeblich. Er blieb bei seiner Ansicht und sagte nur, daß ich natürlich schreiben könnte, was ich wollte, aber daß es falsch wäre. Da ich es hasse, mich mit Änderungen zu befassen, wenn das Manuskript einmal abgeschlossen ist, pflegte ich meist murrend wegzugehen und es schließlich doch nach seinem Vorschlag zu korrigieren. Ich habe seine Kritik sehr vermißt und bin nur froh, daß ich mich nun an meinen Sohn wenden kann, wenn ich in einem dieser Dinge unsicher bin.
Um ein wenig von der Atmosphäre und dem Geist jener vergangenen Tage wieder einzufangen, bin ich zur Farm zurückgekehrt, während ich dieses Buch schreibe. Ich wohne in einer Cottage, deren Frontfenster den Bück auf die wilden Hänge des Pirongia freigibt, während die Fenster der Rückseite auf die Ebenen und Berge hinausschauen. Die Farm sieht wunderschön aus. Wo vor langer Zeit Unkraut wucherte, wo einst Farn und Blaubeerbüsche triumphierten, breiten sich nun sanfte, grüne Weiden aus. Üppige Anpflanzungen sorgen dafür, daß die unvermeidliche Grünfutterknappheit im Winter keinen Schaden mehr anrichten kann, und in den sechs Jahren, seit mein Sohn die Farm übernahm, hat sich der Viehbestand, zum Teil dank moderner Methoden, um das Dreifache erhöht.
Das Buschland als solches hat nun, seit die Straße nach Kawhia geteert ist, aufgehört zu existieren. Die Pekanui hat sich in eine stark befahrene Hauptstraße verwandelt. Oben auf dem Berg, wo einst zwei junge Leute langsam und mühsam sich ihren Weg mit den Pferden durch den Schlamm zu ihrem ersten Heim bahnten, braust nun Tag und Nacht der Straßenverkehr. Die Arbeit hier oben im Hochland ist immer noch hart, aber das Leben ist leichter und komfortabler. Doch mir kommen immer wieder Pats Worte in den Sinn, welche ich als Vorwort diesem Buch voranstellte: »Die Dinge stehen im Moment ein bißchen schlecht, Missus; aber ich wette, daß Sie eines Tages zurückdenken und sagen werden: >Das waren schöne Zeiten!<«
Mein Mann starb im März 1960, in seinem eigenen Heim und ganz plötzlich, wie er es sich immer gewünscht hatte. Er wurde in dem kleinen Bergfriedhof in Pirongia neben seinem Bruder und meiner Schwester begraben, gegenüber dem Berg, den er so sehr liebte.
ENDE
MARY SCOTT
Mary Scott ist Neuseeländerin, lebt in Neuseeland und schreibt über Neuseeland. Sie wurde an der Bay of Island geboren. Ihre Vorfahren kamen mit den ersten weißen Missionaren auf die Insel. Mary Scott wurde in Auckland erzogen, nach einer zweijährigen Tätigkeit als Lehrerin heiratete sie einen Farmer und zog mit ihm in die Wildnis, fernab aller Zivilisation. Heute lebt die Schriftstellerin wieder in Auckland. Ihre heiteren Romane, die zum großen Teil autobiographisch sind, spielen alle in ihrer Heimat.
Von Mary Scott sind in Goldmanns GELBEN Taschenbüchern erschienen:
»Es ist ja so einfach« (Band 1904); »Es tut sich was im Paradies« (Band 730); »Frühstück um Sechs« (Band 1310); »Mittagessen Nebensache« (Band 1636); »Tee und Toast« (Band 1718); »Und abends etwas Liebe« (Band 2377); »Truthahn um Zwölf« (Band 2452); »Macht nichts, Darling« (Band 2589); »Wann heiraten wir, Freddie?« (Band 2421); »Ja, Liebling« (Band 2740); »Das waren schöne Zeiten« (Band 2782); Mary Scott und Joyce West, »Lauter reizende Menschen« (Band 1465).
»Daß Humor am besten über manches Ärgernis hinweghilft, beweist uns Mary Scott mit ihrer fröhlichen Erzählergabe; sie würzt alles mit einem Schuß gelungener Situationskomik und erreicht damit, daß sie ihren Lesern uneingeschränkte Freude bereitet.« National Zeitung, Basel.
GOLDMANNS GELBE TASCHENBÜCHER
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