Das waren schöne Zeiten
ziehen lassen, als sie ihre Berufe erlernten und heirateten, er hatte dort in vollkommener Harmonie mit meinem Bruder gelebt und immer gehofft, er werde dort sterben dürfen. Nun aber mußte er erkennen, daß ihm dieser Wunsch versagt blieb. Wir alle wären nur zu glücklich gewesen, hätte er bis ans Ende seiner Tage so leben können, wie er es für sich wünschte; aber noch wichtiger war für uns, ihn noch einige Jahre in unserer Mitte zu haben!
Seine Zeit war nur noch kurz bemessen, und zuerst war sie so unglücklich wie nur möglich. Er vermißte die Farm bitterlich; sie war sein Leben gewesen. Auf sich selbst beschränkt durch seine Taubheit, hatte er alles Interesse seinem Land und seiner Zucht zugewandt, das er unter anderen Umständen, seinem geselligen Charakter folgend, an Menschen vergeben hätte. Er besaß kein Hobby, wenn man vom Lesen absah, was er besonders in den letzten Jahren ausgiebig tat. Gartenarbeit gefiel ihm nicht; zu handwerklichen Arbeiten hatte er weder Talent noch Neigung, und Kartenspielen betrachtete er als letzte Zuflucht für Schwachsinnige! Es fiel ihm unsagbar schwer, auf der Farm eines anderen zu leben. Nicht einmal die Tatsache, daß es hier Platz für sein Pferd und die Hunde gab und daß er nicht nur auf den Garten eines Nachbarn hinausschaute, sondern auf grüne Wiesen, konnte ihn trösten.
Immer und immer wieder kehrte er zur Farm zurück. Von Tui und Stuart wurde er jedesmal so warm und herzlich begrüßt, wie man es nur wünschen konnte. Dann, eines Morgens, als wir eben wieder einmal dabei waren, unsere Koffer zu packen, um eine Weile in der Cottage auf Whakamaru zu bleiben, brachte unser guter Vermieter die Erlösung. Walter hatte sich sehr eng mit Herbert Morrison angefreundet, dessen Güte und Humor keine Grenzen kannte, und mit seiner Frau Dorothy, welche meinen Mann nur zu gut verstand.
An diesem speziellen Morgen überraschte mich Herbert Morrison nicht wenig, indem er zu mir sagte: »Ich frage mich, ob Walter sich hier glücklicher fühlen würde, wenn er ein Stück Land hätte, auf dem er ein paar Schafe halten könnte?«
Ich entgegnete, daß er das zweifellos tun würde — aber, woher sollten wir das Land dazu nehmen? Wir waren in der Nähe von Arapuni, wo das Land stark kultiviert und deshalb sehr wertvoll ist. Das hier war keine Buschgegend, und kein Farmer würde etwas von seinem Land abgeben.
»Wenn er damit einverstanden ist, dann könnte ich ihm so an die zwanzig Morgen um die Cottage herum verpachten. Das würde für sechs, sieben Schafe pro Morgen und ein paar Kühe ausreichen. Wer weiß, vielleicht fühlt er sich dann wohler hier.«
Es war ein ungemein großzügiges Angebot; denn was wir auch immer für die Pacht bezahlen würden, es würde niemals auch nur annähernd das sein, was er selbst aus dem Land herauswirtschaften konnte. Ermutigt durch seine Frau, hatte Herbert dieses Angebot ausschließlich seiner Herzensgüte folgend gemacht. Wir hatten wirklich ein unwahrscheinliches Glück, einen solchen Hausherrn zu haben.
Wir nahmen mit Freuden das großherzige Angebot an. Im letzten Jahr seines Lebens tat Walter das, was er >Farmer spielen< nannte, und es machte ihm viel Spaß. Zum erstenmal hielt er auf vollentwickeltem Land Schafe, etwa sieben pro Morgen, und war unerwartet erfolgreich damit. Natürlich gab es Probleme, denen wir auf unserem rauheren Land niemals begegneten; doch sie waren eher eine Herausforderung für Walter und erhöhten nur den Reiz und das Interesse. Er genoß es sichtlich und, dessen bin ich sicher, es verlängerte sein Leben. Wir gingen hierhin und dorthin auf Auktionen und kauften Schafe. Während der Lammung hieß es tüchtig zugreifen. Wir trafen auf Schwierigkeiten, die wir auf unserem nur leicht gedüngten Land nie kennengelernt hatten, aber wir wurden damit fertig. Noch etwas, das wir bisher nie erlebt hatten — Walter konnte alle Lämmer fett wegschicken.
Und so waren auf die eine oder andere Weise die Tage angenehm, aber nicht anstrengend, mit Beschäftigung ausgefüllt. Natürlich gab es auf dieser Farm keine harte Arbeit mehr zu tun; sie war schon vor Jahren abgeschlossen worden. Trotzdem mußte manchmal ein Zaun geflickt, ein Gatter befestigt, Disteln gestochen, Schafe geweidet und Lämmer geliefert werden. Obendrein kamen wir viel mit den Morrisons zusammen, plauderten, lachten und festigten die Freundschaft, die uns allen viel bedeutete.
Davon abgesehen konnte sich Walter nun einem Vergnügen hingeben, für
Weitere Kostenlose Bücher