Das waren schöne Zeiten
möglich machte und die ganze raffinierte Lösung durch einen winzigen Fehler im ersten Kapitel bereits verraten wurde. Das pflegte dann der Augenblick zu sein, wo ich unsere Notizen zerriß und wir beide, voller Zorn auf unsere Dummheit, wieder von vorne anfingen.
Zu meinem Bedauern muß ich gestehen, daß ich eigentlich ungeeignet bin, Krimis zu schreiben. Es ist eine vollkommen anders geartete Technik als die für unkomplizierte Romane. Man muß dauernd auf jedes kleinste Detail aufpassen. Überraschend intellektuelle Leute lesen Krimis. Wenn einem nur das winzigste Versehen unterläuft, sagen wir über Totenstarre, dann schüttelt dein Arzt traurig sein Haupt über deine Unwissenheit; macht man einen Fehler die Leichenschau betreffend, klärt dich dein Rechtsanwalt gründlich über dieses Gebiet auf; entdeckt ein Kritiker rein zufällig eine unwesentliche Unkorrektheit, fällt er über dich her, selbst wenn er nicht einmal den Rest des Buches gelesen hat. Nie im Leben werde ich die Schwierigkeiten mit Transportfragen vergessen, die wir beim Schreiben von Such Nice People hatten, ebenso wie den Fehler über Zoll, der uns bei No Red Herrings unterlief, welchen wir aber glücklicherweise noch rechtzeitig korrigieren konnten. Alles in allem ist es ein verdammt kitzliger Job, fast wie das Lösen von Kreuzworträtseln. Dummerweise mache ich mir nichts aus Kreuzworträtseln.
Immer wieder werde ich befragt, warum ich plötzlich anfing, Krimis zu schreiben. Ein Kritiker bemerkte etwas bissig, daß es ihn nicht so sehr interessiere, >Wer-hat-es-getan< als >Warum-haben-sie-es-getan<. Er meinte damit, warum zwei anerkannte Schriftstellerinnen plötzlich mit Kriminalromanen angefangen haben. Es war das alte Problem — wir sind beide bereits endgültig abgestempelt.
Joyces Drover Road hatte einen außergewöhnlichen Erfolg gehabt, nicht nur in Neuseeland sondern auch in England, ebenso wie ihr nächstes Buch The Year of the Shining Cuckoo und zwei Fortsetzungsromane von Drover Road , alles Bücher für Kinder und Jugendliche. Meine eigenen Bücher waren beliebt und hatten sich gut verkauft. Nun, warum also diese bedauerliche Abweichung?
Es war geradezu verhängnisvoll, daß uns niemand glauben wollte, wir hätten es aus purem Spaß an der Sache getan, obwohl das die reine Wahrheit ist. Es machte uns eben Spaß, zusammenzuarbeiten; wir fanden es interessant, die vielen Klippen gemeinsam zu umschiffen, die Lösung auszutüfteln, den handelnden Figuren Leben und Charakter zu geben. Natürlich verwandten wir daran viel Zeit, die wir vermutlich besser und profitabler hätten nützen können. Allgemein gesprochen bringen Krimis nicht soviel ein, wie heitere Romane. Die meisten Leute sind vernünftig genug und holen sie sich aus Leihbibliotheken, anstatt sie zu kaufen. Aber, wie gesagt, es kam mir auf den Spaß bei der Sache an, und mir tat die Zeit nicht leid. Wenn die Konstruktion der Handlung erst einmal feststand, dann übernahm ich es, das Gerüst sozusagen auszufüllen. Handelte ein Kapitel von Jagd oder Pferden, wie zum Beispiel Jims Ritt in Such Nice People , oder die Jagd in No Red Herrings , schrieb Joyce dieses Kapitel, weil sie eine weitaus bessere Autorität als ich in allem war, was Pferde und Jagden betraf. Der Rest war mein Beitrag, ebenso wie das Tippen der Manuskripte zum Verdruß der Setzer. Manchmal tippte auch Joyce einen Teil des Manuskripts, wenn es ins reine geschrieben wurde; aber im allgemeinen zog ich vor, das selbst zu tun, weil ich zu jenen Schriftstellern gehöre, die selbst im endgültigen letzten Manuskript noch Änderungen vornehmen.
Ich bin derart verheiratet mit meiner Schreibmaschine, daß ich mit einem Füller oder Bleistift in der Hand nicht denken kann. Alles was ich schreibe wird sofort getippt, wobei die Schreibmaschine meist auf meinen Knien steht, und das oft genug, während ich im Bett sitze. Doch das ist dann nur der erste Rohentwurf. Fast jedes Manuskript wird mindestens ein- oder zweimal von neuem getippt. Die letzte Entwicklungsstufe ist mir, trotz meiner ewigen Kämpfe mit dem rutschenden Kohlepapier, die liebste. Das mühsame Herausarbeiten der Handlung ist überstanden; jetzt gilt es nur noch gewisse Feinheiten herauszufeilen. Am Ende bin ich dann so verbunden mit meinen Charakteren, daß es mir tatsächlich leid tut, ihnen good-bye sagen zu müssen.
Immer arbeite ich zu schnell. Frühstück um Sechs war in einem Monat fertig, und noch dazu in einem Monat mit vielen und
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