Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
erwachsenen Teilnehmer, und sie lachte sich scheckig über die angestrengten Witze des Moderators. Die Herzen der Zuschauer flogen ihr zu, und alle wollten sehen, ob sie es bis in die Endrunde schaffte.
Drei Wochen und drei Sendungen später standen die drei Sieger fest. Und was für welche! Gouverneur Jansen strahlte, das Honorar des Moderators wurde verdoppelt und die Zeitungen waren schier außer sich.
Den ersten Preis gewann Rosalie Lee aus New York, eine dicke schwarze Frau, die zufällig und zum ersten Mal überhaupt ihre Schwester Josephine in Virginia besucht hatte. Rosalie war ein Prachtexemplar von einer Frau, mit Zähnen wie Perlen und einem ansteckenden Lachen, und sie verstand es, das Publikum zu unterhalten. Nur einen Punkt Rückstand hatte T. Perkins, der farblose, aber ausgesprochen freundliche Sheriff aus dem Nordwesten Virginias. Er war früher einmal der beste Dartspieler des Landes gewesen. Dritte wurde tatsächlich Doggie Curtis, das Mädchen mit den Lachgrübchen. Was für ein Triumph! Beliebter und unterschiedlicher hätten die Sieger nicht sein können – alle Beteiligten waren zufrieden. Bei diesem Ergebnis konnte sich keine Bevölkerungsgruppe übergangen fühlen.
Rosalie Lee, T. Perkins und Doggie Curtis bekamen die üppigen Prämien vor laufender Kamera überreicht. Außer einererklecklichen Summe Geldes hatten sie eine Reise nach China gewonnen.
Doggie konnte ihr Glück kaum fassen. Sie, zusammen mit Gouverneur Bruce Jansen und seinem Stab in China! Sie würde in dieses fremde, ferne Land reisen und gemeinsam mit einer chinesischen Delegation eine zwanzigtägige Rundreise unternehmen. Ein Märchen!
Ja, Gouverneur Jansen hatte ein Gespür für die Wünsche der Menschen, das hatte er einmal mehr unter Beweis gestellt – und die Medien überboten sich gegenseitig in der Berichterstattung.
Doggies Vater war zwar stolz auf seine kluge Tochter, aber er schäumte vor Wut, als er von der Prämie hörte. Als äußerst konservativer Republikaner lehnte er den Demokraten Bruce Jansen vehement ab. »Jansen ist ein Schwein!«, schrie er. »Bei diesem PR-Gag eines Demokraten machst du nicht mit!« In einer erbitterten Auseinandersetzung mit ihrem Mann sorgte Doggies Mutter schließlich dafür, dass ihre Tochter die Reise antreten durfte.
Es war die letzte Auseinandersetzung der Eltern – fünf Monate später wurden sie geschieden. Von da an lebte Doggie bei ihrer Mutter, deren Mädchennamen sie annahm.
In gewisser Weise hatte ihr Vater ja recht gehabt. Das Ganze war eine Publicity-Nummer. Aber warum denn auch nicht! Gouverneur Jansen war ein fähiger Mann. Er hatte drei ganz normale Menschen zu Publikumslieblingen gemacht, und alle sieben Millionen Einwohner Virginias fühlten sich über diese drei eingeladen, an der Reise in das rätselhafte Land teilzunehmen. Doggie wurde zu einer Art Lokalprominenz, ihre Fotos und Interviews fanden sich in allen Medien. Und die Strategie von Gouverneur Jansen ging auf: Mit diesem Manöver hatte er die Herzen seiner potentiellen Wähler erobert. Wem entstand dadurch schon ein Schaden? Seinem politischenGegner, ja. Aber Jansen war kein Schwein. Nein, er kannte die Menschen, er wollte an die Macht – und er war klug.
Als Doggie im Sonnenschein zur Gangway hinaufschaute und zum Abschied winkte, hatte sie Herzklopfen. Sie war in Mexiko gewesen und in Puerto Rico und in mindestens zwanzig der amerikanischen Staaten. Aber noch nie war sie mit einer so großen Maschine geflogen.
Als sie zu ihrem Platz in der Mitte kam, saß Sheriff T. Perkins bereits am Fenster und machte sich mit einem vergoldeten Dartpfeil die Fingernägel sauber. Wenige Sekunden später kam Gouverneur Jansens Frau, Caroll Jansen, zu Doggie und tätschelte ihr die Wange. »Doggie, du bist ein tolles Mädchen«, sagte sie. »Ich gratuliere dir zum dritten Platz. Wir zwei werden es uns unterwegs schön machen.« Sie nickte nach links und rechts und nahm dann zwei Reihen weiter vorn Platz zwischen ihrem Mann und Thomas Sunderland, der rechten Hand des Gouverneurs.
Rosalie Lee begrüßte Doggie herzlich, pflanzte ihren gewaltigen Körper neben Doggie und beanspruchte dabei auch noch die Hälfte von Doggies Sitz. Aus einer riesigen Tüte holte sie Cola, Kekse und Süßigkeiten und verteilte alles großzügig. In Rosalie Lees Gesellschaft sollte es niemandem an etwas mangeln.
Sie unterhielt Doggie mit Geschichten von New York, von ihrer kleinen Wohnung in der Bronx und ihren drei hübschen
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