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Das weiße Amulett

Das weiße Amulett

Titel: Das weiße Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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kurze Notiz aus dem Traumtagebuch. »Es war fast genau vor zwei Jahren.«
    »Darf ich mal sehen?«, fragte Mansfield.
    »Natürlich.« Sie reichte ihm das Buch mit aufgeschlagener Seite. Er nahm es in die Hand und überflog den kurzen Text. Worte wie Flohmarkt, Frankreich, Rilke und Bernhardt konnte er erkennen. Er besah sich das ganze Buch, dessen Notizen vor sechs Jahren begannen und bis zum heutigen Eintrag reichten. Es war zu zwei Drittel voll, jede Seite eng beschrieben und manchmal auch mit Skizzen versehen. Es gab keine leeren Zwischenseiten, auf denen man später nachträglich Einträge machen konnte.
    Mansfield hob staunend eine Augenbraue und gab ihr das Buch zurück. »Wie ist das möglich? Ich hatte doch erst gestern die Idee mit dem Flohmarkt.«
    Karen lächelte wie eine Sphinx. »Woher kommen Ideen, Michael? Oder Gedanken? Wo ist ihr Ursprung?«
    »Keine Ahnung. Hab ich noch nie drüber nachgedacht. Sie sind eben da.«
    »Ja, ich weiß. Ich versteh es auch nicht«, seufzte sie. »Aber meine Erfahrungen sagen, dass diese seltsamen Dinge passieren. Ob es uns gefällt oder nicht.«
    Mansfield ging zur Minibar und goss sich einen Whiskey ein. Er wusste nicht, ob er an die Sache glauben sollte oder nicht. Er hoffte nur, dass Karen Unrecht hatte, denn in letzter Zeit verfolgte ihn ein dunkler Traum, und er wünschte nicht, dass er wahr werden würde. Er trank den Whiskey in einem Zug.
    »Dann war es also Schicksal, dass Sie das Buch fanden?«
    Karen nickte. »Ja, das denke ich.«
    »Und es war Schicksal, dass Sie nach Paris kamen?«
    »So sieht es aus.«
    »Wie schön«, sagte er und lächelte spitzbübisch. »Haben Sie heute nur Träume aufgeschrieben oder auch etwas Neues über Bernhardt herausgefunden?« Er deutete auf die Unterlagen neben dem Laptop.
    Karen schloss das Traumtagebuch und legte es neben sich auf die Armlehne. »Ehrlich gesagt, gibt es kaum etwas Neues. Mein Bruder rief an und meinte, dass der Mann nicht besonders interessant sei. Und die Notizen in der Mappe sind auch nicht ergiebig. Es scheint fast so, als ob das Leben des Professors durch den Säureanschlag in der Sorbonne endgültig ausgelöscht wurde.«
    Mansfield hörte einen resignierenden Unterton in ihrer Stimme und versuchte ihr Mut zu machen.
    »Das glauben Sie doch nicht wirklich. Wenn ein Mensch wie der Professor einige Jahre in Paris lebte, wird es noch mehr Unterlagen über ihn geben als nur diese paar Seiten und die vier Bücher. Man muss nur danach suchen.«
    Karen lehnte sich auf dem Sofa zurück. »Und wo? Wir waren in der alten und der neuen Nationalbibliothek, und in der Sorbonne. Ich weiß nicht mehr, wo ich noch suchen soll.«
    Das wusste Mansfield auch nicht, aber er wollte nicht, dass Karen Paris verließ. Nicht jetzt.
    Genau in dem Augenblick klopfte es an der Zimmertür.
    Mansfield und Karen warfen sich einen fragenden Blick zu.
    »Einen Moment«, sagte Mansfield und ging zur Tür. Er spähte durch den Spion und erkannte Laurent. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Hatte er vielleicht inzwischen herausgefunden, weswegen er wirklich in Paris war? Aber Laurent war allein. Wenn er ihn verhaften wollte, hätte er wohl mindestens noch einen Kollegen mitgebracht. Mansfield öffnete die Tür und ließ Laurent herein, der Karen nur kurz zunickte und sich dann ihm zuwandte.
    »Wo waren Sie heute Nachmittag zwischen fünfzehn und achtzehn Uhr, Monsieur Mansfield?«
    »Wieso?«, fragte er wegen Laurents herrischem Ton leicht gereizt. »Hat es wieder einen Anschlag auf Madame Alexandre gegeben, und ich war nicht dabei?«
    »Nein«, antwortete Laurent, griff in seine Manteltasche und zog ein Foto heraus. Er wedelte damit in der Luft herum. »Heute Nachmittag wurde mein alter Seminarleiter ermordet.«
    Es herrschte einen Moment Stille.
    Karen schluckte. »Sie meinen …«
    »Ja, Madame, ich meine Monsieur Tanvier, der Seminarleiter, aus dessen Kurs ich Ihnen heute Morgen die Notiz mitgegeben habe und auf der auch die Adresse von ihm stand.« Er sah Mansfield an. »Glauben Sie an Zufälle, Monsieur Mansfield?«
    »Nein.«
    »Sehen Sie, ich auch nicht. Deswegen frage ich mich, warum der Mann genau an dem Tag ermordet wurde, an dem ich Ihnen die Notiz mit seiner Adresse gab. Und jetzt frage ich Sie noch mal: Wo waren Sie heute Nachmittag zwischen fünfzehn und achtzehn Uhr?«
    »Tja, das wird wohl schwierig für ein gutes Alibi, denn ich bin einfach nur in der Nähe des Louvre herumgelaufen.«
    Das war zwar gelogen, aber immer noch

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