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Das weiße Amulett

Das weiße Amulett

Titel: Das weiße Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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gehst du einfach wieder runter. Ist überhaupt kein Problem. Wenn du es bis zur ersten Plattform schaffen würdest, würdest du mit einer sehr schönen Aussicht belohnt werden. Nur so als Tipp.«
    Karen seufzte unwillkürlich. »Dasselbe hat mir schon jemand anders gesagt.«
    Ihr Bruder wurde hellhörig. »Wer?«
    »Ein Amerikaner, den ich hier kennen gelernt habe.«
    »Ah, très bien. Du warst mit ihm am Eiffelturm?«
    »Ja.«
    »Aber nicht auf dem Eiffelturm.«
    »Nein.«
    »Lass mich raten. Du hast ihn allein auf den Eiffelturm gehen lassen und hast unten auf ihn gewartet.«
    »Stimmt genau.«
    »O Mann, Schwesterchen! Du wirst dich wohl nie ändern«, sagte Kay lachend. »Ist der arme Kerl noch bei dir?«
    »Ja, warum? Willst du ihm dein Beileid aussprechen?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich gönn ihm jede Minute mit dir.«
    »Sei nicht so gemein zu mir.«
    »Ich bin nie gemein zu dir«, widersprach ihr Bruder.
    Karen konnte sein breites Grinsen geradezu hören. »Na dann amüsier dich schön in Paris«, sagte Kay. Zwischen Karens Augenbrauen entstand eine kleine Falte. Sie war weit davon entfernt, sich zu amüsieren. »Ich muss jetzt wieder an die Arbeit. Vielen Dank für deinen Anruf, Kay.«
    »Stets zu Diensten, Madame Alexandre. Au revoir.«
    »Tschüss und grüß Marion von mir.«
    »Werd ich machen.«
    Das Handy verstummte. Karen klappte Bernhardts Buch zu und blickte versonnen auf den grünen Einband. Es war ein ernüchterndes Gefühl zu wissen, dass es ihr nicht weiterhelfen würde. Sie griff wieder nach der blauen Mappe. Sollten diese wenigen Seiten wirklich die einzigen greifbaren Daten über den Professor sein? Gab es nicht mehr über ihn? Das konnte und wollte sie nicht glauben. Wie sollte sie mit so wenig Material eine interessante Monographie schreiben? Sie öffnete die Mappe und nahm die Blätter heraus. Darunter waren Briefe von Hopkins, in denen er immer wieder schrieb, dass das Paket nicht angekommen sei und dass sich Bernhardts Berichte sehr vielversprechend anhören würden. Hoffnungsvoll erwarte er den nächsten Brief von ihm. Doch anscheinend hatte er nie wieder etwas von Bernhardt gehört, denn in den letzten Briefen bat er nur um eine Antwort auf seine Anfragen. Schließlich endeten die Briefe aus England.
    Karen legte Hopkins Briefe in die Mappe zurück. Allmählich wollte sie wirklich wissen, was mit dem Professor geschehen war. Hatte sie noch vor wenigen Tagen zu Michael gesagt, dass sie den Fall nicht aufklären, sondern nur ein Buch über Bernhardt schreiben wolle, so kam sie jetzt immer mehr zu der Überzeugung, dass es ihre Aufgabe war, das Geheimnis um das Verschwinden des Professors zu lüften.
    Mit einem kleinen Notizbuch und einem Kugelschreiber in der Hand fand Mansfield sie abends um halb sieben auf dem Sofa sitzend. Die Minibar war auch noch vollständig, wie er mit einem kurzen Blick bemerkte.
    »Sie haben nichts getrunken«, stellte er fest und griff nach zwei kleinen Mineralwasserflaschen. »Geht es Ihnen gut?«
    Sie sah ihn leicht abwesend an. »Was haben Sie gesagt?«
    Mansfield schloss die Tür zur Minibar, goss ein wenig Wasser in ein Glas und reichte es Karen.
    »Sie haben den ganzen Nachmittag nichts getrunken. Das ist nicht gesund. Und schon gar nicht, wenn man eine Treppe hinuntergefallen ist.«
    Er hatte sich auch ein Glas mit Wasser eingeschenkt und trank es in einem Zug aus. Dann wanderte sein Blick zu den Unterlagen neben dem Laptop auf dem Sideboard und schließlich zu dem Notizbuch. Er hatte es noch nie bei Karen gesehen. Es war ein kleines schwarzes Buch, mit roten Ecken und rotem Rücken. »Machen Sie sich schon Notizen für Ihr Bernhardt-Buch?«
    »Nein, ich schreibe meine Träume auf.«
    »Sie tun was ?«
    »Ich schreibe meine Träume auf.«
    »Immer?«
    »Nein, nicht immer. Nur dann, wenn ich sie für wichtig halte.«
    »Wozu?«
    Sie lächelte verlegen. »Es ist ein Zwiegespräch mit dem Unterbewusstsein. Manchmal merkt man, dass es im Traum um Verarbeitung geht, andere sind symbolisch, und wieder andere Träume werden wahr.«
    Mansfield sah sie ungläubig an. »Wie meinen Sie das?«
    »Es ist ein bisschen merkwürdig«, gab sie zu und setzte sich bequemer hin. »Ich erlebe manchmal Szenen und habe dabei das Gefühl, sie bereits zu kennen. Das Wetter, das Licht, der Ort, die Menschen um mich herum … So wie unser Besuch gestern auf dem Flohmarkt.«
    »Sie haben den Besuch auf dem Flohmarkt schon mal geträumt?«
    Karen nickte und übersetzte ihm die

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