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Das weiße Amulett

Das weiße Amulett

Titel: Das weiße Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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wo er hingehen wollte, aber hatte sie das Recht zu so einer neugierigen Frage? Schließlich war sie nur sein Gast. Sie entschied sich für die höfliche Variante und hielt ihre Neugierde zurück.
    »Das macht nichts. Mir wird bestimmt nicht langweilig werden.« Sie warf einen Blick auf das Buch in ihrer Hand und runzelte dann die Stirn. »Na ja, vom Thema her wird mir wahrscheinlich schon langweilig werden, aber das lässt sich wohl kaum vermeiden.«
    »Sie sollten froh sein, das Buch überhaupt bekommen zu haben.« Mansfield musste an das große Durcheinander der bunten Flohmarktstände denken. In dem Moment zuckte seine Hand, als ein unheimliches Kribbeln durch sie hindurchging und das Bild der schwarzhaarigen Frau vor seinem inneren Auge auftauchte. Er versuchte das Kribbeln zu unterdrücken, aber es gelang ihm nicht. Doch es dauerte nur Sekunden, dann war es vorbei.
    Karen hatte nichts bemerkt und redete einfach weiter. »Ich finde öfter Bücher auf dem Flohmarkt, die ich gerade brauche. Das ist mir schon ein paarmal passiert.« Sie betrachtete das hundert Jahre alte Buch und musste daran denken, wie es völlig unscheinbar neben dem Rilke-Band gelegen hatte. »Schade, dass die anderen drei Bände nicht auch dabei waren.«
    »Na, nun seien Sie mal zufrieden.«
    »Bin ich ja, keine Angst. Vielleicht bekomme ich die anderen Bücher ja auch noch. Und mit dieser Mappe hier«, sie zeigte auf die blaue Mappe, die ein Bote ihr vor kurzem mit den besten Grüßen von Monsieur Artois gebracht hatte, »kann ich die Monographie vielleicht beginnen.«
    Mansfield nickte nur und ließ sie mit ihrem Arbeitsmaterial allein.
    Karen hatte neugierig die Papiere der blauen Mappe durchgeblättert und las jetzt seit einer halben Stunde in Bernhardts Buch, als ihr Handy klingelte. Es war Kay.
    »Ich habe deine Professoren wiedergefunden, Karen. Allerdings verstehe ich nicht, warum du über Bernhardt ein Buch schreiben sollst. In einem alten Zeitungsartikel steht, dass der Mann nur vier kleine Bände veröffentlicht hat. Nach 1907 ist nichts Neues mehr von ihm erschienen. Viel interessanter scheint Prof. Frederick Gowland Hopkins zu sein. Der war damals ein bekannter Physiologe und hat sehr viel später in den zwanziger Jahren den Nobelpreis bekommen. Warum schreibst du kein Buch über ihn? Da würde sich bestimmt mehr Material finden als bei Prof. Bernhardt.«
    »Ich weiß es nicht, Kay. Julius will es so.«
    »Na dann viel Spaß. Der Mann gibt jedenfalls nicht viel her. Seine Hypothesen beziehen sich auf die Anfänge der Erforschung des Stoffwechsels und geben keinerlei Auskunft über irgendwelche herausragenden Erfolge. Es geht dort nur um reine Forschungen mit pflanzlichen und tierischen Probanden. Nichts, was dich interessieren könnte, Schwesterherz.«
    Das entsprach genau dem, was sie bisher aus Bernhardts Buch herausgelesen hatte.
    »Damals steckte dieses Forschungsgebiet noch in den Kinderschuhen, und konkrete Erfolge gab es erst nach deinem Professor«, fuhr ihr Bruder fort. »Tut mir Leid.«
    »Vielen Dank, Kay. Damit hast du mir schon weitergeholfen.«
    »Gern geschehen, Schwesterchen. Und wie läuft es sonst so in Paris?«
    Für einen kurzen Augenblick überlegte Karen, ob sie ihm von den Anschlägen erzählen sollte, aber das hätte ihn nur unnötig beunruhigt.
    »Oh, es läuft hier so là là. Drei von Bernhardts Büchern habe ich leider nicht in die Hände bekommen. Nur ein einziges konnte ich finden, aber es ist so, wie du sagst, es hilft mir nicht besonders weiter. Die Sorbonne hatte auch keine Unterlagen.« Das ist nicht einmal gelogen, dachte Karen. »Aber der Rektor hat mir zum Glück einige persönliche Aufzeichnungen des Professors geschickt. Ob etwas Brauchbares dabei ist, weiß ich noch nicht. Mal sehen.«
    »Na, du scheinst ja voll in der Arbeit zu stecken. Hast du denn noch gar nichts von Paris gesehen?«
    »Doch, na klar. Sacré-Cœur, den Louvre, den Eiffelturm …«
    »Du warst auf dem Eiffelturm?«
    »Nein, war ich natürlich nicht. Aber immerhin habe ich ihn gesehen.«
    »Also gegen deine Höhenangst solltest du wirklich mal etwas unternehmen.«
    »Du willst mir doch jetzt keine klugen Ratschläge geben, oder?«, fragte Karen etwas gereizt. Was ihre Schwächen betraf, war sie sehr empfindlich.
    »Gerade der Eiffelturm wäre sehr geeignet, um mit der Bekämpfung deiner Höhenphobie anzufangen, Schwesterherz, weil du über die Treppe schön langsam höher steigen kannst. Und wenn du es nicht mehr erträgst,

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