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Das weiße Amulett

Das weiße Amulett

Titel: Das weiße Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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entschuldigend. »Wenn ich Laurent vor mir habe, vergesse ich mich manchmal.«
    Karen sah zu, wie er ihre weißen Sandalen in die Tasche quetschte.
    »Sie mögen ihn nicht«, sagte sie mit einem mitleidigen Blick auf die misshandelten Sandalen, denen die kleine Abendhandtasche folgte.
    »Nicht mögen«, knurrte Mansfield. »Er provoziert mich andauernd.«
    »Ja, ich weiß. Können Sie dem nicht widerstehen?«
    »Nur schwer. Übrigens meint er, dass ich mit dem Überfall in der Oper etwas zu tun haben könnte.«
    »Was?«, rief Karen verblüfft. »Was für ein Blödsinn. Warum glaubt er das?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung. Vielleicht denkt er, dass Sie der Schlüssel zu einem großen Geheimnis und irgendwie wertvoll für mich sind.«
    Er reichte ihr ein dünnes hellblaues Sweatshirt, das sie sich über das T-Shirt ziehen sollte, denn es war an diesem Tag nicht mehr so warm wie in den Tagen zuvor.
    »Bin ich denn wertvoll für Sie?«, fragte Karen, während ihr Kopf unter dem Shirt verschwand und einige Sekunden später mit zerzausten Haaren wieder aus dem Hellblau auftauchte.
    Er musste grinsen, als er ihre zerzausten Haare sah.
    »Sagen wir mal, wenn das an der Metrostation nicht passiert wäre, hätte ich Sie unbedingt bei anderer Gelegenheit kennen lernen sollen.« Er warf Karen einen undefinierbaren Blick zu. »Warum vertrauen Sie mir, Karen?«
    Sie schüttelte ihre kastanienbraunen Haare und versuchte sie einigermaßen wieder in Form zu bringen.
    »Ich weiß nicht. Warum sollte ich nicht?«
    »Zum Beispiel, weil Sie mich gar nicht kennen.«
    »Sie kennen mich doch auch nicht und haben mir trotzdem ein Kleid geschenkt. Sehen Sie sich vor, Michael. Vielleicht bin ich nur jemand, der Sie ausnutzen will?«
    Mansfield musste lachen. »Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Gut, dass Sie mich auf diese Möglichkeit aufmerksam machen. Apropos ausnutzen. Gehen Sie heute Abend wieder mit mir Essen?«
    Sie legte ihre hübsche Stirn in Falten. »Nein, bitte nicht. Ich fühle mich nicht so gut, und außerdem möchte ich das Buch zu Ende lesen.«
    »Und das, was in der Mappe ist, ja, ich weiß. Dafür gehen Sie aber morgen mit mir ins Musée d’Orsay, versprochen?«
    Seine Hartnäckigkeit war beinahe so groß wie ihre eigene.
    »Also gut, wenn ich das Buch heute schaffe und mich fit genug fühle, werde ich morgen mit Ihnen zu den Impressionisten gehen. Versprochen.«
    »Sehr schön. Dafür werde ich Sie heute in Ruhe lassen«, sagte er, nahm die Tasche und öffnete die Tür.
    Karen humpelte zu ihm hin. »Es ist mir völlig egal, was Laurent denkt«, sagte sie in ihrer ruhigen, bestimmten Art, reckte den Kopf ein wenig hoch und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, musste sie sich leicht an ihm festhalten. Es war ein sehr angenehmes Gefühl, ihm so nah zu sein. Doch der Zauber zerbrach in der nächsten Sekunde, und so stieß sie sich von ihm ab und ging langsam humpelnd durch den kühlen Flur.
    Mansfield zögerte einen Augenblick, dann schüttelte er den Kopf und folgte ihr.

18
    Mansfield brachte sie ins Hotel zurück, wo Karen sich umzog und es sich in Shorts und T-Shirt auf dem Sofa bequem machte. Neben ihr lag auf dem niedrigen Couchtisch ein College-Block und ein Kugelschreiber. Auch der Laptop und ihr Handy lagen griffbereit in der Nähe.
    Mansfield schaute auf seine Uhr. Er hatte noch etwas zu erledigen.
    »Kann ich Sie für einige Stunden allein lassen, oder soll ich lieber hier bleiben?«
    Sie sah ihn leicht irritiert an. »Ich glaube, in diesem Zimmer bin ich ziemlich sicher, oder?«
    »Das denke ich auch. Aber lassen Sie niemanden rein. Auch nicht Laurent. Und bleiben Sie von den Fenstern weg.«
    »Schon gut, schon gut. Ich werde die nächsten Stunden sowieso nicht aufstehen. Und wenn ich Durst habe, werde ich mir etwas aus der Minibar nehmen, damit der Mörder mich nicht in Zimmerservice-Verkleidung erschießen kann, okay?«
    »Ganz genau.«
    »Da fällt mir ein, sollen wir nicht noch ein geheimes Klopfzeichen vereinbaren, damit ich Sie erkennen kann?«
    Mansfield hörte einen leicht ironischen Unterton in ihrer Stimme. »Es scheint Ihnen schon wieder ziemlich gut zu gehen. Soll ich Ihnen irgendetwas mitbringen? Ein Eis, eine Zeitung, die Mona Lisa?«
    Ihre Mundwinkel zuckten verdächtig. »Nein danke, ich brauche nichts. Wann werden Sie ungefähr wieder da sein?«
    »Es könnte ziemlich lange dauern«, antwortete er ausweichend.
    Eigentlich hätte sie gern gewusst,

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