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Das weiße Amulett

Das weiße Amulett

Titel: Das weiße Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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durchgemacht. Zu viele Schmerzen, zu viele Ängste. Jetzt würden sie beide freikommen. Es war eine Erlösung.
    Karen konnte die Tränen nicht zurückhalten, die ihr jetzt über die Wange liefen.
    »He, was ist mit dir?«, fragte Mansfield sanft und küsste ihr die Tränen weg.
    »Nichts«, flüsterte sie. »Ich bin nur ein wenig … ein wenig erschöpft. Es geht gleich wieder.«
    »Ja, es war ein bisschen viel in letzter Zeit, wie?«
    Sie blickte in seine schönen dunklen Augen und musste auf einmal vor Erleichterung lachen.
    »Na also, das sieht doch gleich viel besser aus. Ich denke, wir sollten noch etwas von diesem Fuul essen, bevor man uns abholt.«
    »Oui, mon général«, erwiderte Karen und genoss es, am Leben zu sein.

33
    Die Fahrt durch die Wüste schien eine Ewigkeit zu dauern, aber man versorgte sie immer mit Wasser. Auch die Hitze blieb erträglich.
    Alles ist erträglich, wenn man seine Freiheit zurückbekommt, dachte Karen und lehnte ihren Kopf an Mansfields Schulter. Alles würde gut werden.
    Natürlich fuhr El Bahay sie nicht bis nach Kairo, sondern stoppte den Wagen ungefähr fünfzehn Kilometer außerhalb des Stadtgebiets.
    »Dort drüben wird innerhalb der nächsten Stunde ein Linienbus halten, der Sie in die Stadt bringen kann«, erklärte El Bahay und deutete mit dem Arm zu einer Bushaltestelle neben der Straße. Er und ein Helfer lösten Karens und Mansfields Fesseln. Dann stiegen sie aus, wobei El Bahay Mansfield noch etwas zuflüsterte. »Sie glauben, dass Sie es nie wieder gutmachen können?«
    Mansfield horchte auf.
    El Bahay nickte in Karens Richtung.
    »Passen Sie gut auf sie auf, Mr Mansfield. Das ist alles, was ich von Ihnen verlange.« Daraufhin stieg er wieder in den weißen Van ein, und der Fahrer trat aufs Gaspedal. Der Wagen verschwand schnell in einer hellbraunen Staubwolke.
    »Hat er noch etwas zu dir gesagt?«, fragte Karen.
    Mansfield war in Gedanken versunken. »Nein«, murmelte er geistesabwesend. Dann riss er sich zusammen und legte einen Arm um Karens Schulter. »Komm, lass uns zu der Bushaltestelle gehen. Vielleicht nimmt uns vorher schon ein anderer Wagen mit.«
    Der Empfangschef des Ramses Hilton versuchte die Fassung zu bewahren, als er die beiden Touristen in der staubigen und zerrissenen Kleidung wiedererkannte.
    »Mrs Alexander? Mr Mansfield? Was ist mit Ihnen geschehen?«, stammelte er und wollte die Antwort eigentlich gar nicht wissen. Hoffentlich würde sein Hotel nicht in irgendeine unangenehme Sache hineingezogen werden.
    »Wir können den Toyota leider nicht zurückgeben«, erwiderte Mansfield lakonisch und lehnte sich gegen die Empfangstheke, über die sich eine dünne Staubschicht legte. »Haben Sie noch ein Zimmer für uns frei?«
    Der Empfangschef schaute verwirrt in seinem Computer nach. »Wenn Sie wünschen, können Sie dieselbe Suite bekommen, die Sie vor einigen Tagen hatten.«
    »Das wäre perfekt.« Mansfield griff nach der Keycard, die ihm hingehalten wurde, als ihm noch etwas einfiel. »Und lassen Sie bitte die Koffer, die wir Ihnen zur Aufbewahrung gegeben haben, in die Suite bringen. Wie Sie sehen, brauchen wir sie dringend.«
    Er wollte sich abwenden und zum Lift gehen, als der Empfangschef ihm noch zurief: »Wir werden die Polizei informieren müssen, Mr Mansfield. Wegen des Leihwagens!«
    »Tun Sie, was Sie für richtig halten«, sagte Mansfield über die Schulter, während er und Karen zum Lift gingen und sich nicht um die fragenden Blicke der anderen Gäste kümmerten.
    Oben in der Suite schleuderte Mansfield zuerst die harten Sandalen, die man ihm in der Oase gegeben hatte, im hohen Bogen durchs Zimmer und verfehlte nur knapp eine kleine Tischlampe auf einem Sideboard. Seine Füße genossen den weichen, flauschigen Fußboden.
    »Ah, endlich wieder einen dicken Teppich unter den Füßen, einen gemütlichen Sessel und ein ordentliches Bett. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich darüber mal so freuen würde.«
    Er streckte seinen verspannten Körper. Von der stundenlangen Fahrt taten ihm alle Knochen weh, und ein Blick zu Karen sagte ihm, dass es ihr nicht anders erging. Sie sah müde aus.
    »Willst du zuerst duschen?«, fragte er, aber Karen sah ihn auf einmal mit einem spitzbübischen Lächeln an.
    »Geh du zuerst, du hast es nötiger.«
    »Findest du? Trotz der Intensivpflege, die ich in den letzten Tagen erhalten habe?«
    Sie strich über seinen Bart. »Du siehst scheußlich aus«, sagte sie, aber ihr Kuss strafte sie Lügen. Mansfield

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