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Das weiße Amulett

Das weiße Amulett

Titel: Das weiße Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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wertvolle Uhr besitzt. Und merkwürdigerweise trägt er sie gerade an seinem Handgelenk.«
    Mansfield zeigte auf El Bahay. Der grinste und strich über das wertvolle Schmuckstück an seinem linken Arm. »Eine wunderbare Uhr, wirklich. Außerordentlich. Ich habe sie gerade meinen Leuten abgekauft.«
    »Ach ja? Und für wie viel? Für zwanzig Ägyptische Pfund?«
    El Bahays Augen funkelten Mansfield an. »Ich bin kein Dieb, Mr Mansfield. Sie haben hundert Pfund verlangt und ich habe ihnen hundert gegeben.«
    »Pah, sie ist zehntausend Dollar wert! Sie halten uns eine Moralpredigt über die Armut dieser Menschen und erstehen selbst eine Uhr, die dieses Dorf ein ganzes Jahr lang ernähren könnte!«
    Da sprang El Bahay auf, riss sich die Uhr vom Arm und warf sie auf den Boden. Nur Karens flinke Hand rettete sie vor einem zerstörenden Fußtritt.
    El Bahay kochte vor Wut. »Er kann sie wiederhaben, seine verdammte Uhr! Lieber ein Jahr lang Brot und Bohnen als solche Beleidigung hinnehmen!«
    »Beleidigung? Es war nur die Wahrheit!«
    Da drehte El Bahay sich um und stapfte aus dem Raum.
    Karen wandte ungläubig den Kopf. »Sag mal, bist du völlig verrückt geworden? Er ist unsere einzige Freikarte nach draußen, und du legst dich mit ihm an.«
    »Ach, verdammt noch mal! Er ging mir auf die Nerven mit seiner Moralpredigt. Man kann nicht wegen der großen Armut herumjammern und gleichzeitig seine eigenen Leute übers Ohr hauen.«
    »Woher weißt du, dass er das vorhatte? Vielleicht wollte er die Uhr in Kairo verkaufen und das Geld dann seinen Leuten geben?«
    Mansfield rollte mit den Augen. »Auf welchem Planeten lebst du?«
    »Kannst du es ausschließen? Kennst du diesen Mann so gut? Mein Gott, du hast ihn vielleicht mehr beleidigt, als du glaubst.«
    In Mansfields dröhnendem Kopf begannen sich viele Rädchen zu drehen. »Das kann nicht sein. Nein, das glaube ich nicht. Der hätte die Uhr auf jeden Fall behalten. Das wäre für ihn doch ein enormes Prestigeobjekt gewesen.«
    »Natürlich wäre es das gewesen, aber versetz dich doch mal in seine Lage. Zehntausend Dollar in der Hand wären ihm sicher lieber als am Handgelenk. Er hätte sie verkauft, da bin ich mir hundertprozentig sicher. Ich finde, dass du dich bei ihm entschuldigen solltest.«
    Mansfield überlegte. »Vielleicht hast du Recht. Also gut, du kannst ihm die Uhr zurückgeben.«
    Karen schüttelte den Kopf. »Das wird nichts nützen. Du musst es selber tun.«
    Er stöhnte. »Okay, gib sie her. Er kriegt die Uhr zurück, sobald er wiederkommt.«
    »Hoffentlich kommt er wieder.«
    »Er wird, glaub mir.«
    Sie reichte ihm die Uhr, umarmte ihn und küsste ihn auf den Mund. Eine wohlige Wärme durchflutete Mansfield. So ein Kuss heilte seine Schmerzen besser als jedes Aspirin.
    »Ich danke dir«, sagte sie mit leuchtenden Augen.
    »Wofür?«
    »Für dein Verständnis.« Und mit einem Lächeln fügte sie hinzu: »Und dafür, dass du versuchen willst einige Tage ohne eine Rolex zu überleben.«
    »Das wird hart«, gab er ebenfalls lächelnd zu.
    »Ich weiß.« Sie wurde wieder ernst. »Übrigens war es El Bahay, der darauf bestanden hat, dass man nach dir sucht.«
    Mansfield zuckte zusammen. »Er?«
    »Ja«, sagte Karen und strich ihm vorsichtig über das zerzauste, dreckige Haar. »Den anderen warst du egal.«
    Sein Blick wanderte zum Vorhang, hinter dem El Bahay vor wenigen Minuten verschwunden war. Ob er wiederkommen würde? Oder hatte er diesen Mann zu sehr beleidigt? Und weswegen? Wegen einer Uhr, von deren Sorte er zu Hause noch zwei hatte.
    »Es tut mir Leid«, flüsterte Mansfield zerknirscht und lehnte seinen Kopf gegen die Mauer hinter sich. »Ich dachte, ich locke ihn ein bisschen aus der Reserve, wenn ich ihn reize.«
    »Ich weiß. Aber diese Taktik funktioniert nicht immer.«
    »In New York funktioniert sie meistens.«
    »Natürlich. Besonders bei kleinen Crack-Dealern, die dann auf dich schießen. Da fällt mir ein, du hast im Fieber von einer Schießerei in New York geträumt.«
    Mansfield steckte sich ein kleines Stück Fladenbrot in den Mund und kaute verbissen darauf herum. »Es war nicht in New York.«
    »Nicht?«
    »Nein. Es war irgendwo anders. Aber ich weiß nicht, wo.« Er biss noch ein Stück Brot ab und nahm einen großen Schluck aus dem Wasserkrug.
    Karen betrachtete einen kleinen Stein auf dem Fußboden. »Du hast diesen Traum immer wieder gehabt. Ich kam auch darin vor.«
    Er warf ihr einen schnellen Blick zu. »Und was habe ich

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