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Das weiße Amulett

Das weiße Amulett

Titel: Das weiße Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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einziges Krächzen.
    »Du hast einen Tag in der Wüste gelegen. Kannst du dich nicht mehr an den Überfall erinnern?«
    Eine Erinnerung, wie mehrere Männer auf ihn einschlugen, tauchte dunkel in seinem Kopf auf.
    »Ich glaube schon. Wo sind wir?«
    »Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich sind wir in irgendeinem kleinen Dorf in der Nähe von Bahariya. Hier … trink.« Sie hielt ihm einen Becher mit Wasser an den Mund und er trank, was ihm jedoch wegen der aufgesprungenen Lippen schwer fiel. Es waren einige Tropfen Medizin darin, und nachdem er auch noch etwas Fuul gegessen hatte, lehnte er sich auf die harte Matte zurück und versank in einen ruhigen Schlaf.
    Zwei Tage später saß Mansfield aufrecht auf der Matte gegen die Mauer gelehnt und aß Fuul und Aisch. Er war noch schwach, aber seine Gedanken waren schon wieder sehr aktiv.
    »Wie kommen wir hier raus?« Lustlos biss er in das Fladenbrot und blickte Karen missmutig an. Seine derzeitige Lage als hilfsbedürftiger Kranker war ihm mehr als unangenehm. Er würde heute auf jeden Fall aufstehen, selbst wenn ihm dabei die verbrannte Haut reißen würde.
    Der Kopfverband und der Dreitagebart gaben Mansfield ein verwegenes Aussehen, das Karen sehr anziehend fand. El Bahay hatte ein altes braunes Hemd für ihn aufgetrieben, das er über der Hose trug.
    »Gar nicht«, antwortete sie, griff nach einem Becher und nahm einen Schluck Wasser. »Ich habe schon alles überprüft. Dieses Haus besteht nur aus zwei Räumen, diesem und dem Stall nebenan.« Sie deutete über die Schulter hinweg. »Außerdem gibt es nur zwei Fenster, die beide von außen mit Holzbrettern vernagelt sind.«
    »Nur Holz?«
    »Mach dir keine Hoffnung. Ich habe schon versucht sie aufzudrücken, aber sie bewegen sich keinen Millimeter. Anscheinend haben sie von außen noch etwas dagegen gelehnt.«
    »Und was ist mit der Tür?« Mansfield nickte in Richtung des grünen Vorhangs.
    »Geht auch nicht. Ich hab durch einen Schlitz sehen können, dass zu jeder Tages- und Nachtzeit jemand vor unserem Haus Wache steht.«
    »Nur einer?«, schnaubte Mansfield. »Damit müsste ich fertig werden.«
    Sie warf ihm einen unmissverständlichen Blick zu. »In deiner jetzigen Verfassung? Du würdest es keine hundert Meter schaffen. Und selbst wenn wir aus diesem Gefängnis ausbrechen könnten und zufällig draußen vor der Tür ein Wagen stünde, wohin sollten wir fahren? Wir wissen nicht, wo wir sind. Und wenn der Tank nur halb voll ist, landen wir irgendwo in der Wüste. Diese verdammte Wüste ist unser Gefängnis, nicht dieses Haus. Und das wissen die da draußen ganz genau.« Sie deutete zur Tür.
    »Wer ist denn das da draußen? Was sind das für Leute?«
    Karen zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich habe bisher nur vier Männer und zwei Frauen zu Gesicht bekommen. Von denen hat nur einer Englisch gesprochen. Er versuchte mir zu erklären, dass die Dorfbewohner sehr arm seien und …«
    »… und es deswegen vollkommen okay sei, zwei Touristen zu entführen«, brachte Mansfield den Satz zu Ende und griff nach einem Becher mit Milch.
    »Nein, Mr Mansfield.« Hinter dem grünen Vorhang kam plötzlich El Bahay hervor und trat zu den beiden Gefangenen. »Es ist natürlich nicht okay. Und deswegen wird man sie auch morgen wieder freilassen.«
    Michael verschluckte sich an der Milch. »Wirklich?«
    »Wenn ich es sage, ist es so«, erwiderte El Bahay hoheitsvoll.
    »Ohne Lösegeldzahlung?«, fragte Karen ungläubig und griff unwillkürlich nach ihrer Maat-Kette.
    El Bahay sah von einem zum anderen. »Ich konnte die Dorfbewohner überzeugen, dass die Entführung ein Fehler war. Der Überfall war nicht geplant. Die Reifenpanne war echt. Nur als Sie dann vorbeikamen und die Dorfbewohner zwei reiche Touristen sahen, ließen sie sich zu dieser dummen Tat hinreißen.«
    Karen konnte es immer noch nicht glauben, als ihr völlig unsinnige Fragen in den Kopf kamen.
    »Was ist mit meiner Handtasche und den Sachen darin? Kriege ich die wieder?«
    »Ihre Kette dürfen Sie, wie schon gesagt, behalten. Aber die Handtasche und viele der schönen kleinen Dinge, die Sie darin hatten, haben bereits neue Besitzer gefunden.«
    »Genau wie meine Rolex.«
    Karen warf den Kopf herum.
    »Du hast eine Rolex?«
    »Hatte. Doch das ist dir natürlich nicht aufgefallen.«
    »Nein, auf so etwas achte ich nicht. Aber wie kann man nur so dumm sein und in Ägypten eine Rolex tragen!«
    »Ich werde wohl nicht der Einzige sein, der in Ägypten eine

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