Das weiße Grab
Ich will es wissen.«
»Darüber reden wir nicht.«
»Doch, das tun wir. Jetzt kommen Sie schon.«
»Nein, lieber nicht. Ich will nicht.«
Konrad Simonsen bekam eine Rückmeldung mit angenehm kurzem Inhalt.
Drängen Sie ihn in die Enge und nageln Sie ihn fest, was diesen Lippenstift angeht. Er spielt keine Komödie, weiß aber sehr wohl, was er nicht sagen darf. Und Achtung: Arne Pedersen hat in seiner Wohnung eine Mozart-Büste gefunden.
Andreas Falkenborg fragte: »Was sind das für Zettel? Ich mag das nicht, die verunsichern mich.«
»Das war nur ein einmaliger Vorgang. So, jetzt legen wir das Foto von Maryann Nygaard zu Ihrem Dämon und lassen sie einen Moment beiseite. Ich habe noch ein anderes Bild. Von wem wohl?«
»Catherine, von ihr haben wir ja schon gesprochen. Das war die, von der wir meinten, dass sie gebetet haben könnte.«
Konrad Simonsen ignorierte, dass Andreas Falkenborg ihm auswich.
»Ich frage mich, auf was Sie am meisten achten, wenn sie sterben. Ihre halb entblößten Brüste oder ihre am Plastik saugenden Lippen? Sagen Sie mir, woher die Tüte stammte, mit der Sie Catherine Thomsen erstickt haben, und lügen Sie mich nicht an.«
Dieses Mal ging die Drohung nach hinten los, Andreas Falkenborgs Antwort war beinahe abweisend: »Aus meinem Rucksack.«
»Aber woher stammte die Tüte?«
»Das weiß ich nicht. Das war einfach irgendeine Tüte. Ich weiß nicht, was ich dazu noch sagen soll.«
»Catherines Vater hatte ein Umzugsunternehmen, und er hat einmal auch für Sie einen Umzug gemacht. Einen fingierten Umzug, den Sie nur ihm zuliebe arrangiert haben.«
»Daran erinnere ich mich nicht, das ist lange her.«
»Sie haben eine Plastiktüte aus seiner Garage gestohlen und sie um eine Mozart-Büste gewickelt. Warum haben Sie das getan?«
»Woher wissen Sie das? Das können Sie doch gar nicht wissen.«
»Irren Sie sich da nicht. Wir wissen eine Menge über Sie.«
»Ja, und Sie müssen wirklich klug sein, wenn Sie all diese Schlüsse ziehen.«
»Warum haben Sie das getan?«
»Ich kann mich nicht daran erinnern, vielleicht, weil er dumm war?«
»Was hatte er Ihnen getan?«
»Manche Menschen sagen dumme Sachen über andere zu ihren Töchtern.«
»Hat er dumme Sachen gesagt?«
»Das ist durchaus möglich. Weil Leute Angst haben, wenn sie einen zum zweiten Mal besuchen und mit in die Kirche nehmen wollen.«
»Was hat er konkret gesagt?«
»Das weiß ich nicht mehr.«
»Sie zittern und Sie lügen. Jedes Mal, wenn wir uns einer Sache nähern, die nur Sie wissen und die Sie deshalb später nicht zurücknehmen können, machen Sie einen Rückzieher.«
»Das stimmt, aber es hört sich nicht gut an, wenn Sie das sagen.«
»Jetzt legen wir Catherine Thomsen zu Maryann Nygaard und Belphégor. Was ist denn mit der hier, die kennen Sie auch, nicht wahr?«
»Ich glaube nicht.«
»Sie wohnte weniger als fünf Kilometer von Ihrem Ferienhaus in Præstø entfernt.«
»Dann muss ich sie ja wohl gekannt haben.«
»Ich bin Ihr
muss ich wohl
langsam wirklich leid.«
»Ja, ich kannte sie, ihr Name war Annie.«
»Annie Lindberg Hansson?«
»Ja, genau.«
»Wohin sollen wir sie legen, was meinen Sie? Zu den Lebenden oder zu den Toten?«
»Zu den Toten. Annie ist tot.«
»Haben Sie sie auf die gleiche Weise wie die anderen umgebracht?«
»Das habe ich nicht getan, sie ist nie gefunden worden.«
»Sie glich aufs Haar den anderen Mädchen.«
»Dann muss ich das wohl getan haben. Ja, vermutlich war ich das.«
»Wo haben Sie sie begraben?«
»Ich habe sie nicht begraben.«
Konrad Simonsen schlug mit der Hand auf die Tischplatte und hob seine Stimme beträchtlich.
»Jetzt machen Sie schon den Mund auf. Wo haben Sie Annie Lindberg Hansson begraben?«
Andreas Falkenborg wich entsetzt zurück und antwortete verzagt: »Könnten Sie vielleicht damit aufhören, mich auszuschimpfen?«
»Wo haben Sie Annie Lindberg Hansson begraben?«
»Das habe ich nicht. Ich will nicht darüber reden. Sehen Sie nicht, wie ich zittere?«
»Sie werden darüber reden. Und was ist mit Liz, starb sie auf die gleiche Weise?«
»Ich denke ja, deshalb habe ich diesen einsamen Hof gekauft. Ich wollte in ihrer Nähe sein. Das war 1992 , in dem Jahr ist Dänemark Fußballeuropameister geworden. Das war auch in Schweden.«
»Wie hieß Liz mit Nachnamen?«
»Liz Suenson.«
»Wo sind Sie ihr zum ersten Mal begegnet?«
»In einem Aufzug, der feststeckte, und nur sie und ich und ein alter Mann waren in dem Aufzug. Ich
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