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Das weiße Grab

Das weiße Grab

Titel: Das weiße Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Hammer , Søren Hammer
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gebetet.«
    »Ja, das wird sie wohl getan haben. Wie war ihr Name?«
    »Ich glaube, Liz.«
    »Es gibt keine Liz, hören Sie auf zu lügen.«
    »Ich lüge nicht.«
    »Sie schwitzen und zucken.«
    »Ich bin nervös.«
    »Und, wie war ihr Name?«
    »Sie hieß Catherine, und sie war sehr gläubig.«
    Konrad Simonsen erwog eine Pause. Die Fügsamkeit des Mannes und seine sprachliche Willfährigkeit wirkten seltsam und würden vor Gericht nicht überzeugen, sollte er die Aussage, die er gerade gemacht hatte, widerrufen. Es war schwer zu sagen, ob er sich zynisch und ganz bewusst hinter dieser Naivität versteckte oder ob er wirklich so war. Andererseits fürchtete Konrad Simonsen, dass sein Verdächtiger einen Anwalt forderte oder das weitere Gespräch verwehrte, wenn er erst die Gelegenheit erhielt, gründlich nachzudenken.
    Andreas Falkenborgs nächster Satz war wie eine Verkörperung des Dilemmas, in dem Simonsen steckte.
    »Dann war es Liz, die um sich geschlagen hat. Sie müssen entschuldigen, aber über sie würde ich lieber nicht reden.«
    Der neue Name löste bei Konrad Simonsen eine spontane Reaktion aus.
    »Oh, nein.«
    »Es tut mir leid, aber Sie dürfen nicht böse auf mich sein.«
    Die Wendung, die das Verhör genommen hatte, und dass Andreas Falkenborg beinahe wie zufällig von dem Überfall in Kikhavn 1977 zu dem Mord an Maryann Nygaard 1983 gesprungen war, zeigte Konrad Simonsen, dass er das Verhör nicht mehr unter Kontrolle hatte. Ihr Gespräch plätscherte beinahe wahllos in alle Richtungen. Er schrieb eine Nachricht für Ernesto Madsen, der das Verhör im Nebenraum hinter dem Einwegspiegel verfolgte, und hielt das Papier in Richtung Spiegel. Kurz darauf kam die Comtesse herein und holte den Zettel. Danach schob er das Foto von Agnete Bahn neben das von Rikke Barbara Hvidt und legte ein Foto von Maryann Nygaard vor Falkenborg hin.
    »Sie heißt Maryann Nygaard und wurde 1983 ermordet.«
    »Ich kenne sie gut. Das ist Maryann.«
    »Haben Sie sie getötet?«
    »Das muss wohl so sein.«
    »Haben Sie oder haben Sie nicht?«
    »Ich war es, da bin ich mir sicher. Wer hätte das sonst tun sollen?«
    »Woher kannten Sie sie?«
    »Aus Grönland.«
    »Und wo haben Sie sie zum ersten Mal getroffen?«
    »Daran erinnere ich mich nicht.«
    »Hören Sie mit diesen Ausflüchten auf. Erzählen Sie, wo Sie ihr zum ersten Mal begegnet sind.«
    »Sie pflegte meine Mutter im Altenheim. Maryann war Krankenschwester, aber dann ist sie nach Grönland gegangen. Sie war auf der amerikanischen Militärbasis Søndre Strømfjord, aber die gibt es heute nicht mehr, die ist geschlossen worden.«
    »Und Sie sind ihr bis nach Grönland gefolgt?«
    »Ja, den ganzen Weg, bis nach Grönland.«
    »Sie haben da oben gelernt, Helikopter zu fliegen.«
    »Ja, ich habe eine Ausbildung zum Helikopterpiloten gemacht. Die Amerikaner waren richtig gut.«
    Konrad Simonsen schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und sagte langsam: »Am 13 . September 1983 haben Sie Maryann Nygaard zu der Radarstation DYE - 5 auf dem Inlandeis geflogen. Dort haben Sie sie überfallen, geknebelt und gefesselt und sie im Helikopter versteckt, damit niemand sie findet. Auf dem Rückweg sind Sie dann auf dem Eis gelandet, haben Sie getötet und begraben. Stimmt das so?«
    »Das werde ich wohl so gemacht haben, ja.«
    »Ich war auf Grönland, um mir den Ort anzusehen, an dem Sie sie ermordet haben.«
    »Das ist ein fantastisches Land, nicht wahr?«
    »Schon, es gibt da aber eine Sache, die mich wundert. Wie haben Sie das Grab für sie ausgehoben? Das Eis dort ist extrem hart.«
    »Wenn man einen Presslufthammer benutzt, geht das gut.«
    »Und Sie hatten einen Presslufthammer in Ihrem Helikopter?«
    »Sonst ist das unmöglich, das Eis ist hart wie Stein.«
    »Trugen Sie eine Maske, als Sie sie auf das Eis gezerrt haben?«
    »Ja, um ihr einen Schrecken einzujagen.«
    »Hat sie dabei zugesehen, als Sie ihr Grab ausgehoben haben?«
    »Sie hatte Angst, das kann ich Ihnen sagen. Es war echt toll. So soll es sein.«
    »Was haben Sie mit ihr gemacht, bevor Sie ihr die Tüte über den Kopf gezogen haben?«
    »Ihre Nägel geschnitten.«
    »Da war noch mehr.«
    »Ich habe gesagt:
Er will ihre Nägel schneiden.
Um ihr einen noch größeren Schrecken einzujagen.«
    »Wer, er?«
    »Belphégor, der Dämon aus dem Fernsehen.«
    »Aber Sie haben noch etwas gemacht, erzählen Sie.«
    Andreas Falkenborg machte eine abwehrende Geste, antwortete aber nicht.
    »Was haben Sie sonst noch getan?

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