Das weiße Grab
reagieren, kennen Sie diese Fotografie?«
»Ja, das ist Belphégor.«
»Erzählen Sie.«
»Das ist ein Dämon aus einer Fernsehserie.«
»Das Geheimnis des Louvre mit Juliette Gréco, lief das im Sommer 1965 im dänischen Fernsehen?«
»Ja, genau.«
»Haben Sie jemals eine solche Belphégor-Maske besessen?«
»Nein, niemals.«
Wieder ein Zittern und die Nase an der Achselhöhle. Endlich erkannte Konrad Simonsen den Zusammenhang.
»Sie zittern, wenn Sie lügen.«
»Ja, das war schon immer so. Auch wenn ich nervös werde. Ich kann nichts dagegen tun.«
»Jetzt haben Sie gelogen.«
»Ja, und das tut mir leid, Entschuldigung.«
»Dann haben Sie so eine Geistermaske besessen?«
»Ja, als Kind. Ich habe sie selber gebastelt, das hat ganz schön lange gedauert.«
»Wo ist die Maske jetzt?«
»Das möchte ich eigentlich nicht verraten, das ist ein Geheimnis.«
»Gut, dann warten wir damit noch, vielleicht finden wir diese Maske ja auch irgendwo, wenn wir die Wohnung durchsuchen? Ich würde fast davon ausgehen.«
Konrad Simonsen plazierte links von Andreas Falkenborg die Fotografie von Rikke Barbara Hvid und rechts die von dem Dämon. In die Mitte legte er das Bild von Agnete Bahn. Andreas Falkenborg begann zu zittern.
»Wer ist sie?«
»Sie hieß Agnete. Sie war unser Hausmädchen, als ich klein war, ein schrecklich böser Mensch.«
»Eines Nachts haben Sie versucht, sie mit Ihrer Maske zu erschrecken, nicht wahr?«
»Ja, das war an einem Sonntag. Ich würde aber lieber nicht darüber sprechen, wenn sich das machen lässt.«
»Sie hatten die Dämonenmaske auf, haben sich an ihr Fenster geschlichen und sich mit der Taschenlampe angestrahlt, um ihr einen gehörigen Schrecken einzujagen. Was ist dann passiert?«
»Muss ich wirklich darüber reden. Können wir das nicht lassen?«
»Nein, das können wir nicht.«
»Ich habe Agnete nicht umgebracht.«
»Das wissen wir, ist sie zu alt?«
»Als ich erwachsen war, sah sie nicht mehr so aus wie früher.«
»Und erschrocken hat sie sich auch nicht, als Sie in dieser Nacht 1965 in ihr Zimmer geschaut haben. Das Ganze ist vollkommen anders abgelaufen, als Sie sich das gedacht hatten, nicht wahr?«
»Sie hat geschrien, als sie mich bemerkt hat.«
»Erzählen Sie!«
»Sie saß oben auf meinem Vater, so etwas hätte sie nicht tun sollen, und ich hätte das nicht sehen sollen, auf keinen Fall. Ich will nicht darüber reden.«
»Ihr Vater holte Ihre Mutter und hat sie übel verprügelt, weil Sie das getan haben.«
»Meine Mutter schrie, das war so schrecklich. Manchmal träume ich nachts noch immer davon.«
»Während Sie mit der Maske am Fenster standen und ihr Gesicht an die Scheibe drückten.«
»Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Sagen Sie bitte nichts mehr, ich zittere schon am ganzen Körper und schwitze. Ich kann nichts dafür, dass ich schwitze.«
»Was hat Agnete Bahn in diesem Moment getan?«
»Es war schrecklich. Ich werde es nie vergessen. Das hat sich tief in mich eingebrannt: Sie tat so, als küsste sie mich, und schien das alles total lustig zu finden. Das war so schrecklich, ihr Lippenstift klebte noch Tage danach an der Scheibe. Wie konnte sie so etwas nur tun, ich war doch noch ein Kind.«
»Das hätte sie nicht tun sollen.«
»Ich hatte gehofft, sie wäre tot, aber Sie haben mit ihr gesprochen?«
»Ja, ich habe mit ihr gesprochen.«
»Kann sie für das, was sie getan hat, ins Gefängnis kommen?«
»Nein, das kann sie nicht.«
»Und was ist mit mir, kann man mich für das in Hundested einsperren? Ich meine, so lange danach?«
»Nein.«
»Auch nicht für das unten am Strand?«
Konrad Simonsen setzte ein unschuldiges Gesicht auf, schüttelte den Kopf und log: »Nein. Aber wir drehen uns im Kreis und kommen nicht weiter. Sagen Sie mir, schreien sie, wenn sie die Tüte auf dem Kopf haben? Schreien sie ihre Angst heraus, oder nutzen sie ihre letzten wertvollen Minuten, um um Gnade zu flehen? Wie klingt die Stimme einer sterbenden Frau, wenn ihre Atemwege durch das Plastik blockiert sind? Klingt sie schrill, verzerrt oder dumpf? Ich weiß es nicht, ich habe so etwas ja noch nie gehört. Aber Sie, und irgendwie erregt mich das auf eine ganz seltsame Weise, wenn ich daran denke.«
Andreas Falkenborg fragte wimmernd: »Ich soll Ihnen von Rikke erzählen, nicht wahr?«
»Ja, sehr gerne, unter anderem.«
»Dann macht es nichts, dass ich schwitze?«
»Nein, das macht nichts.«
Andreas Falkenborgs Aussage über seinen Überfall auf
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