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Das weiße Grab

Das weiße Grab

Titel: Das weiße Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Hammer , Søren Hammer
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konnte nicht raus, keiner von uns. Das war in der Vesterbrogade, direkt vor den kleinen Häusern, die vor dem Museum gebaut worden sind. Stadtmuseum Kopenhagen nennt sich das, glaube ich. Ich wollte zum Zahnarzt.«
    »Wo haben Sie sie umgebracht?«
    »Im Wald. Irgendwo im Wald. Wir sind weit gefahren.«
    »Und da haben Sie sie auch begraben?«
    »Ja, im Wald. In Schweden ist viel Wald.«
    »Wie hieß dieser Wald?«
    »Das weiß ich nicht. Der hat keinen Namen, glaube ich.«
    »Wo genau liegt der?«
    »In Schweden. Wo genau, weiß ich nicht.«
    Konrad Simonsen beugte sich über den Tisch vor und fauchte wütend: »Bewegen Sie den Oberkörper vor und zurück, wenn Sie keine Luft mehr bekommen? Wie Agnete Bahn, als sie es mit Ihrem Vater trieb?«
    »So etwas dürfen Sie nicht sagen!«
    »Was ist passiert, als Sie da vor dem Fenster standen, Andreas? Als Ihre Mutter wegen Ihnen verprügelt wurde? Was haben Sie da gesehen?«
    »Ihre Brüste, ich habe in Agnetes Unterhemd blicken können. Da waren ihre nackten Brüste, man muss auf ihre nackten Brüste schauen können.«
    »Wann muss man das?«
    »Wenn sie sterben; man muss auf ihre nackten Brüste schauen können, wenn sie sterben.«
    »Agnete Bahn hat Sie auf der anderen Seite der Scheibe geküsst, um Sie zu verhöhnen, während Ihre Mutter hinter Ihnen schrie.«
    »Das ist jetzt aber gar nicht angenehm.«
    »Was machen Sie mit ihrem Mund? Sagen Sie es.«
    »Ich küsse sie nicht.«
    »Nein, aber Sie tun etwas anderes, etwas, das nur wir zwei wissen. Was?«
    »Ich will nicht mehr mit Ihnen reden, das ist ekelhaft.«
    »Sagen Sie mir erst, was Sie mit ihnen machen.«
    »Sie dürfen das aber niemandem sagen.«
    »Ich erzähle niemandem etwas. Jetzt kommen Sie schon, rücken Sie raus damit.«
    »Komme ich dann auch in ein anständiges Gefängnis?«
    »Ja, jetzt reden Sie schon.«
    »Ich will in eines der anständigen Gefängnisse. Diese grauenhaften anderen ertrage ich nicht, das habe ich nicht verdient.«
    Die Frau, die durch die Tür in den Verhörraum trat, unterbrach sie in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete: »Sehen wir erst einmal, ob Sie überhaupt ins Gefängnis müssen. Das entscheidet nämlich nicht der Herr Kriminalhauptkommissar. Guten Tag, Konrad, ich würde gerne ein paar Worte mit meinem Mandanten allein sprechen. Außerdem hat dieses Verhör bestimmt schon lange genug gedauert, meinen Sie nicht auch?«
    Konrad Simonsen räumte notgedrungen ein: »Ja, das mag stimmen. Darf ich zum Schluss noch eine kurze Frage stellen?«
    Sie willigte mit einem Nicken ein, fügte aber hinzu: »Aber bitte nur kurz.«
    Konrad Simonsen fragte Andreas Falkenborg: »Waren da noch mehr als die, über die wir gesprochen haben?«
    »Nein, das schwöre ich, nur die drei.«
    »Drei sagen Sie. Und was ist mit Liz Suenson? Haben Sie die erfunden?«
    »Nein, aber die war ja keine Dänin. Zählt die denn dann trotzdem als Nummer vier?«
    Andreas Falkenborg schien die Frage vollkommen ehrlichen Herzens zu stellen.

[home]
    33
    N ach dem Verhör von Andreas Falkenborg war die Stimmung im Morddezernat gedämpft optimistisch, was sich allerdings schon bald ändern sollte, denn während des gesamten restlichen Tages hagelte das Unglück nur so auf das Kopenhagener Präsidium ein. Besonders davon betroffen waren ausgerechnet Konrad Simonsen und seine Truppe, denen durch die fortlaufend hereintickernden Neuigkeiten mehr und mehr der Boden unter den Füßen weggezogen wurde.
    Konrad Simonsen und Arne Pedersen gingen gemeinsam mit Ernesto Madsen noch einmal das Verhör durch, wobei der Psychologe den Optimismus der beiden Kommissare ganz und gar nicht teilte.
    »Das wird wirklich nicht leicht für Sie werden. Seine Kindlichkeit und diese unmittelbar wirkende Ehrlichkeit – die er genau einzusetzen weiß – schützen ihn effektiv. Ich bin überzeugt davon, dass er im Laufe seines Lebens so alle Probleme gemeistert hat, die sich ihm gestellt haben. Wir haben es hier mit einer tief verinnerlichten Gewohnheit zu tun, über die er nicht nachzudenken braucht, nicht einmal wenn er unter Druck steht. Ich gehe davon aus, dass Sie bemerkt haben, wie perfekt es ihm gelungen ist, nur das zu sagen, was er später wieder zurücknehmen kann.«
    Die Frage war an Konrad Simonsen gerichtet, der sich der Problematik durchaus bewusst war. Die Bezeichnung
perfekt
gefiel ihm aber nicht, außerdem war er der Meinung, dass es durchaus auch Lichtblicke gab.
    »Das ist ja erst der Anfang, schließlich wird er

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