Das weiße Grab
gemeint hat.«
»Dann bin ich das neue, schreckliche Wesen? Na danke.«
»Ja, sieht so aus.«
Jeanette Hvidt begann zu weinen, und Pauline Berg legte still ihre Arme um sie. Bevor sie das Mädchen nach Hause brachte, einigten sie sich auf Helsingør. Zu der Party ging sie nicht mehr.
Während der Fahrt zurück nach Kopenhagen träumte Pauline Berg von der Ehre und dem Prestige, die ihr zuteilwerden würden, wenn es ihr gelang, Andreas Falkenborg ein unwiderrufliches Geständnis abzuringen. Ihm Informationen zu entlocken, die er später nicht wieder zurücknehmen konnte und die in einer möglichen Verhandlung Bestand hatten. Wenn sie alles riskierte, hatte sie die Möglichkeit dazu. Aber sie
musste
Erfolg haben, denn hatte sie keinen, war der Teufel los.
Als sie nach Lyngby kam, versuchte sie, Konrad Simonsen zu erreichen. Nach einigem Hin und Her erwischte sie ihn schließlich zu Hause in seiner Wohnung, wo er ein paar Sachen holen wollte. Sie informierte ihn darüber, dass Jeanette Hvidt bereit war, zu ihrem Onkel nach Helsingør zu ziehen, und sprach die diversen, finanziell sicher im Rahmen liegenden Unterstützungsmaßnahmen an. Irgendwann blockte Konrad Simonsen ab und sagte, dass er selbst auch rechnen könne. Nach dem Gespräch entschloss sie sich, kurz im Präsidium vorbeizuschauen, bevor sie den Rest des Abends Ernesto Madsen widmen wollte, auch wenn sie ihre Pläne durch die Fahrt nach Hundested deutlich hatte einschränken müssen.
Im Präsidium lief sie Arne Pedersen in die Arme, der sich freute, sie zu sehen.
»Was machst du denn hier?«, fragte er überrascht.
»Ich brauche noch ein paar Daten.«
»Du hättest anrufen können. Du weißt doch, dass ich hier bin.«
»Hm, schon … aber weißt du, das ist ein bisschen privat. Ist für eine Freundin.«
»Dir ist doch klar, dass dich so was den Job kosten kann? Das ist gegen das Gesetz, und vergiss nicht, all diese Anfragen werden gespeichert.«
Sie zuckte unbesorgt mit den Schultern.
»Malte hat mir schon vor Monaten gezeigt, wie ich dieses Logfile umschiffen kann.«
»Deshalb ist es noch immer gegen das Gesetz, aber das geht mich ja nichts an.«
»Da hast du recht. Das geht dich nichts an.«
Sie lächelte und hätte ihm am liebsten einen Kuss gegeben. Stattdessen warf sie die Haare nach hinten und lachte kurz, ohne zu wissen, warum.
»Ist sonst noch was geschehen?«
»Nein, leider nicht. Ich habe einige Leute an Elizabeth Juutilainen alias Liz Suenson gesetzt, aber das dauert, wenn wir denn überhaupt eine Verbindung zu Andreas Falkenborg herstellen können. Und ich habe mit Konrad gesprochen, er hat mir erzählt, dass du in Hundested warst. Aber das weißt du ja besser als ich. Gute Arbeit, übrigens.«
»Danke, war das alles?«
»Hallo, du warst gerade einmal drei Stunden weg, was erwartest du denn?«
»Nichts, aber man darf doch wohl fragen.«
»Ja, klar. Wir haben übrigens einen langen, offiziellen Bericht von den Amerikanern erhalten. Die haben echt gute Arbeit geleistet und keine Kosten gescheut, aber den Durchbruch bringt das auch nicht. Wir können Andreas Falkenborg jetzt aber diesen Helikopterflug mit Sicherheit nachweisen. Im Gegenzug hat sich jedoch herausgestellt, dass diese DYE - 5 -Station über zwei Schneescooter verfügt hat, was den Radius der Bewohner deutlich erweitert.«
»Der Helikopter und der Abstand zwischen der DYE - 5 und Maryann Nygaards Leiche waren doch die einzigen Sachen, die ihn wirklich belastet haben.«
»Ja, und dieser Sachverhalt wird durch die Scooter nun ziemlich abgeschwächt, obwohl ich mir kaum vorstellen kann, dass man auf diesen Scootern zwei Menschen transportieren kann.«
»Dann bleibt uns echt nicht mehr viel.«
»Fast nichts, nein. Tatsache ist, dass wir wirklich ein Wunder brauchen, wenn wir ihn hier festhalten wollen.«
»Tatsache ist aber auch, dass wir nicht vom Fleck kommen, oder?«
»Ja, stimmt. Kommst du morgen?«
»Nein, erst am Montag. Ich habe einen Friseurtermin am Vormittag, und den Rest des Wochenendes muss ich auf eine Familienfeier. Konrad hat mir freigegeben, außer es geschieht noch etwas Weltbewegendes.«
»Das können wir nur hoffen. Wie hat Jeanette Hvidt das Ganze aufgefasst?«
»Ziemlich gut, sie hat ein bisschen geweint, aber sie ist ein starkes Mädchen. Und sie hat etwas gesagt, das mir einfach nicht aus dem Kopf gehen will, nämlich dass irgendjemand diesen Kerl doch aufhalten muss.«
Arne Pedersen wirkte beinahe resigniert, als er antwortete:
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