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Das weiße Grab

Das weiße Grab

Titel: Das weiße Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Hammer , Søren Hammer
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vor und notierte seine Aufgabe, ehe jemand Einwände äußern konnte. Dann erteilte er dem obersten Polizeichef das Wort.
    Der Polizeichef war ein stattlicher Mann. Wohlproportioniert mit klassischem Profil und attraktiven, silbergrauen Haaren, die immer frisch geschnitten zu sein schienen. Sein Gesicht strahlte einen ungebrochenen Ernst aus, der irgendwie ansteckte und dazu führte, dass sich nur die wenigsten in seiner Gesellschaft entspannten. Dazu kam seine teure, mit Gold gefasste Brille, die er immer dann abnahm, wenn er der Meinung war, sein eigener Standpunkt sei von besonderer Wichtigkeit, was meistens der Fall war, wenn er den Mund öffnete. Schriftlich war er entweder ein Genie oder ein Idiot. Im Präsidium, ja im ganzen Land fluchten seine Untergebenen über seine unklaren Befehle, die immer reichlich Raum für die unterschiedlichsten Auslegungen ließen und ihn entsprechend von jeder Verantwortung freisprachen, sollte doch einmal etwas schiefgehen.
    An diesem Abend nahm er seine Brille zur Überraschung aller aber nicht ab, sondern gab das Wort gleich an Konrad Simonsen weiter.
    »Ich hoffe, dass wir diese Besprechung so kurz wie möglich halten können«, begann Konrad Simonsen. »Ich erkenne Ihr Recht an, informiert zu sein, aber ich glaube, auch Sie verstehen, dass jede Minute, die ich hier sitze, von der Zeit abgeht, in der ich die Kriminalkommissarin Pauline Berg und die Gymnasiastin Jeanette Hvidt aufspüren kann. Die Zeit ist im Augenblick unser kritischster Faktor. Wenn diese Sitzung also nicht so effizient und konstruktiv wie nur möglich abläuft, müssen Sie ohne mich und meine Mitarbeiter auskommen.«
    Seine Aussage war nicht misszuverstehen und in Anbetracht seines niedrigen Rangs relativ provokant, aber die Mehrzahl der Anwesenden nickte. Nur die Sekretärin der Justizministerin bemerkte etwas schnippisch: »Es werden doch wohl andere für Sie übernehmen können, Herr Simonsen?«
    Die Frau war noch recht jung, hatte kurze, blonde Haare und trug große, rote Plastikohrringe, die ihr überraschenderweise standen. Konrad Simonsen warf ihr einen wütenden Blick zu, ohne zu wissen, was er antworten sollte. Die Hilfe kam von ganz unerwarteter Seite. Der Leiter des PET , ein Mann, der nicht gerade für sein untertäniges Wesen bekannt war, knurrte trocken: »Unsinn. Konrad Simonsen hat recht. Fangen wir endlich an.«
    Damit hatte er den Ball wieder an Konrad Simonsen zurückgegeben, der sie kurz über den augenblicklichen Stand der Dinge informierte. Von einer detaillierten Beschreibung konnte keine Rede sein, auf der anderen Seite hielt er aber auch nichts zurück, nicht einmal Pauline Bergs unautorisiertes Verhör von Falkenborg oder dass es diesem gelungen war, sich in die Häuser von Arne Pedersen, der Comtesse und von ihm selbst Zutritt zu verschaffen und sie abzuhören, was katastrophale Folgen für Jeanette Hvidt gehabt hatte. Keiner der Anwesenden machte ihm diesbezüglich aber Vorwürfe. Der oberste Polizeichef nahm seine Brille nicht ab.
    »Sie meinten, Sie könnten die Mikrophone nutzen, um ihm eine Falle zu stellen? Wie soll das gehen?«
    Wieder meldete sich der Leiter des Nachrichtendienstes, um dieses Mal verbal gegen seinen direkten Vorgesetzten auszukeilen: »Das brauchen wir doch gar nicht zu wissen. Als Falkenborg das letzte Mal ein bisschen in die Enge gedrängt wurde, gab es gleich einen Riesenaufstand, dabei hätten wir dieses ganze Chaos vielleicht vermeiden können, hätten die Ermittler einfach weitermachen dürfen.«
    Das Thema wurde fallengelassen, was Konrad Simonsen sehr recht war, da es weder ihm noch den anderen gelungen war, eine plausible Möglichkeit zu präsentieren, wie sie Andreas Falkenborg aus seinem Versteck locken wollten. Alle bisher diskutierten Vorschläge waren verworfen worden, denn immer war das Risiko höher als die Gewinnchance. Der Mitarbeiter des Justizministeriums fasste zusammen: »Mit anderen Worten sind Andreas Falkenborgs weißer Lieferwagen und das Lager, das er Ihrer Meinung nach irgendwo haben muss und in dem er sich jetzt möglicherweise aufhält, die besten Ansatzpunkte, um ihn aufzuspüren?«
    Konrad Simonsen antwortete mit klarer Stimme: »Ja, und nicht nur die besten Ansatzpunkte, sondern eigentlich die einzig konkreten. Darüber hinaus haben wir natürlich noch eine ganze Reihe von generellen Maßnahmen ergriffen, so werden die Banken verstärkt überwacht, ebenso die Tankstellen, die Geldautomaten, Hotels, Restaurants,

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