Das weiße Grab
Schwimmbäder, Gemeindehäuser, Sportclubs, Campingplätze, Verkehrsknotenpunkte, Internetcafés, Bibliotheken und so weiter und so fort …«
Die Sekretärin der Justizministerin unterbrach ihn und fragte: »Sie bewachen doch wohl auch sein Haus?«
Bertil Hampel-Koch, der neben ihr saß, flüsterte ihr etwas zu, woraufhin ihre Ohren die Farbe ihrer Ohrringe annahmen.
Konrad Simonsen fuhr fort, ohne zu antworten: »Es ist aber durchaus möglich, dass wir eine Spur haben, die uns weiterbringt. Bei der Durchsuchung von Andreas Falkenborgs Wohnung haben wir einen Schlüssel an seinem Schlüsselbund fotografiert, der unserer Meinung nach zu einem Lager passen könnte. Sinnvollerweise müsste es sich im Bereich der Hauptstadt befinden. Der Schlüssel ist charakteristisch und trägt eine ganze Reihe von Zahlen, die in den Schlüsselkopf eingraviert sind. Keiner unserer Spezialisten konnte diesen Schlüssel identifizieren, so dass wir das Bild an die Presse gegeben haben. Wir hoffen, dass es morgen früh landesweit abgedruckt und auch in den Fernsehnachrichten gezeigt wird. So etwas führt immer zu etwas. Jemand weiß sicher, was die Zahlen bedeuten und was das für ein Schlüssel ist. Und mit etwas Glück erfahren wir dann vielleicht auch, wofür dieser Schlüssel ist.«
Der Mitarbeiter des Justizministeriums fragte scharf: »Warum wird das nicht bereits heute Abend in den Nachrichten ausgestrahlt?«
»Weil wir das nicht geschafft haben.«
»Geschafft haben …, Sie haben doch selbst betont, welch wichtige Rolle die Zeit in diesem Fall spielt.«
Zum dritten Mal meldete sich der PET -Mann.
»Wir haben es hier mit Menschen zu tun, die Ermittlungen durchführen, nicht mit Maschinen, und wenn bei einem Fall die Zeit eine wichtige Rolle spielt, bedeutet das noch lange nicht, dass die Ermittlungen wenig Zeit brauchen. Oder glauben Sie, dass die im Morddezernat nur Däumchen drehen oder Karten spielen? Ich hoffe nicht, dass Sie so etwas andeuten wollen?«
»Das muss ich mir von Ihnen nicht gefallen lassen.«
»Dann hören Sie auf, so dumme Fragen zu stellen.«
»Ich kann ja wohl selbst beurteilen, was dumm ist und was …«
Konrad Simonsen schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, dass es nur so knallte.
»Für solche Kindereien habe ich jetzt wirklich keine Zeit, ebenso wenig kann ich Ihnen jetzt erklären, warum die eine Sache nicht vor der anderen erledigt worden ist. Wenn die zwei Frauen getötet worden sind, können sie gerne hinterher eine Kommission einsetzen.«
Sein Ausbruch sorgte erst einmal für Ruhe, und es dauerte eine ganze Weile, bis der Oberstaatsanwalt beschwichtigend fortfuhr: »Da die anderen anscheinend nichts sagen wollen, werde ich das Wort übernehmen. Die Kriminalkommissarin Pauline Berg arbeitet in Ihrer Abteilung, und Sie und Ihre Mitarbeiter hat das persönlich sicher sehr getroffen. Wäre es ein Vorteil, die weitere Ermittlung dem polizeilichen Nachrichtendienst zu übergeben?«
Konrad Simonsen hatte die Frage erwartet und war entschlossen, sie nicht zu kommentieren, sollte sie gestellt werden. Der Vorschlag war nicht schlecht, so unpassend er ihm auch vorkam. Die anderen mussten entscheiden, ob dieser Vorschlag ernsthaft in Erwägung gezogen werden sollte. Konrad Simonsen spürte, dass die Worte bei einigen der Anwesenden auf fruchtbaren Boden fielen. Helmer Hammer, der bislang nicht einen Mucks von sich gegeben hatte, sagte dann aber kurz und knapp: »Nein! Konrad Simonsen ist der operative Leiter, und jeder hier tut alles nur Erdenkliche, um seine Entscheidungen zu stützen. Dieser Sachverhalt steht nicht zur Diskussion.«
Da niemand die Autorität des Staatsministeriums anzweifeln wollte, war die Sache damit entschieden. Bertil Hampel-Koch wechselte das Thema und erkundigte sich: »Sind die zwei Frauen Ihrer Meinung nach bereits tot?«
Helmer Hammer deutete ein anerkennendes Lächeln an. Bertil Hampel-Kochs Timing war perfekt. Wie ein Zauberer lenkte er die Aufmerksamkeit des Publikums von seinem Hut ab, indem er eine Taube aus seiner ausgestreckten Hand hervorzauberte. So würde aus dem Protokoll hervorgehen, dass alle damit einverstanden waren, dass Konrad Simonsen die Ermittlungen weiterhin leitete, schließlich hatte niemand sein Missfallen geäußert.
Konrad Simonsen gab Bertil Hampel-Kochs Frage an Ernesto Madsen weiter, der etwas nervös erwiderte: »Ich weiß es nicht, es steht aber wohl außer Frage, dass er sie töten wird, sollte er dies noch nicht getan haben. Und das
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