Das weiße Grab
aufbauen. Verstanden?«
Pauline Berg freute sich. Die wichtigste Aufgabe. So etwas hörte sie gerne.
»Wird gemacht.«
»Die Tatsache, dass die zwei Frauen sich ähnlich sahen, könnte ein Zufall sein, aber die Ähnlichkeit ist so deutlich, dass ich eher von einem klaren Zusammenhang ausgehe. Nehmen wir das erst einmal als unsere Arbeitshypothese.«
»Einverstanden.«
»Gut, und noch eins – heute Nachmittag um zwei ist eine Pressekonferenz einberufen worden. Was hältst du davon, mit Arne da hinzugehen?«
»Aber das habe ich doch noch nie gemacht.«
»Das ist leicht, du musst einfach nur den Mund halten.«
Konrad Simonsen stand auf und stellte sich ans Fenster.
»Für alle gilt, dass wir Andreas Falkenborg nicht direkt kontaktieren dürfen. Ich will nicht, dass er jetzt schon mitbekommt, dass wir uns für ihn interessieren. Außerdem gibt es noch ein kleines Detail, auf das ich meine Hoffnung setze – Malte und die Comtesse haben mich davon überzeugt, dass es richtig ist, das Whiteboard durch den Computer zu ersetzen, wenn wir das Leben eines Verdächtigen aufarbeiten. Malte baut eine Webseite auf, natürlich eine interne, und die Idee ist, dass wir diese Seite kontinuierlich mit Informationen füllen, sobald wir etwas haben. Er hat euch in einer Mail informiert, wie das läuft. Der Vorteil daran ist, dass ihr so die ganze Zeit über verfolgen könnt, was wir haben. Ihr wisst ja, dass ich selbst ein bisschen konservativ bin, was die Glückseligkeiten der Informationsgesellschaft angeht, aber in diesem Fall würde ich es gerne einmal auf einen Versuch ankommen lassen.«
»Außerdem ist es wirklich die einzige richtige Vorgehensweise.«
Arne Pedersen erntete einen wütenden Blick von Konrad Simonsen, der den Satz aber nicht weiter kommentierte, sondern mit den Worten schloss: »Malte sollte jetzt hier sein, vermutlich ist er in einer Viertelstunde da. Legt schon mal los, außer ihr habt noch Fragen …«
Er machte eine kurze Pause und sah sich um.
»Was nicht der Fall zu sein scheint. Gut, dann an die Arbeit. Pauline, bleib du bitte noch hier, ich würde gerne noch ein paar Sachen mit dir besprechen.«
Die Männer standen auf und verließen das Büro. Pauline Berg blieb sitzen und wusste nicht, ob sie Positives oder Negatives zu erwarten hatte – eine Unsicherheit, die schnell beseitigt wurde.
»Wie viel Zeit ist vergangen, seit du zum ersten Mal den Namen Andreas Falkenborg gehört hast und ich informiert wurde?«
Sie versuchte, sich herauszuwinden: »Also, so genau kann ich das nicht sagen.«
»In Stunden und Minuten und ohne irgendwelche Abschweifungen, dafür habe ich keine Zeit.«
»Neun Stunden und ein paar Minuten.«
»Hm, das stimmt ziemlich genau mit dem überein, was ich mir selbst errechnet habe.«
Er trat hinter sie und legte eine Hand auf ihre Schulter.
»Eigentlich sollte ich dich durch den Fleischwolf drehen, Pauline, und dir von den zwanzig Mann erzählen, die gestern Nachmittag die ehemaligen DYE - 5 -Mitarbeiter besucht haben, was sie dann aber doch nicht getan haben, weil Arne ein bisschen verantwortungsvoller gehandelt hat als du. Aber ich habe weder Zeit noch Lust, dich in die Ecke zu stellen. Außerdem habe ich gestern mit der Comtesse gesprochen, die mir klargemacht hat, dass Personalpflege und Mitarbeitergespräche nicht gerade meine Stärke sind, so dass ich mich dafür entschieden habe, dir einen Crashkurs in …«
Malte Brorup stürzte schwitzend und noch ganz außer Atem ins Büro. In der einen Hand hielt er einen Laptop, in der anderen eine Packung mit Coladosen. Konrad Simonsen schickte ihn wieder nach draußen und fuhr mit seiner Belehrung fort, wenn auch schneller und positiver als ursprünglich vorgesehen.
»Hast du dich jemals gefragt, warum du hier im Morddezernat angestellt worden bist, und insbesondere, warum du quasi vom ersten Tag an zu denen gehört hast, mit denen ich am meisten rede? Du denkst doch wohl nicht, dass das bloß mit deiner Intelligenz und deiner Schönheit zu tun hat?«
Pauline Berg wurde rot.
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
»Nein, sondern weil du jung und voller Ambitionen bist. Dein Alter gibt dir einen Blickwinkel, den wir anderen nicht haben, und Ambitionen sind in jeder Karriere wichtig – sonst lernt man zu langsam. Als ich selbst siebenundzwanzig war, träumte ich davon, ganz allein das große Mysterium zu lösen, und ich glaubte damals, dass nur ich solche Gedanken hatte, und behielt sie deshalb für mich. Später
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