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Das weiße Grab

Das weiße Grab

Titel: Das weiße Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Hammer , Søren Hammer
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dazwischengeschoben. Er hat ihn sofort erkannt.«
    »Genial, Pauline. Die werden überrascht sein morgen. Ich freu mich schon auf ihre Gesichter, aber du solltest Konrad heute Abend noch anrufen, wenn du das noch nicht gemacht hast.«
    »Warum das denn?«
    »Weil man so etwas tut, wenn man etwas Wichtiges herausgefunden hat.«
    »Okay.«
    »Ich habe im Übrigen mit Grönland gesprochen. Sie haben die Reste der DYE - 5 -Station gefunden, du hattest also vollkommen recht mit deinen Koordinaten.«
    »Mein Gott, bin ich gut.«
    Er lachte.
    »Weißt du inzwischen, wie groß die Distanz ist?«
    »Ich bin auf 31 Kilometer gekommen.«
    »Die Grönländer haben 31 , 3 Kilometer errechnet.«
    »Die 300 Meter sind geschenkt.«
    Sie blies ihm ein Schaumflöckchen auf den Kopf und zog mit dem Fuß vorsichtig den Stöpsel aus der Wanne.

[home]
    7
    I ngrid Thomsen öffnete Konrad Simonsen und der Comtesse wortlos die Tür. Einen Augenblick lang musterte sie die beiden schweigend von Kopf bis Fuß, dann machte sie auf dem Absatz kehrt und ging nach drinnen. Die Tür ließ sie als Zeichen, dass sie ihr folgen sollten, offen.
    Das Wohnzimmer war noch immer so, wie Konrad es in Erinnerung hatte. Ein paar kleinere Eigenheiten, die er im Laufe der Zeit vergessen hatte, wurden in seiner Erinnerung geweckt und machten ihn traurig. Das hellrote Marmorimitat, das so wenig zu der geblümten Tapete passte. Der Setzkasten mit den blank polierten, genau nach Größe und Form sortierten Muschelschalen. Das Bild von Jesus mit dem juwelenbesetzten purpurnen Umhang und dem überdimensionalen Heiligenschein, das über dem Sofa hing, und ihre Hände. Wie sie selbst, waren sie knochig, rot und kräftig, Hände, die harte Arbeit gewohnt waren. Ingrid Thomsen rieb sie in einer langsamen, methodischen Bewegung, als könne sie all den Schmerz der Welt zwischen ihnen zermahlen. So war es damals gewesen, und so war es heute. Er versuchte, die Bewegung zu ignorieren, und hielt ihrem Blick stand, während er ein bisschen zu schnell erklärte, warum sie gekommen waren. Sie hörte ihm zu, ohne etwas zu sagen.
    Er hatte sich neben sie aufs Sofa gesetzt, während die Comtesse auf einem Stuhl am Esstisch im anderen Teil des Zimmers Platz genommen hatte und sich nicht ins Gespräch einmischte. Er sah ein paarmal kurz zu ihr hinüber und fühlte jedes Mal einen Anflug von Verärgerung. Sie hätte im Auto bleiben sollen. Es war auch ohne überflüssige Zuhörer schon schwer genug. Er erzählte ihr von dem Fund in Grönland und zog dann eine Verbindungslinie zwischen den Morden an Maryann Nygaard und Catherine Thomsen. Zweimal verwechselte er die Namen der Opfer, ohne das selbst zu bemerken. Ingrid Thomsen hörte ihm abweisend zu. Sein Bein schmerzte und kribbelte schlimmer als je zuvor, was ihm ein seltenes Mal ganz recht war. So schlug sich das Unbehagen wenigstens auch physisch nieder. Plötzlich unterbrach ihn Ingrid Thomsen: »Es ist, wie es ist.«
    Das waren die ersten Worte, die sie seit ihrem Kommen gesagt hatte. Ihre Stimme war tief und melodisch und passte irgendwie nicht zu ihr. Auch diese Stimme hatte er vergessen. »Die Dinge sind nun ja nicht mehr zu ändern. Was geschehen ist, ist geschehen.«
    Er wusste nicht, ob er mit seinem Monolog fortfahren sollte, zog es aber vor zu schweigen, während er ihr in die Augen sah.
    Die Pause wurde lang und quälend, bis sie endlich fortfuhr: »Was wollen Sie eigentlich? Vergebung für das, was Sie Carl Henning angetan haben? Sind Sie deshalb gekommen? Oder erwarten Sie Mitgefühl?«
    Konrad Simonsen hatte sich selbst ein paarmal gefragt, was er mit diesem Besuch bezweckte. Auf den ersten Blick war es zweifelsohne richtig, ihr persönlich mitzuteilen, dass die Polizei und nicht zuletzt auch er selbst mit der Festnahme ihres Mannes und der späteren Anklage einen Fehler begangen hatten. Aber wollte er noch mehr? Vielleicht war es wirklich so, wie sie gesagt hatte. Vielleicht wollte er ihre Vergebung, was immer das bedeutete? Die Antwort wurde ihm erspart, als sie plötzlich mit dem Kneten der Hände innehielt und mit den Handflächen auf die Tischplatte schlug. Obwohl das Geräusch nicht laut war, zuckte er zusammen.
    »Carl Henning und Catherine liegen auf dem Ulse-Friedhof, unter der Kastanie in der Nähe des Parkplatzes. Fahren Sie hin und reden Sie mit denen.«
    Konrad Simonsen stand auf und erwiderte ruhig: »Ich habe keine falschen Beweise gegen ihren Mann konstruiert, das hat aller Voraussicht nach Catherines

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