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Das weiße Grab

Das weiße Grab

Titel: Das weiße Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Hammer , Søren Hammer
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habe ich entdeckt, dass alle meine gleichaltrigen Kollegen die gleichen Fantasien hatten.«
    »So geht es mir auch.«
    »Was du nicht sagst. Dann hat sich diesbezüglich in all den Jahren ja nicht viel geändert. Seither habe ich gelernt, dass es in Ordnung ist, persönlich Initiative zu zeigen, wenn nur ich dafür den Preis zahle, und dass ich wichtige Ermittlungsergebnisse rechtzeitig bekanntgebe, also circa zwanzig Minuten nachdem ich sie erhalten habe. Um ehrlich zu sein, habe ich diese Erkenntnis auf die harte Tour erlernen müssen. Ich habe den Namen eines möglichen Täters zwei Tage zurückgehalten, bis mein Chef dahinterkam. Und weißt du, was dann passiert ist?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich habe einen Anschiss bekommen, der sich gewaschen hat. In diesem Punkt hat sich in all den Jahren aber viel geändert. Pauline, sieh mich an.«
    Sie gehorchte.
    »Beim nächsten Mal, und ich zweifle nicht daran, dass es ein nächstes Mal geben wird – denn was immer ich gerade sage, du hast gestern Superarbeit geleistet –, also beim nächsten Mal informierst du mich sofort. Haben wir uns da verstanden?«
    »Ja, das haben wir. Und … Entschuldigung.«
    »Hm, ich dachte, dieses Wort hätte ich abonniert. Jetzt geh schon und mach deine Arbeit. Fang damit an, die Zeugenaussagen von gestern zu protokollieren, wenn du das nicht schon gemacht hast.«
    Sie stand auf und wusste genau, dass sie billig davongekommen war. In der Tür drehte sie sich noch einmal um: »Danke.«
    »Wenn eine Mitarbeiterin sich bei mir bedankt, nachdem ich sie mir vorgeknöpft habe, ist das kein gutes Zeichen. Ich muss verdammt alt geworden sein. Jetzt geh schon.«
    Pauline Berg hatte das Büro gerade verlassen, als die Comtesse paradoxerweise mit einem Anliegen ankam, das Konrad Simonsen gerade erst als inakzeptabel beschrieben hatte. Die Comtesse kam gleich zur Sache: »Du musst mir dieses Mal ein bisschen mehr Freiraum geben, Konrad. Ich muss unbedingt einen kleinen Abstecher machen.«
    »Und was ist das für ein Abstecher?«
    »Er dauert höchstens den Rest der Woche. Sicher nicht länger. Und du musst mir vertrauen. Ich informiere dich sofort, sollte das nötig werden.«
    »Kannst du das nicht jetzt tun?«
    »Nein, lieber nicht.«
    Lächelnd fügte sie hinzu: »Ich bitte ja nicht oft um so etwas. Wenn ich’s mir recht überlege, ist es das erste Mal.«
    Er brummte unzufrieden, gab widerstrebend sein Okay, fügte dann aber hinzu: »Das ist eine Abmachung, die jedoch jederzeit wieder geändert werden kann, wenn sich die Sache zuspitzt und ich dich nicht entbehren kann. Außerdem brauche ich dich heute noch hier, wenn wir Andreas Falkenborg entlarven. Im Übrigen habe ich vor gerade erst zehn Minuten Pauline Berg einen Rüffel erteilt, weil sie zu selbständig gearbeitet hat.«
    Die Comtesse sah skeptisch aus.
    »Sie schien aber nicht sonderlich entsetzt darüber zu sein.«
    »Nein, ich bin einfach zu gutmütig. Wenn wir mit diesem Helikopterpiloten fertig sind, kannst du meinetwegen deiner Sache nachgehen. Den anderen erklärst du das aber selbst. So, und jetzt raus.«
    »Du schmeißt mich raus?«
    »Ja, genau. Raus aus meinem Büro, damit ich etwas von der Arbeit erledigen kann, für die wir bezahlt werden.«

[home]
    9
    D er Tag war produktiv, und Konrad Simonsen spürte zum ersten Mal seit Grönland, dass er sich wieder unter Kontrolle hatte. Auch wenn der Besuch bei Ingrid Thomsen tags zuvor nicht sonderlich gut verlaufen war, erleichterte es ihn, die Sache hinter sich gebracht zu haben. Außerdem hatte er über eine Videoschaltung fast eine halbe Stunde lang mit seiner Tochter reden können, was seinen inneren Akku auch wieder ein wenig aufgeladen hatte. Heute Abend würde er ein paar Kleidungsstücke packen und für eine Weile zur Comtesse ziehen, worauf er sich zu seiner eigenen Überraschung freute. Er stürzte sich auf die Arbeit.
    Stück für Stück wurde das Mosaik von Andreas Falkenborgs Leben zusammengetragen und durch Malte Brorup auf der Webseite zusammengesetzt. Die Zusammenarbeit zwischen dem Studenten und dem Dezernatsleiter funktionierte reibungslos. Konrad Simonsen hatte befürchtet, ausgeschlossen zu werden und nicht mehr wie bei seiner alten Whiteboard-Methode selbst alle Fäden in der Hand zu halten, doch diese Sorge erwies sich ziemlich schnell als unbegründet. Weil Malte Brorup ständig fragte, was wichtig war, notiert und als Hintergrundmaterial archiviert und verlinkt werden sollte, musste Simonsen fortlaufend

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