Das weiße Grab
auf dem Weg hierher. Und auch über die Zeit in Grönland gibt’s Neuigkeiten.«
Noch bevor Konrad Simonsen antworten konnte, kam Poul Troulsen gemeinsam mit einem großen, dünnen Mann zur Tür herein und sagte: »Konrad, das musst du dir anhören! Es geht schnell, ist aber wichtig«, und fuhr dann an den Mann gerichtet fort: »Wenn Sie dort bitte Platz nehmen würden.«
Der Mann ging etwas schüchtern nach hinten zu dem kleinen Konferenztisch und nahm Platz. Konrad Simonsen folgte ihm ohne Widerrede, auch wenn sein Bauch ihm immer deutlicher zu verstehen gab, dass Mittagszeit war. Poul Troulsen vergeudete keine Zeit: »Wären Sie so nett, unserem Ermittlungsleiter, Kriminalhauptkommissar Konrad Simonsen, mitzuteilen, was Sie mir eben erzählt haben?«
Der lange Titel schien Eindruck auf den Mann zu machen, der Konrad Simonsen voller Respekt ansah und dabei noch ein bisschen mehr zusammenschrumpfte.
»Ja, aber das ist ziemlich persönlich. Das ist nicht gerade etwas, worauf ich stolz bin.«
Konrad Simonsen folgte dem Blick des Mannes, der sich auf den tief in seine Arbeit versunkenen Malte Brorup geheftet hatte.
»Malte, geh doch mal raus und flirte mit ein paar jungen Polizistinnen.«
Malte Brorup fügte sich bereitwillig. Er war es gewohnt, von seinem Chef nach Belieben vor die Tür gesetzt zu werden. Poul Troulsen half dem Mann, in Gang zu kommen.
»Das muss Ihnen ganz und gar nicht peinlich sein. Sie haben ja nichts Ungesetzliches gemacht, außerdem haben wir hier drinnen schon so einiges gehört und verurteilen niemanden.«
Der Mann begann zu sprechen, und im Gegensatz zu seiner etwas unsicheren Erscheinung war sein Bericht angenehm präzise.
»Vor zwei Jahren hatte ich den Verdacht, dass meine damalige Frau ein Verhältnis mit einem anderen Mann hatte, während ich auf Reisen war. Ich bin Projektleiter und häufig für Monate in der ganzen Welt unterwegs. Im Moment arbeite ich an dem Bau eines neuen Inland-Terminals am Flughafen von Dubai und bin nur für drei Tage in Dänemark. Ich wandte mich also an Andreas Falkenborg, der ein Experte für solche Fragestellungen sein sollte. Wir hatten ein Treffen und haben die Bedingungen besprochen. In erster Linie sollte er meine Frau überwachen, während ich im Ausland war. Sein Preis war 60 000 Kronen pro Woche, mit drei Wochenlöhnen Vorschuss, und über diesen Preis wollte er auch nicht diskutieren. Ich sollte ihm das Geld bar und ohne Quittung geben.«
»Das ist aber ein gepfefferter Preis«, warf Konrad Simonsen ein.
»Er gilt wirklich als einer der Besten, soll ungeheuer diskret und sehr zuverlässig sein. Solche Leute sind immer teuer. Im Übrigen konnte ich mir das leisten, meine Arbeit wird auch sehr gut bezahlt.«
»Sie sagen, Andreas Falkenborg gilt als Experte. Wie haben Sie das erfahren?«
Der Mann breitete müde die Arme aus und seufzte leise.
»Es gibt andere, die die gleichen Probleme haben wie ich. Ich hatte es nie leicht mit Frauen, aber nur weil man hässlich ist, muss man ja nicht auch blöd sein.«
»Da haben Sie sicher recht, aber wie sind Sie in Kontakt mit Andreas Falkenborg gekommen? Wollen Sie darauf nicht näher eingehen?«
»Ich bin in so einer Internet-Community, eine ziemlich exklusive Gruppe, in der ich mich umgehört habe, und dabei ist mir schließlich sein Name und seine Telefonnummer genannt worden.«
»Was ist das für eine Gruppe?«
»Menschen mit wichtigen Stellungen und großer beruflicher Verantwortung. Fast ausschließlich Männer. Man braucht zwei Empfehlungen, um selbst Mitglied zu werden.«
»Welchen Zweck hat das Ganze?«
»Einander zu helfen, wo wir können. Eine Art virtuelle Loge.«
»Okay, jetzt hab ich es verstanden. Wo haben Sie Andreas Falkenborg getroffen?«
»In einem Restaurant im Lyngby Center.«
»Wie oft?«
»Insgesamt dreimal. Ein erstes grundsätzliches Treffen, dann eins, bei dem ich seinen Vorschuss bezahlt habe, und das abschließende, bei dem er mir seine Resultate präsentiert hat und wir abgerechnet haben.«
»Jedes Mal am gleichen Ort?«
»Ja, am gleichen Ort.«
»Welchen Eindruck hat er auf Sie gemacht?«
»Einen sehr angenehmen, vielleicht ein bisschen … kindlich ist wohl das Wort, aber sehr angenehm. Wie Sie sicher verstehen, war ich nicht gerade stolz auf das Ganze, so dass ich besonders bei unserem ersten Treffen sehr nervös war, aber er hat es geschafft, mich gleich zu beruhigen. Er hat sich wirklich höchst dezent und unaufgeregt verhalten, und als ich von meiner
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