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Das weiße Grab

Das weiße Grab

Titel: Das weiße Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Hammer , Søren Hammer
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damit vor dem Spiegel stand und ich dumme Kommentare gemacht habe. Sie sagte damals, dass sie damit sicher ein paar Typen betören könne, sollte ihr mal das Geld für die Miete fehlen. Das war natürlich nur Spaß, aber sie trug diese Mütze oft, auch als sie verschwand, das ist mir ein paar Tage danach eingefallen und hat die Sache für mich noch trauriger gemacht, obwohl das ja eigentlich keinen Sinn macht.«
    Die Comtesse nickte, sie hatte die Mütze selbst gesehen. Sie hatte neben Maryann Nygaards Leiche gelegen. Unwillkürlich dachte sie, dass Allinna Holmsgaard ihre Freundin zu Recht aufgezogen hatte, die Mütze war wirklich nicht schön. Sie ließ das Thema ruhen und fragte stattdessen: »Und Sie haben keine Vermutung, warum er einen falschen Namen angegeben hat?«
    »Nein, leider nicht. Maryann hat damals behauptet, er sei wirklich Geologe und habe den Auftrag gehabt, ein paar sensible Konzessionsverhandlungen mit den Amerikanern zu führen. Angeblich soll es dabei um den unterirdischen Abbau von irgendwelchen Mineralien gegangen sein. Was die Geheimhaltungsregeln anging, klang das für mich nicht recht logisch. Zu dieser Zeit gab es allerdings eine Reihe von Unstimmigkeiten zwischen den dänischen und grönländischen Atomkraftgegnern auf der einen und der GGU und Risø auf der anderen Seite. Es ging um den Abbau von Uran und Thorium im Kvanefjell bei Narsaq. Dieses Thema war gelinde gesagt heikel, aber … ja, das alles war wirklich nicht logisch. Ich meine, was wollte er dann anschließend in Thule? Die amerikanische Luftwaffe beschäftigte sich nicht mit dem Abbau von Bodenschätzen, und die Airbase Thule liegt fast 2000 Kilometer von Narsaq entfernt.«
    »Dann haben Sie das nicht geglaubt?«
    »Nein, aber ich habe nicht weiter nachgefragt. 1983 befanden wir uns ja mitten im Kalten Krieg, und ich war schließlich in einer amerikanischen Militärbasis angestellt, da geschahen öfter mal Sachen, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren.«
    »Da haben Sie wahrscheinlich recht. Sagen Sie, das Bild von dem Mann, von dem Sie gesprochen haben, wie kann ich da rankommen?«
    Allinna Holmsgaard dachte nach und breitete entschuldigend die Arme aus.
    »Das wird nicht leicht. Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, von wem Maryann dieses Foto bekommen hat.«
    Die Comtesse wartete, sie spürte, dass die Professorin noch etwas auf dem Herzen hatte.
    »Also, Sie sind sich im Klaren darüber, dass er schon lange weg war, als Maryann starb?«
    »Vollkommen, ich würde aber trotzdem gerne sein Foto sehen.«
    »Vielleicht gibt es eine Chance, wenn auch minimal. Kennen Sie das Grönlandhaus?«
    »Nein, leider nicht.«
    »Das ist ein Museum in Nordseeland, ich glaube, in der Gemeinde Gribskov. Der frühere Museumsleiter hat von beiden Basen Privatfotos gesammelt. Das war eine Art Hobby von ihm. Ich habe ihm auch Kopien von meinen eigenen Fotos geschickt.«
    »Das klingt nach einer schrecklichen Sisyphusarbeit, ich weiß ja nicht einmal, wie er aussieht. Könnte ich Sie wohl überreden, mir dabei zu assistieren?«
    Die Comtesse verhielt sich ruhig und wartete ab, während Allinna Holmsgaard nachdachte. Schließlich sagte sie: »Mein Mann und ich fahren morgen nach Zürich. Unser Urlaub ist lange geplant, und ich würde ihn nur sehr ungern absagen oder aufschieben. Andererseits schulde ich es Maryann und sicher auch der Gesellschaft, Ihnen zu helfen, wenn das wirklich wichtig ist. Diese Entscheidung obliegt Ihnen.«
    Es war verlockend, aber die Comtesse hielt sich zurück: »Nein, fahren Sie mal, so wichtig ist es auch nicht.«
    »Das freut mich zu hören. Aber ich kann Ihnen natürlich über das Internet helfen. Wenn ich Ihnen heute Abend eine Mail mit den exakten Daten schicke, an denen unser Freund in Søndre Strømfjord war, müssen Sie wahrscheinlich gar nicht so viele Bilder durchsehen, wenn es denn überhaupt Aufnahmen aus diesem Zeitraum gibt …«
    Als alles geregelt war, hatte die Comtesse nur noch ein Anliegen, das nicht sehr angenehm war. Sie zog die Fotografie von Andreas Falkenborg aus dem Jahre 1983 aus der Tasche und legte sie der Professorin vor.
    »Erkennen Sie ihn?«
    »Ja, ist das nicht Pronto, unsere kindliche Seele? Was wollen Sie über ihn wissen … oh nein …«
    Es dauerte seine Zeit, aber etwas wirklich Wesentliches hatte Allinna Holmsgaard nicht beizutragen.

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    12
    W ährend die Comtesse ihren Weißwein in Islands Brygge genoss, waren ihre engsten Kollegen des

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