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Das weiße Grab

Das weiße Grab

Titel: Das weiße Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Hammer , Søren Hammer
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Morddezernats mit zwei Wagen auf dem Weg von Kopenhagen nach Südseeland. Konrad Simonsen und Poul Troulsen bildeten die Vorhut mit dem älteren Mann am Steuer. Unmittelbar hinter ihnen folgten Arne Pedersen und Pauline Berg. Poul Troulsen kniff die Augen zusammen und studierte misstrauisch das sommerliche Wetter. Es war noch früh am Morgen, aber schon ungewöhnlich heiß und sonnig. Dann sah er zu seinem Chef hinüber, der auf dem Beifahrersitz saß und eine Notiz las.
    »Ich verstehe nicht, wie du das aushalten kannst, Konrad. Ich schwitze wie ein Schwein, obwohl ich nur ein T-Shirt trage, und du sitzt da im Anzug, als würde die Wärme dich nicht im Geringsten quälen. Hast du eigentlich den Wetterbericht gehört?«
    Konrad Simonsen blickte kurz auf und sah seinen Kollegen ein wenig neidisch an. Trotz seines Alters hatte sein durchtrainierter Körper kaum Fett angesetzt, und seine Oberarmmuskeln füllten die Ärmel des T-Shirts gut aus. Ein verblichenes Pin-up-Girl aus der Zeit, als Nyhavn noch ein Szenestadtteil war, bot sich auf seinem Unterarm an.
    Simonsens eigene Temperaturregulierung variierte beängstigend. Manchmal schwitzte er, wenn er es nicht sollte, dann folgten wieder Momente – wie jetzt –, in denen sich kein einziger Schweißtropfen bildete. Beide Situationen waren eine Folge seiner Zuckerkrankheit. Nicht ohne Schadenfreude sagte er: »Ja, ja, es soll warm werden.«
    Poul Troulsen ließ das Thema mit einem Seufzen fallen und sagte stattdessen: »Gestern haben meine Frau und ich auf die Enkel aufgepasst. Ich hatte keine Minute frei. Deshalb bin ich nicht so richtig auf dem Laufenden. Könntest du mich kurz ins Bild setzen?«
    Konrad Simonsen willigte ein, da er sonst die Rollen tauschen und selbst fahren müsste, damit Troulsen einen Blick in die Akten werfen konnte. Außerdem konnte er seinem Kollegen ja nicht vorwerfen, dass er ein Privatleben hatte. Normalerweise war Troulsen immer gut vorbereitet und beklagte sich nur selten über seine Arbeitszeiten.
    »Wo soll ich anfangen?«
    »Am liebsten am Anfang.«
    »Okay. Annie Lindberg Hansson verschwand im Alter von vierundzwanzig Jahren aus Jungshoved bei Præstø. Sie arbeitete in einem Büro in Vordingborg, von wo sie abends mit dem Bus nach Præstø fuhr und wie üblich an der Haltestelle, vier Kilometer von ihrem Haus entfernt, ausstieg. Da hatte sie ein Fahrrad am Straßenrand stehen. Seither ist sie nicht mehr gesehen worden. Wir interessieren uns für sie wegen ihres Aussehens. Hast du mal einen Blick auf das Foto von ihr geworfen?«
    »Ja, so weit bin ich im Bilde. Sie sieht aus wie Maryann Nygaard und Catherine Thomsen.«
    »Das tut sie, ja. Die gleichen schwarzen Haare und braunen Augen. Und auch der Körperbau und das hübsche Gesicht mit den feinen Zügen und den hohen Wangenknochen passen.«
    »Und Andreas Falkenborg wohnte zu der Zeit, in der sie verschwand, in der Gegend?«
    »Im August 1990 kaufte er ein Sommerhaus in Tjørnehoved. Das ist weniger als fünf Kilometer von Annie Lindberg Hanssons Haus entfernt. Und die Gegend ist verdammt dünn besiedelt, fünf Kilometer sind da nicht viel, wenn du verstehst. Dazu kommt noch, dass diese Ecke sicher keine typische Ferienhausgegend ist.«
    »Wie ist sie verschwunden?«
    »In etwa so, wie ich es dir beschrieben habe, mehr gibt es darüber nicht zu sagen. Sie ist gegen acht Uhr abends aus dem Bus gestiegen, und danach war sie verschwunden.«
    »Was ist mit ihrem Fahrrad?«
    »Nie gefunden worden, aber wenn du damit aufhörst, mich auszufragen, kann ich dich vielleicht in meinem Tempo über die Begebenheiten informieren. Ich denke, ich kann dir die wesentlichen Punkte mitteilen.«
    »Tut mir leid, das liegt in meinen Genen. Und dann die Hitze … das ist kaum auszuhalten.«
    Konrad Simonsens Mitgefühl hielt sich in Grenzen, er hatte seine eigenen Probleme. Ein paar kleine Wunden an seinen Knöcheln juckten wie verrückt und glänzten leuchtend rot. Sie wollten einfach nicht verheilen, so dass er sich beinahe wie ein Aussätziger fühlte. Im Gegenzug war der übliche Schweißausbruch am Vormittag ausgeblieben, vielleicht wegen des vernünftigen Essens, das die Comtesse ihm serviert hatte. Überhaupt war sein vorübergehender Umzug nach Søllerød über alle Erwartungen gut verlaufen. Er hatte den Großteil des ersten Stocks der Riesenvilla beinahe für sich. Die Comtesse hatte ihm beim Auspacken geholfen, ihn eingewiesen und darauf bestanden, sich um das Praktische zu kümmern. Die

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