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Das weiße Grab

Das weiße Grab

Titel: Das weiße Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Hammer , Søren Hammer
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sollte er noch andere Frauen getötet haben – dies auf die gleiche Weise getan hat.«
    Er trank einen Schluck Wasser und fuhr fort: »Außerdem bleibt festzuhalten, dass er weiß ist, ein Mann und zum ersten Mal zu töten versucht hat, als er etwa zwanzig Jahre alt war. Dass er keine Verbindung zu seinen Opfern hatte, ist auch wichtig. Des Weiteren gilt, dass beide Frauen auch weiß waren – was allesamt Indikatoren für einen Serienmörder sind. Dagegen spricht, dass er seine Morde nicht innerhalb eines begrenzten geographischen Gebietes vornimmt, was sonst für Serientäter typisch ist. Und er tötet allem Anschein nach weder, um Spannung zu erzeugen, noch, um Dominanz auszuüben oder sexuelle Befriedigung zu erhalten. Auch eine Kombination dieser drei Motive scheint hier nicht zuzutreffen. Trotzdem muss ich noch einmal betonen, dass das alles nur Annahmen sind. Ich habe eigentlich daran gezweifelt, ob ich das überhaupt erwähnen sollte, und ich tue das jetzt nur wegen der neuen Informationen über Andreas Falkenborgs Verhalten in Hundested, das Sie gestern protokolliert haben.«
    »Worauf basiert Ihre Einschätzung?«, fragte Konrad Simonsen ernst.
    »Das Element Spannung ist am ehesten auszuschließen. Serienmörder, denen der Mord einen Kick gibt, planen vorher selten, wo sie ihre Tat verüben, und sie begehen ihre Morde immer schnell und ganz in der Nähe von potenziellen Zeugen. Daraus resultiert die Spannung. Nehmen wir einen Serienmörder wie Peter Sutcliffe aus Yorkshire in England …«
    Konrad Simonsen sah zu Arne Pedersen, der kurz mit dem Kopf schüttelte, dann fiel er dem Psychologen freundlich ins Wort.
    »Wir wissen, dass Sie Ihre Aussagen auf diverse Beispiele stützen können, Sie brauchen sie aber nicht alle durchzugehen.«
    »Das wäre zu viel Theorie«, fügte Arne Pedersen hinzu.
    »Soll mir recht sein, dann lasse ich die Beispiele weg. Wo war ich? Ja, Spannung können wir also ausschließen, Andreas Falkenborg isoliert seine Opfer, hat Angst vor eventuellen Zeugen, auch wenn sie weit weg sind, und geht so wenig Risiken wie möglich ein. Eine geringfügige Ausnahme gibt es vielleicht, aller Wahrscheinlichkeit nach hat er Maryann Nygaard in seinem Hubschrauber gefesselt und geknebelt, während die ganze Radarstation nach ihr gesucht hat. Aber das war schließlich eine Notwendigkeit, und auch dieses Risiko war kaum sonderlich hoch.«
    Konrad Simonsen war seiner Meinung.
    »Er mordet nicht der Spannung wegen.«
    »Damit kämen wir zum sexuellen Motiv, und auch das können wir, glaube ich, ausschließen. In den meisten Fällen, in denen ein Serienmörder ein sexuelles Motiv hat, behandelt er seine Opfer brutal oder sadistisch, und diese Gewalt äußert sich nicht nur in Taten, sondern fast immer auch in Worten. Aber abgesehen davon, dass Andreas Falkenborg seine Frauen mit einer Plastiktüte erstickt …«
    Poul Troulsen unterbrach ihn.
    »Sie müssen entschuldigen, aber ich habe doch gewisse Schwierigkeiten, diesen Beweggrund einfach so abzuhaken.«
    »Ich will versuchen, mich anders auszudrücken: Er erstickt die Frauen, aber tut er darüber hinaus etwas, was auf ein sadistisches Verhalten schließen lässt? Die Antwort lautet nein. Er wendet keine Folter an und vergewaltigt sie auch nicht. Im Gegenteil, er geht – die Situation berücksichtigend – recht vorsichtig mit seinen Opfern um. Er kränkt Rikke Barbara Hvidts Scham nicht mehr als unbedingt nötig, als er ihr den BH auszieht, und er bittet sie freundlich zu warten, bis die Leute mit den Mofas wieder weg sind, und fordert sie beinahe höflich und ohne jede Drohung auf, ihm ihre Hände hinzustrecken. Diese Argumente entkräften auch die These, dass er tötet, um seine Dominanz zu beweisen. Ich habe niemals einen Dominanzmörder getroffen oder von ihm gehört, der auf eine solche Weise mit seinen Opfern gesprochen hat. Das passt einfach nicht zusammen.«
    »Aber er erschreckt sie mit seiner Maske, wenn wir davon ausgehen, dass er sie auch bei den Morden getragen hat«, sagte Konrad Simonsen.
    »Davon gehe ich mit Sicherheit aus.«
    »Aber das ist doch eine Form von Folterung? Ich meine, die Frauen müssen vor Angst wie gelähmt gewesen sein.«
    »Die Maske ist wirklich interessant. Ich glaube, er trägt sie nicht nur, um die Frauen zu erschrecken, sondern auch, um sich zu verstecken und seine eigene Angst nicht zeigen zu müssen, aber darf ich diese Maske noch einen Moment zurückstellen?«
    »Ja, natürlich.«
    »Es gibt noch eine

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