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Das weiße Grab

Das weiße Grab

Titel: Das weiße Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Hammer , Søren Hammer
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verspreche ich dir gerne, dass sie nicht aufeinandertreffen werden. Und jetzt bringen wir dich nach Hause.«
    Arne Pedersen hörte aber nicht auf. Plötzlich kamen all die Bilder, die in seinem Kopf herumspukten, wie ein Schwall über seine Lippen. Pauline, die sich hin und her warf, während die Tüte vor ihrem Mund beschlug. Ihr clownsroter Mund, der am Plastik saugte. Und die bösen Pharaonenaugen, die voller Wonne ihren Todeskampf beobachteten.
    Als Arne Pedersen aufging, dass man seinem Wunsch, ein Zusammentreffen von Pauline Berg und Andreas Falkenborg unter allen Umständen zu verhindern, nachkommen würde, fiel er in sich zusammen wie ein aufblasbares Tier, das ein Loch bekommen hatte.
    Konrad Simonsen brachte Arne Pedersen, der noch im Auto einschlief, schließlich selbst nach Hause.

[home]
    22
    O lav Petersen, ein pensionierter Kranführer, hatte im Alter von sechsundachtzig Jahren seine Frau mit mehreren gezielten Schlägen mit einer Rohrzange umgebracht. Der Mord war im Winter 1962 in Vesterbro in Kopenhagen geschehen und schnell aufgeklärt worden. Nach Aussage des Täters hatte das Opfer ihn den Großteil seines Lebens gequält, und er hatte den Gedanken, möglicherweise vor ihr zu sterben, einfach nicht ertragen. Zum Zeitpunkt des Mordes war der Alte todkrank gewesen, und zwei Wochen nach dem Mord war er ruhig im Kopenhagener Gemeindehospital eingeschlafen. Ein Verfahren war nicht mehr gegen ihn eröffnet worden. In vielerlei Hinsicht hatte Olav Petersen den perfekten Mord begangen.
    Die Akte über diesen Fall war unmittelbar nach dem Mord geschlossen worden und beinhaltete seinerzeit nur wenige Seiten. Mit den Jahren war diese Akte aber immer weiter gewachsen, und irgendwann waren sogar zwei daraus geworden. Wer zuerst auf die Idee gekommen war, sensible, zündstoffreiche Daten von anderen abgeschlossenen Fällen in der Akte des seligen Kranführers Petersen abzulegen, wusste längst niemand mehr. Überhaupt waren nur wenige handverlesene Personen in die Prozedur eingeweiht, und nur sie wussten, dass eine mit einem P markierte Notiz und eine Nummer am Rand eines Berichts darauf hindeuteten, dass in der Akte Petersen weitere Informationen zu finden waren.
    Pauline Berg war deshalb richtig stolz, als die beiden Petersen-Archivordner vor ihr auf dem Tisch lagen. Sie hatte sich aus der Besprechung mit dem Psychologen fortgestohlen, kaum dass Konrad Simonsen und Arne Pedersen gegangen waren, denn aus Erfahrung wusste sie, dass zehn Minuten bei ihrem Chef eine äußerst relative Größe sein konnten. Poul Troulsen hatte damit den Auftrag bekommen, den Psychologen bei Laune zu halten. Im Grunde war das ein bisschen ärgerlich, aber die Arbeit kam ja bekanntlich vor dem Vergnügen, insbesondere wenn die Arbeit so interessant war wie jetzt. Sie schlug die Notiz 57 auf, eine Sichthülle mit einem numerierten, flaschengrünen Aufkleber unten rechts. Sie enthielt ein Bild von einer jungen Frau samt einem dreiseitigen Bericht, datiert auf den 23 . August 1998 . Die übrigen Papiere sah sie sich nicht an. Es war eine ungeschriebene Regel, die Konrad Simonsen ihr eingeprägt hatte und die sie einzuhalten gedachte. Sie las und verschaffte sich einen Überblick.
    Anfang der achtziger Jahre gründete die Pastorin Mie Andreasen in Kopenhagen die christliche Gemeinde »Die Lilien auf dem Felde« als einen Ableger der Glaubensgemeinschaft »The Universal Fellowship of Metropolitan Communitiy Churches«. Die Gemeinde basierte auf Gottes Liebe zu
allen
Menschen, darunter auch Schwule und Lesben. Diese Toleranz stand in grellem Kontrast zu dem Glauben von Catherine Thomsen, nämlich dass Homosexualität eine schwere Sünde gegen Gott war. Zweimal hatte Catherine Thomsen Mie Andreasen aufgesucht, um Trost zu finden. Das erste Mal im November 1996 und dann einen Monat später. Im Juli 1998 kam Mie Andreasen von einem längeren Aufenthalt in den Niederlanden zurück, und als sie von Catherine Thomsens Schicksal hörte, wandte sie sich an die Mordkommission.
    Der Dialog zwischen der jungen Frau und der Pastorin war im Großen und Ganzen religiöser Art gewesen und damit für die Ermittlungen mehr oder weniger wertlos. Aber durch die Gespräche hatte Mie Andreasen erfahren, dass Catherine Thomsen eine heimliche Beziehung zu einer gleichaltrigen Frau eingegangen war, ihre Liebe wurde anscheinend auch erwidert. Sexuell ließ Catherine Thomsen sich aber nur aufs Küssen ein. Sie hatte Angst vor ihrem Gott.
    Ohne Eile las Pauline

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