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Das Weltgeheimnis (German Edition)

Das Weltgeheimnis (German Edition)

Titel: Das Weltgeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas de Padova
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Ansichten in Glaubensfragen machen in Linz vom ersten Tag an die Runde. Sie stehen seinem Wunsch, sich hier in Ruhe eine neue Existenz aufzubauen, von Beginn an im Weg.
    Der Brautreigen
    Unterwegs nach Oberösterreich hat er seine beiden Kinder Susanna und Ludwig in die Obhut einer Witwe gegeben, wissend, dass dies nur eine vorübergehende Lösung sein kann. Kepler sucht eine Frau. Der Wissenschaftler, »dessen Mannesalter den Gipfel überschritten hat und bereits zur Neige geht, dessen Affekte sich beruhigt haben, dessen Körper von Natur saftlos und weich ist«, wie er über sich selbst sagt, möchte noch einmal heiraten. In einem Brief vom 23. Oktober 1613 schildert der nunmehr Einundvierzigjährige einem unbekannten Freiherrn, wie er in den beiden zurückliegenden Jahren nicht weniger als elf Anläufe genommen habe, eine passende Partnerin zu finden: Die Erste, die er ins Auge fasste, war eine Witwe, die ihm seine frühere Frau noch vor ihrem Tod »nicht undeutlich empfohlen« hatte. Doch war er letztlich froh, dass nichts daraus wurde. Die mehrfache Mutter, die in verwickelten finanziellen Verhältnissen lebte, entschied sich nach Beratung mit ihrem Schwiegersohn gegen die Verbindung. »Um die Wahrheit zu gestehen: Ich betrieb etwas Unpassendes, weil nämlich das Mitleid gegen die zu Heiratende ein Akt der Pietät gegen die Verstorbene war, an sich etwas Gutes, aber Unpassendes, weil, wer eine Frau sucht, anderes tun muss.«
    Die zurücktretende Mutter brachte sofort ihre älteste Tochter ins Spiel. »Die Abscheulichkeit des Plans traf mich zutiefst«, so Kepler, »und doch fing ich an, die Partie zu erforschen. Während ich inzwischen mein Sinnen von den Witwen zu den Jungfrauen lenkte, … nahmen mich der Anblick und die gefälligen Züge der Anwesenden gefangen.« Seinem Auge entging jedoch nicht, dass die Jungfrau mit mehr Genüssen aufgewachsen war, als es ihre Verhältnisse zuließen. Außerdem wollte die Mutter ein etwas höheres Alter der Tochter abwarten, Kepler dagegen musste Prag schnell verlassen. So zerschlug sich auch dieser Plan.
    Die Dritte hatte ihre Treue bereits einem anderen versprochen, der sich zwar als »Hurenbock« herausstellte, die Sache aber dadurch zu einem für Kepler nicht gerade angenehmen Spottspiel machte.
    Die Vierte war zugleich die erste Linzerin. Und obwohl man ihm »wegen ihrer Mittellosigkeit abriet, obgleich auch andere wegen ihrer Größe und ihrer athletischen Gestalt abrieten, hing ich doch an diesem Plan fest und hätte ihn vielleicht zu früh zum Abschluss gebracht, wenn nicht Liebe und Vernunft mir inzwischen mit vereinten Kräften die Fünfte aufgedrängt hätten, die, als sie zum Vergleich mit der Vierten kam, in ungewissem Wettstreit besonders an Ansehen der Familie und Würde des Gesichtsausdrucks, aber auch wegen einiger Mittel und der Mitgift unterlag, aber besonders durch Liebe und durch mein Zutrauen zu ihrer Demut, Schlichtheit, Emsigkeit und Liebe zu den Stiefkindern siegte. An ihr gefiel mir, dass sie Waise und alleinstehend war, was ich bei einer anderen abgelehnt hätte, denn ihre Armut zog keine Furcht vor bedürftigen Verwandten nach sich.«
    Die Fünfte, Susanna Reuttinger, wird schließlich seine Frau. Doch als er eine Woche vor der Eheschließung den hier zitierten Brief an einen nicht näher bekannten Baron schreibt, fragt er sich immer noch, »warum, da sie mir doch bestimmt war, Gott es zugelassen hat, dass sie im Verlauf eines Jahres sechs Rivalinnen erdulden musste«.
    Es lag an seinem eigenen forschenden Geist. Kepler habe das Problem, die richtige Frau unter den elf Anwärterinnen zu finden, so ziemlich auf die gleiche Weise gelöst, wie er die Marsbahn fand, schreibt der Schriftsteller Arthur Koestler. »Er beging eine Reihe Irrtümer, die sich als verhängnisvoll hätten erweisen können, glich sie aber wieder aus und merkte bis zum letzten Augenblick nicht, dass er die richtige Lösung bereits in den Händen hielt.«
    Allerdings folgte Kepler bei seiner Brautschau auch zu vielen gut gemeinten Ratschlägen. Seine eigene Stieftochter zum Beispiel empfahl ihm eine Frau höheren Standes, die Sechste. Kepler prüfte auch sie. Ihr Adel erweckte bei ihm schon durch seine bloße Existenz den Verdacht des Hochmuts.
    Die Siebte kam ebenfalls aus Adelskreisen, die sich anbahnende Beziehung brachte ihm nur Kummer – und für die Frauengemächer ziemlich viel Gesprächsstoff.
    Kepler suchte einmal mehr Rat bei den Sternen und wandte sich, »den

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