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Das Weltgeheimnis (German Edition)

Das Weltgeheimnis (German Edition)

Titel: Das Weltgeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas de Padova
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Schrift des Kopernikus wird so lange verboten, bis sie entsprechend korrigiert ist, das Buch des Karmeliters Foscarini sogar mit einem Bann belegt, sämtliche Exemplare werden vernichtet.
    Galilei selbst kommt mit einem blauen Auge davon. In dem Dekret wird der Hofphilosoph des toskanischen Großherzogs nicht namentlich genannt. Es gibt keinen Prozess gegen ihn, keines seiner Werke wird auf den Index gesetzt. Bellarmino ermahnt ihn »nur« dazu, die kopernikanische Lehre künftig nicht mehr als Tatsache zu vertreten. Von demselben Kardinal lässt er sich anschließend schriftlich bestätigen, dass er nicht persönlich bestraft worden sei oder der Lehre habe abschwören müssen. Sogar der Papst empfängt ihn am 11. März 1616 noch einmal zu einer Audienz.
    Am Tag danach berichtet Galilei dem toskanischen Staatssekretär, er habe Seine Heiligkeit bei dieser Gelegenheit auf die Böswilligkeit seiner Verfolger und ihre falschen Verleumdungen hingewiesen. »Und hier antwortete er mir, dass ihm meine Rechtschaffenheit und Aufrichtigkeit im Geiste wohlbekannt gewesen seien … Seine Heiligkeit und die gesamte Kongregation hätten eine so hohe Meinung von mir, dass man den Verleumdern nicht leichtfertig das Ohr schenken würde.« Zu dem spektakulären Prozess gegen ihn kommt es erst siebzehn Jahre später.

UNHEILBRINGENDE KOMETEN
    Inmitten des Krieges: Keplers Kritik an Galilei
    Die Fallhöhe ist groß zwischen Keplers internationalem Aktionsradius am Hof des toleranten Kaisers in Prag und der eher kleingeistigen Atmosphäre in Linz. Der Mathematiker hat auf dem Höhepunkt seines Schaffens keine geeignete Stelle für sich gefunden. Die evangelische Landschaftsschule in Linz ist noch unbedeutender als die in Graz, nur auf Fürsprache einiger Aristokraten ist hier für ihn ein neuer Posten eingerichtet worden. Schulleitung und Lehrerkollegium sind von der Sonderregelung nicht gerade begeistert.
    Der Neuanfang wird ihm durch unerwartete Konflikte erschwert. Was für ihn zunächst viel schlimmer ist als die Diskrepanz zwischen seinen überragenden Fähigkeiten als Wissenschaftler und seiner neuen Stellung: In Linz beschuldigt man ihn gleich nach seiner Ankunft der Ketzerei.
    Im Sommer 1612 hatte sich Kepler vertrauensvoll an den obersten Pastor der lutherischen Gemeinde, Daniel Hitzler, gewandt, um ihm seine religiösen Zweifel zu eröffnen. Seit seiner Jugend glaubt er nicht an die reale Gegenwart Jesu Christi beim Abendmahl, sondern steht in dieser Frage den Calvinisten näher.
    Hitzler hat dieselbe kirchliche Ausbildung in Württemberg durchlaufen wie Kepler. Er fühlt sich der orthodoxen Haltung der lutherischen Kirche in jeder Hinsicht verpflichtet. Anders als Keplers Pastor in Prag ist Hitzler nicht dazu bereit, dem Neuankömmling das Abendmahl zu erteilen, falls dieser nicht der im Konkordienbuch formulierten lutherischen Lehrmeinung ohne Vorbehalt zustimmt.
    Eindringlich appelliert Kepler an das Konsistorium in Stuttgart, man möge ihn zum Abendmahl zulassen, holt sich dort aber sofort die nächste Abfuhr. In Württemberg stellt man sich hinter Hitzler und wirft Kepler Ketzerei vor. Ob nun ein halber oder ein ganzer Calvinist, er missachte mit seiner Haltung »die tröstliche, in Gottes Wort gegründete Lehre«. Bis in Galileis Kreise dringt das Gerücht vor, Kepler sei ein Calvinist.
    Der studierte Theologe ist schwer getroffen, spricht in vielen Briefen von seinen inneren Konflikten. »Ich könnte den ganzen Streit niederschlagen, wenn ich die Konkordienformel vorbehaltlos unterschreiben würde. Allein es steht mir nicht zu, in Gewissensfragen zu heucheln.« Er sei nur dann zur Unterschrift bereit, wenn man seine schon erwähnten Einschränkungen zulassen würde. An dem Theologengezänk wolle er sich nicht beteiligen.
    Seinen ehemaligen Theologieprofessor Matthias Hafenreffer fleht er an, man möge den Ausschluss vom Abendmahl rückgängig machen. Der fühlt sich ihm zwar verbunden, bleibt jedoch bis zuletzt bei seinem ablehnenden Urteil. »Wenn Ihr unseren brüderlichen Mahnungen noch länger widerstrebt, sehen wir keine Heilung für die unglückselige Wunde, die Euch durch das Schwert der Torheit der menschlichen Vernunft geschlagen wurde … Wer mit der orthodoxen Kirche nicht den gleichen Glauben bekennt und ausübt, wie könnte der mit der Kirche, von der er abweicht, die gleichen Sakramente genießen?«
    Bis an sein Lebensende bleibt Kepler vom Abendmahl ausgeschlossen. Die Gerüchte um seine eigenwilligen

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