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Das Weltgeheimnis (German Edition)

Das Weltgeheimnis (German Edition)

Titel: Das Weltgeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas de Padova
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offensichtlichen Hexenschuss, unter dem das Mädchen noch lange zu leiden hat, nimmt der Rechtsweg seinen Gang.
    Katharina Kepler unternimmt mehrere Versuche, persönlich mit dem Untervogt zu verhandeln, mal zusammen mit ihrem Sohn Christoph, mal allein. Den Darstellungen von Lutherus Einhorn zufolge ist sie in der Absicht gekommen, ihn mit einem silbernen Becher zu bestechen. Auf diesen Skandal hin folgt der erste Haftbefehl gegen sie.
    Von ihren Kindern überredet, sucht Katharina Kepler das Weite. Ende 1616 nimmt Johannes Kepler seine alte Mutter zu sich nach Linz. Ein Dreivierteljahr später will sie jedoch wieder in ihre Heimat zurück, um dort für ihr Recht und ihre Ehre zu kämpfen. Sie ist in mancher Hinsicht ähnlich starrköpfig wie ihr Sohn, der ihr nach Württemberg hinterhereilt.
    Die Reise ist lang. »Da ich das im Voraus wusste«, so Kepler, »nahm ich mir einen gefälligen Begleiter für meine Studien mit.« Er liest den Dialog über die alte und die neue Musik , den Galileis Vater geschrieben hat. Schon lange beschäftigt ihn die Verbindung von Mathematik und Musik. Und obschon sich seine eigene Musikauffassung deutlich von der Vincenzo Galileis unterscheidet, findet er bei dem Musiktheoretiker »einen ausgezeichneten Schatz alten Wissens«.
    Um einen Prozess gegen seine Mutter zu stoppen, pendelt Kepler zwischen Linz, Regensburg und Württemberg hin und her. In Deutschland beginnt zu dieser Zeit der Dreißigjährige Krieg, und zwar von Böhmen aus, wo der Machtkampf zwischen dem Kaiser und den Ständen unverändert weitergeht. Die böhmischen Ritter und Barone haben Matthias als neuen König von Böhmen anerkannt. Über dessen designierten Nachfolger, Ferdinand von Österreich, ist jedoch ein neuer Streit entbrannt, den eine kleine Gruppe böhmischer Adliger im Mai 1618 auf landestypische Weise mit einem Fenstersturz beendet. Kurz darauf wählen die böhmischen Stände den Pfalzgrafen Friedrich zum neuen König.
    Die Revolte in der Prager Residenz endet für die kaiserlichen Statthalter der Überlieferung nach in einem Misthaufen. Der Staatsstreich hat dennoch tödliche Folgen, denn das Haus Habsburg nimmt den Fenstersturz natürlich nicht hin. Der erzkatholische Ferdinand von Österreich, unter dessen Schreckensregiment Kepler schon in Graz gelitten hat und der 1619 zum Kaiser ernannt worden ist, holt zu einem Gegenschlag aus, der nicht nur Böhmen zum Ziel hat, sondern sich nach und nach gegen alle protestantischen Widersacher im Reich richtet. Angeführt vom General Tilly marschieren die kaiserlichen Söldnertruppen im Sommer 1620 in Linz ein.
    Die Besetzung der Stadt weckt bei Kepler schlimmste Befürchtungen. In Oberösterreich sind in den Jahrzehnten zuvor viele Bürger und Adlige zum Protestantismus konvertiert. Dieser Bewegung wird nun ein rasches Ende gesetzt, Kepler droht eine ähnliche Situation, wie er sie schon einmal in Graz erlebt hat. Zum Schutz nimmt er seine Familie im September 1620 vorübergehend nach Regensburg mit und macht sich von dort zum wiederholten Mal nach Württemberg auf.
    In der Zwischenzeit ziehen die verstärkten Truppen des Kaisers in Böhmen ein. Ferdinands Armee bezwingt das dort zusammengezogene Heer des Winterkönigs in der Schlacht am Weißen Berg, erobert Prag und macht mit den Anführern des Umsturzes kurzen Prozess. Unter den Hingerichteten ist auch Keplers Freund, der Mediziner Johannes Jessenius.
    Unterdessen geht in Württemberg der Hexenprozess gegen seine Mutter in die entscheidende Phase. Die dreiundsiebzigjährige »Keplerin« ist in Kerkerhaft gekommen. Lange liegt sie in Ketten, während sich das Verfahren hinzieht. Das Urteil lautet auf »territio verbalis« und wird am 28. September 1621 vollstreckt:
    Man führt der Angeklagten die zur Folter bestimmten Instrumente vor und erläutert ihr die bevorstehende Tortur. Aber aus Katharina Kepler ist kein Geständnis herauszupressen. Selbst wenn man ihr alle Adern einzeln aus dem Leib ziehen wolle, werde man sie nicht dazu bringen. Sie weist sämtliche neunundvierzig »Schmachpunkte« zurück.
    Ähnlich lang wie die Anklage ist die mehr als hundert Seiten umfassende Verteidigungsschrift, die ihr Sohn von Juristen hat ausarbeiten lassen. Das Schlimmste wird durch sie noch einmal verhindert. Nach dem Verhör muss Katharina Kepler freigelassen werden. Die tapfere, aber gedemütigte Frau überlebt die Haft lediglich um ein halbes Jahr.
    Sphärenmusik
    Trotz Krieg, Hexenprozess und vielen privaten

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