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Das Weltgeheimnis (German Edition)

Das Weltgeheimnis (German Edition)

Titel: Das Weltgeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas de Padova
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Frauensalons zürnend und daher nicht sehr beruhigten Gemüts, zu den Bürgerlichen, die an den Übertritt zum Adel dachten; aus diesen wählte ich auf den Rat eines Freundes die Achte aus«. Die Frau war recht vermögend, besaß eine haushälterische Erziehung und bescheidene Sitten. Doch sein schlechter Ruf in religiösen Fragen hielt sie von einer Ehe ab.
    Nach den vielen Misserfolgen bei der Brautwerbung war Kepler bei der Neunten zögerlich, ließ zu viel Scheu und Vorsicht walten, die ihm als Unentschlossenheit ausgelegt wurden.
    So kam er zur Zehnten, die ihm von einer ihm freundschaftlich verbundenen Bürgersfrau empfohlen worden war. Sie war jedoch in seinen Augen allzu hässlich und passte überhaupt nicht zu ihm, »ich dünn, saftlos, zart, sie klein und fett, aus einer durch überflüssiges Fett ausgezeichneten Familie. Großer Verdruss entstand aus dem Vergleich mit der Fünften, entfachte aber die Liebe zu jener nicht aufs Neue.«
    Schließlich die Elfte, wieder Wohlstand, Adel, Tüchtigkeit, aber auch sie war noch nicht alt genug. Kepler geduldete sich zwar Monat um Monat, nur um schließlich doch seine allerletzte Absage zu bekommen. »Da nun alle Ratschläge meiner Freunde erschöpft waren, … kehrte ich bei der Abreise nach Regensburg zur Fünften zurück und gab und empfing das Treueversprechen.« Dem Briefpartner listet er noch einmal die Vorzüge der mittellosen, aber sittsamen, geduldigen und vor allem weder hochmütigen noch verschwenderischen Susanna Reuttinger auf. Dann lädt er ihn für den 30. Oktober zur Hochzeit ein.
    Der Hexenprozess gegen die »Keplerin«
    Kepler und seine vierundzwanzigjährige Frau ziehen gemeinsam mit den Kindern nach Linz. Als Wissenschaftler ist er hier viel einsamer als zuvor. In Linz findet er keine Gesprächspartner vom Schlag eines Matthäus Wackher von Wackenfels mehr, der immer über die neuesten Entwicklungen in der Wissenschaft auf dem Laufenden gewesen ist und ihn mit Büchern und Instrumenten versorgt hat. Auch fehlt ihm jenes Panoptikum der Technik, darunter Fernrohre, Linsen und Spiegel, das der Kaiser in seiner Kunstkammer in Prag zusammengesammelt hatte und auf das Kepler beim Schreiben seiner Dioptrik hat zugreifen können. Von nun an verlaufen seine Forschungen weitgehend ohne äußere Anregungen.
    Das erhoffte Echo auf seinen großen kopernikanischen Entwurf ist ausgeblieben, wie weit sein Engagement in der Debatte über die Sonnenflecken reicht, lässt sich den Quellen nur noch bruchstückhaft entnehmen. Die Spuren seiner Korrespondenz mit Galilei und vielen anderen Gelehrten verlieren sich.
    Zwischenzeitlich habe er »geradezu die Astronomie selber« vergessen, teilt Kepler einem Briefpartner 1615 als Entschuldigung für sein langes Schweigen mit. Einige Jahre später wird er sogar sagen, dass ihm das, was er über die physikalischen Ursachen der Bewegung der Himmelskörper ausgeführt habe, mittlerweile nicht mehr so wichtig sei. Vielmehr verlange sein Geist nun abzuschweifen »auf die Formen und die Seelen, auf Gott selbst, den Schöpfer des Werkes«.
    Seine nur zögerlich wieder in Gang kommenden astronomischen Studien sind eingeklemmt zwischen existenziellen Sorgen und bedrückenden Erfahrungen in den Vorkriegs- und Kriegsjahren. Hat schon das Gerede über seinen Ausschluss vom Abendmahl der Familie zugesetzt, wiegen die Anschuldigungen gegen seine Mutter Katharina noch schwerer. Sie ist im württembergischen Leonberg von einer Nachbarin und deren Sippe der Hexerei bezichtigt worden.
    Ganz Württemberg wird im Vorfeld des Dreißigjährigen Krieges vom Hexenwahn erfasst. So müssen in Schwäbisch Gmünd in den Jahren 1613 bis 1617 fünfzig Frauen den qualvollen Tod auf dem Scheiterhaufen sterben, in Ellwangen sind es zur selben Zeit etwa vierhundert, oft ältere, alleinstehende Frauen wie die »Keplerin«, denen schwarze Magie nachgesagt wird, die den »bösen Blick« besitzen, die Unwetter und Wölfe herbeirufen.
    Der Untervogt Lutherus Einhorn aus Leonberg weiß, wie man solche Unholdinnen zur Rechenschaft zieht und auf den Scheiterhaufen bringt. Katharina Kepler ist nur eine von fünfzehn Frauen, gegen die er ein Verfahren einleitet. Nachdem sein erster rüder Versuch, ein Geständnis aus ihr herauszupressen, an der Standhaftigkeit der »Keplerin« gescheitert ist, findet er die nötige Beweislast bei einem zwölfjährigen Mädchen, das plötzliche Schmerzen im Arm verspürt, als die »Keplerin« an ihr vorbeigeht. Nach diesem

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