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Das Weltgeheimnis (German Edition)

Das Weltgeheimnis (German Edition)

Titel: Das Weltgeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas de Padova
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Mars findet man auf der Erde nicht. 22 000 Meter ragt Olympus Mons in die Höhe, und in den riesigen Krater des Marsvulkans, seine Caldera, würde der gesamte Berliner Autobahnring hineinpassen.
    Um den Wunsch nach immer neuen Aufnahmen und Einblicken ins Universum zu befriedigen, werden Raumsonden wie »Mars-Express« und Weltraum-Teleskope wie »Hubble« auf Reisen geschickt. Wo sich der Horizont der Erkenntnis noch nicht weit genug hinausschieben lässt, müssen schließlich Computersimulationen herhalten und virtuelle Bilder erzeugen, die eine Fülle von Informationen bieten und oft selbst für Laien zugänglich sind.
    Auch Galileis Sternenbote , obschon auf Latein verfasst, soll für den Nichtfachmann lesbar sein. Den Zeichnungen kommt daher als Beweismittel eine besondere Bedeutung zu. Der gebürtige Florentiner malt die Mondoberfläche, wie sie sich ihm in den verschiedenen Mondphasen zeigt, wirft Sternhaufen, Nebel und Ausschnitte der Milchstraße aufs Papier.
    Die Deutung der Mondflecken ist ein kniffliger Aspekt seiner Arbeit. Er erkennt die gebirgige Struktur erst in einem Wechselspiel aus Beobachtung, Zeichnung und Reflexion. Dabei versucht er zunächst, anhand bekannter Phänomene auf der Erde plausibel zu machen, dass der Mond der Erde ähnlich ist, und wendet anschließend das Blatt, um zu zeigen, dass die Erde ein Himmelskörper ist wie der Mond.
    Auch sie werde von der Sonne angestrahlt, ein Teil des von der Erde reflektierten Sonnenlichts falle auf den Mond zurück. Durch diese indirekte Beleuchtung werde die Nachtseite des Mondes ein wenig aufgehellt. Für den Erdbewohner schimmere sie aschgrau und fahl, ein Phänomen, das Leonardo bereits beschrieben hat.
    Galilei hält sich bei diesem Lichtspiel nicht allzu lange auf. Er stellt eine ausführlichere Abhandlung dazu in Aussicht, um denjenigen noch mehr Beweise vorlegen, »die da behaupten, man müsse die Erde aus dem Reigen der Sterne vor allem deshalb fernhalten, weil sie ohne Bewegung und ohne Licht sei. Dass sie sich aber in der Tat bewegt und den Mond an Glanz übertrifft, … werden wir beweisen und mit zahllosen natürlichen Gesetzen bekräftigen.«
    Das avisierte Werk, dessen Titel er sogar schon bekannt gibt, lässt 22 Jahre auf sich warten. Johannes Kepler wird nicht mehr lesen können, wie Galilei in seinem Dialog über die beiden hauptsächlichen Weltsysteme Stellung für das kopernikanische Weltbild bezieht. Den Sternenboten jedoch erlebt er als epochalen Einschnitt, als völlig überraschende Entdeckung einer bis dahin unsichtbaren Realität, die die Astronomie in eine Zeit vor und eine Zeit nach dem Fernrohr einteilt.
    Ein Planetensystem im Kleinen
    »Was aber über alle Maßen staunen macht«, schreibt Galilei, »und uns vornehmlich veranlasst, alle Astronomen und Philosophen zu unterrichten, ist indes, dass wir vier niemandem vor uns bekannte und noch nie beobachtete Wandelsterne entdeckt haben.« Mehr noch als die Mondgebirge kennzeichnen die vier neuen Himmelskörper die durch das Teleskop eingeleitete Wende. Galilei widmet die vier Monde dem Großherzog der Toskana und nennt sie die »Mediceischen Gestirne«.
    Das Ensemble ist ein ausgezeichnetes Modellsystem. Galilei gelingt es nachzuweisen, dass die vier Himmelskörper den Jupiter umkreisen wie unser Mond die Erde. Das aber bedeutet, dass sich nicht alle Gestirne um die Erde drehen, diese also nicht der unbestreitbare Nabel der Welt ist. Es gibt mindestens ein weiteres Zentrum im Kosmos.
    Um diese These zu stützen, geht Galilei wiederum systematisch vor. Über Wochen hinweg zeichnet er die Positionen der neu entdeckten Monde auf. Da sie sich nur als kleine Pünktchen in Jupiters Nachbarschaft zeigen, bedarf es dazu keines zeichnerischen Geschicks. Erstaunlich ist vielmehr, dass Galilei die Jupitermonde überhaupt so schnell entdeckt. Wieder widmet er einer irritierenden, zunächst jedoch belanglos erscheinenden Einzelheit seine volle Aufmerksamkeit. Er beschreibt selbst, wie es dazu kommt:
    »Als ich nun am siebenten Januar des gegenwärtigen Jahres 1610 um die erste Stunde der anbrechenden Nacht die Gestirne des Himmels durch das Fernrohr betrachtete, zeigte sich mir Jupiter; und da ich mir ein vortreffliches Instrument verfertigt hatte, erkannte ich (was mir zuvor wegen der Schwäche des anderen Geräts nie begegnet war), dass bei ihm drei zwar sehr kleine, aber sehr helle Sterne standen.« Zwei davon sieht er östlich von Jupiter, einen westlich vom Planeten.
    Zwar fasst er

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