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Das Weltgeheimnis (German Edition)

Das Weltgeheimnis (German Edition)

Titel: Das Weltgeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas de Padova
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in diesem Moment noch nicht den Plan, der Sache auf den Grund zu gehen. Aber die hellen Sterne versetzen ihn in Erstaunen, »weil sie genau auf einer gerade Linie parallel zur Ekliptik zu liegen schienen und glänzender waren als andere Sterne gleicher Größe«.
    Am selben Tag schreibt er einen Brief an Antonio de’ Medici. Er spricht darin ausführlich von den Mondgebirgen, erwähnt die drei Fixsterne, die er an diesem Abend in Jupiters Nachbarschaft gesehen habe und die wegen ihrer Kleinheit mit bloßem Auge nicht zu sehen seien, allerdings nur in einer Randbemerkung.
    Stattdessen lässt er sich über die Launen seines Instruments aus: Die Linsen müssten immer wieder mit einem Tuch gereinigt und vor dem Atem geschützt, das Rohr stets ruhig gehalten werden, um das anvisierte Ziel nicht aus dem Auge zu verlieren. »Und man sollte das Fernrohr an einer stabilen Auflage fixieren, um das Zittern der Hände auszuschalten, das von der Bewegung der Arterien und der Atmung herrührt.«
    Schon am nächsten Tag verunsichern ihn seine erneuten Fernrohrbeobachtungen. »Als ich mich aber, ich weiß nicht, durch welche Fügung, am achten wiederum derselben Untersuchung zugewandt hatte, fand ich eine ganz andere Anordnung vor. Die drei Sternchen waren alle westlich von Jupiter, einander näher als in der vorausgegangenen Nacht.«
    Galilei hält inne. Er beginnt zu zweifeln. Gibt es eine plausible Erklärung für diese seltsame Veränderung? Möglich, dass Jupiter die Sterne in der Zwischenzeit überholt hat. Dann aber würde die Bewegung dieses Planeten anders verlaufen, als in astronomischen Tabellen festgehalten ist.
    »Deshalb wartete ich mit Ungeduld auf die folgende Nacht.« Die ist bewölkt. Erst am 10. Januar zeigt sich Jupiter wieder. Und diesmal sind nur zwei Sternchen bei ihm. »Der dritte war, vermutete ich, unter Jupiter versteckt.«
    In dieser Nacht begreift er, dass es nicht Jupiter ist, der sich bewegt hat. »Da wurde aus Zweifel Staunen, und ich wusste nun, dass die auftretende Veränderung nicht von Jupiter, sondern von besagten Sternen herrührt.«
    Von nun an beginnt eine nächtliche Fleißarbeit. Vom 7. Januar bis zum 2. März sitzt er Nacht für Nacht vor seinem ein bis anderthalb Meter langen Teleskop, wenn man von wenigen unerwünschten Unterbrechungen wegen schlechten Wetters absieht. Statt die Abende in geselliger Runde zu verbringen, zieht sich Galilei schon vor Einbruch der Dämmerung zurück. Für seine Studenten ist er kaum noch ansprechbar.
    Wieder fertigt er eine sorgfältige Zeitreihe an. Von seinem Palazzo in Padua aus notiert er die Anordnung der wandelnden Objekte, ihre Abstände und ungefähre Helligkeit in kleinen Diagrammen, die er im Schein einer Kerze auf ein Blatt Papier zeichnet. »Ich vermerkte darüber hinaus auch die Uhrzeiten der Beobachtungen, vor allem, wenn ich mehrere in derselben Nacht anstellte; denn die Umdrehungen dieser Planeten sind so schnell, dass man gewöhnlich auch stündliche Unterschiede wahrnehmen kann.«
    Am 13. Januar sieht er erstmals vier Himmelskörper zusammen mit Jupiter auf einer Linie. Ihre Zahl ändert sich ständig, weil sie immer wieder hinter dem großen Planeten verschwinden, von dem Galilei annimmt, dass ihn eine große Dunsthülle umgibt. In insgesamt 65 kleinen Skizzen dokumentiert er, was er bis zur endgültigen Drucklegung der Schrift beobachtet. Es folgt eine kurze, prägnante Analyse:
    Für niemanden könne es nach dem Gesagten zweifelhaft sein, dass die vier Monde Umdrehungen um Jupiter vollziehen. Sie bewegten sich dabei auf ungleichen Kreisen, weil sie nur dann, wenn sie ganz nah bei Jupiter stünden, dicht zusammengedrängt seien. In größerem Abstand von ihm finde man dagegen nie zwei von ihnen eng beieinander. Außerdem sei anzunehmen, dass sich die Monde, die engere Kreise um Jupiter ziehen, schneller bewegen, während der Mond mit der größten Kreisbahn einen halben Monat für einen Umlauf brauche. Bezüglich der Umlaufzeiten ist er sich nicht ganz sicher. Daher ruft er »alle Astronomen auf, sich der Erforschung und Bestimmung ihrer Umläufe zu widmen«.
    Nach der ausführlichen Dokumentation seiner Beobachtungen verteidigt Galilei erstmals in seiner wissenschaftlichen Laufbahn öffentlich die kopernikanische Theorie. Er habe nun einen ausgezeichneten Beweis, um denjenigen jeden Vorbehalt zu nehmen, die im kopernikanischen System die Umdrehung der Planeten um die Sonne zwar noch hinnehmen würden, »von der Annahme aber, der Mond

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