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Das Weltgeheimnis (German Edition)

Das Weltgeheimnis (German Edition)

Titel: Das Weltgeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas de Padova
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betrachtet eine Fliege und möchte eine Vorstellung von ihren Facettenaugen gewinnen.
    »Die Augen einer Fliege erscheinen in der einen Art der Beleuchtung nahezu wie ein Gitter, durchbohrt von vielen Löchern … Bei Sonnenschein sehen sie aus wie eine Fläche, die mit goldenen Nägeln bestückt ist; in einer anderen Haltung wie eine Fläche, die mit Pyramiden besetzt ist, in einer anderen mit Kegeln«, schreibt Hooke in der Einleitung seiner Micrographia .
    Bei seinen Untersuchungen geht Hooke systematisch vor. Durch die Linsen seines Mikroskops beobachtet er das Fliegenauge und andere Objekte bei verschiedenen Beleuchtungssituationen. Um ein einheitliches Bild zu gewinnen, muss er diese verschiedenen Anschauungen am Ende zusammenführen.
    »Und daher fing ich niemals an zu zeichnen, bevor ich nicht durch viele Untersuchungen bei unterschiedlichen Beleuchtungsverhältnissen und in unterschiedlichen Positionen zu den Lichtquellen die wahre Form entdeckt hatte. Denn es ist bei einigen Objekten äußerst schwierig, zwischen einer Erhebung und einer Mulde zu unterscheiden, zwischen einem Schatten und einem schwarzen Fleck, zwischen einem Reflex und einer weißlichen Färbung.«
    Während Hooke die Beleuchtung selbst regulieren kann, wird der Mond, den Galilei im Winter 1609/10 beobachtet, von der Sonne angestrahlt. Sie ist das Pendant zu Hookes Lampe. Allerdings mit einem entscheidenden Unterschied: Sie lässt sich nicht regulieren. Um die Struktur der Mondoberfläche aufzudecken, bleibt Galilei daher nichts anderes übrig, als sich die natürlich vorgegebenen Beleuchtungssituationen zunutze zu machen. Über Wochen hinweg fasst er den Mond ins Auge, während dieser aus unterschiedlichen Winkeln von der Sonne angestrahlt wird.
    Wenn die Sonne zum Beispiel bei Vollmond hoch über dem Trabanten steht, verschwinden nahezu alle Schatten und Konturen. Unter dem starken Lichteinfall erscheint die Mondoberfläche dann fast strukturlos. Entlang der Schattengrenze dagegen, dem Terminator, geht die Sonne auf oder unter. Hier werfen die Mondgebirge entsprechend lange Schatten.
    Um die Topografie des Mondes zu enthüllen, schlägt Galilei denselben Weg ein wie nach ihm Hooke. Er beobachtet und zeichnet den Mond in seinen verschiedenen Phasen: als Sichel und Halbmond, zu- und abnehmend, vom Sonnenlicht von rechts und links beschienen. Mit den Erfahrungen aus seinen mechanischen Experimenten und einer künstlerischen Ausbildung im Rücken analysiert er die Mondoberfläche in einer zeitlichen Bildfolge und registriert die Veränderungen im Wechselspiel von Licht und Schatten.
    Dabei stellt er fest, »dass die besagten kleinen Flecken alle und immer darin übereinstimmen, dass sie einen schwärzlichen, dem Ort der Sonne zugewandten Teil haben; in dem von der Sonne abgewandten Teil hingegen werden sie von leuchtenden Begrenzungen, glühenden Bergrücken gleich, gekrönt«.
    Galilei vergleicht diese Situation mit einem Sonnenaufgang auf der Erde, »wenn wir die noch nicht mit Licht erfüllten Täler sehen, die Berge aber, die sie auf der von der Sonne abgewandten Seite umgeben, bereits voll erglänzen«. So wie die Schatten in diesen Tälern auf der Erde kleiner werden, wenn die Sonne aufsteigt, sei dies auch bei den kleinen Mondflecken zu beobachten. Aus dem Schattenwurf meint Galilei sogar, die Höhe der Mondgebirge berechnen zu können. Er schätzt, dass die Gipfel dort noch höher sind als auf der Erde.
    Anders als mit den kleinen verhält es sich mit den großen Mondflecken. Hier kann Galilei keinerlei Konturen ausmachen. Die dunklen Mondgebiete seien eben wie die Ozeane, es gebe darin weder Höhlungen noch Erhebungen, »sodass, wollte man die alte Auffassung der Pythagoreer wiederaufnehmen, dass nämlich der Mond gleichsam eine zweite Erde sei, sein leuchtender Teil recht gut die Landfläche und der dunklere die Wasserfläche darstellen würde«.
    Mit dem Auge des Künstlers
    So genau Galilei seine Eindrücke mit Worten schildert, so meisterhaft sind seine Zeichnungen. Obschon er durch das Fernrohr immer nur einen Teil der Mondoberfläche sehen kann und die Ausschnitte wie in einer Montage zu einem Gesamteindruck zusammenfügen muss, hält er in beeindruckender Weise fest, was er erkennt.
    Der Kunsthistoriker Horst Bredekamp hat die Mondbilder Galileis analysiert, nachdem im Jahr 2005 in einem New Yorker Antiquariat ein bislang unbekanntes Exemplar des Sternenboten aufgetaucht war. Es enthält keine Stiche, sondern

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