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Das Weltgeheimnis (German Edition)

Das Weltgeheimnis (German Edition)

Titel: Das Weltgeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas de Padova
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Spannen nahezu geradlinige Bahn ergeben.
    Mit dieser Vermutung liegt Lower genau richtig. Im Unterschied zu den Planeten sind Kometen nämlich ziemlich kleine Himmelskörper, die auf extrem lang gezogenen Ellipsenbahnen um die Sonne ziehen. Haben sie sich einmal von der Sonne entfernt, in deren Nähe sie leuchten, kehren sie erst nach Jahrzehnten wieder zurück. Ein Landsmann Lowers wird das Comeback eines solchen Kometen, des berühmten »Halleyschen Kometen«, vorhersagen. Sechsundsiebzig Jahre benötigt dieser Komet für einen Umlauf um die Sonne, Kepler, Lower und Harriot haben ihn im Jahr 1607 beobachtet und einen Ausschnitt seiner Bahn über einige Wochen hinweg vermessen.
    »Achte vor allem auf Deine Gesundheit und halte die Korrespondenz mit Kepler aufrecht«, beendet Lower seinen Brief an Harriot. Der aber befolgt den Rat des Freundes nicht. Harriot, der wie kaum ein Zweiter dazu imstande gewesen wäre, Keplers Arbeit zu beurteilen, hat zu dieser Zeit anderes im Sinn. Er besitzt bereits ein eigenes Fernrohr und beobachtet damit den Mond, später die Satelliten des Planeten Jupiter und die Sonnenflecken.
    Damit ist er nicht der Einzige. Kaum haben Lower oder Giovanni Antonio Magini in Bologna mit der schwierigen Lektüre der Neuen Astronomie begonnen, wird die gesamte astronomische Gemeinschaft von einem Goldrausch erfasst. Kepler inklusive.

DER UNAUFHALTSAME AUFSTIEG
    Galilei im Zentrum der Macht
    Ein Rohr und zwei Linsen. Ist Wissenschaft wirklich so einfach? Kaum hat Galilei seine sensationellen Entdeckungen veröffentlicht, herrscht Eventstimmung in der bis dahin als dröge geltenden Himmelskunde. Mathematiker und Philosophen, Fürsten und Kardinäle sind verrückt nach dem Vergrößerungsinstrument, mit dem das Auge riesige Distanzen scheinbar mühelos überwindet und das den Blick auf einen nie zuvor gesehenen Sternenhimmel eröffnet.
    Der Entdecker braucht sich gar nicht darum zu bemühen, andere Forscher mitzuziehen. Selbst Galileis schärfste Widersacher, die die Existenz der Mondgebirge und der Jupitermonde zunächst abstreiten, haben nichts Eiligeres zu tun, als sich Linsen für ein Fernrohr zu beschaffen. Binnen weniger Monate machen Wissenschaftler überall in Europa eigene Himmelsbeobachtungen mit dem Teleskop, Christopher Clavius am Jesuitenkolleg in Rom sogar mit einem ganzen Forscherteam.
    Einer seiner Mitarbeiter, Giovanni Paolo Lembo, engagiert sich besonders für die rasche Verbreitung des Instruments und der Entdeckungen. Nachdem er in Rom mehrere Fernrohre gebaut hat, schickt man den Jesuitenmathematiker nach Lissabon, wo diejenigen ausgebildet werden, die eine Missionsreise nach Übersee antreten, nach Südamerika, China oder Indien. »Es ist bemerkenswert, dass Lembo in einem Klassenraum unterrichtet hat, wie Fernrohre hergestellt werden«, sagt der Wissenschaftshistoriker Henrique Leitão. Mit den Missionaren gehen die neuen Kenntnisse in die ganze Welt.
    Zunächst dauert es jedoch einige Monate, ehe Galileis Beobachtungen eine nach der anderen bestätigt werden – zu lange für den ehrgeizigen Professor, der den Erfolg so rasch wie möglich in klingende Münze umsetzen und für seinen nächsten Karrieresprung nutzen will. Wohl wissend, dass er seinen technischen Vorsprung auf Dauer nicht wird halten können. Dazu ist das Fernrohr ein zu simples und zu einfach nachzubauendes Gerät.
    Beinahe sämtliche erhalten gebliebenen Briefe, die Galilei im Frühjahr 1610 schreibt, gehen an den toskanischen Staatssekretär. Nachdrücklich bewirbt er sich um eine Stelle als Hofphilosoph der Medici. Galilei will in seine Heimatstadt Florenz zurückkehren, in jene illustre Gesellschaft, in die ihn einst sein Vater eingeführt hat.
    Der toskanische Großherzog, dem Galilei seine Entdeckungen und sein Forschungsinstrument gewidmet hat, zögert. Cosimo möchte erst einmal die Reaktionen aus dem In- und Ausland abwarten, um den Wert der Neuigkeiten zu prüfen. Werden sie zum Gesprächsstoff an den europäischen Höfen? Wie viel Unterhaltungswert und welchen Nutzen verspricht das Instrument? Wie viel Glanz kann dabei auf ihn selbst fallen?
    Ob der Fürst selbst eine entsprechende Anfrage an den kaiserlichen Hof in Prag in die Wege leitet oder ob der Impuls dazu von Galilei kommt, ist nicht klar. Jedenfalls wird der toskanische Botschafter in Prag, Giuliano de’ Medici, keine drei Wochen nach der Veröffentlichung des Sternenboten in die Angelegenheit eingeschaltet. Er soll den Mathematiker des Kaisers

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