Das Werben des Lord MacKenzie
Leben verschwand. Payne sollte in Vergessenheit geraten, und Mac würde sein Leben mit Isabella fortsetzen.
Sie hatten aufgehört, über ihre Trennung zu streiten oder darüber, warum Isabella ihn verlassen hatte, oder über den Schmerz, den sie beide erlitten hatten. Alles das war in der Vergangenheit geschehen. Jetzt war die Gegenwart, ein Neubeginn. Vor allem Aimee hatte Stabilität in ihr Leben gebracht, und Mac begann das alles zu genießen, sosehr er nur konnte. Er wusste, irgendwann würde dieses Leben in sich zusammenstürzen, weil alles in seinem Leben früher oder später zusammenbrach. Aber im Augenblick konnte er sagen, dass er glücklich war.
Mitte Oktober hatte er vier Bilder von Isabella fertig.
Isabella betrachtete sie kritisch, während Mac das letzte mit Firnis überzog. »Sie sind sehr gut«, urteilte sie. »Lebendig. Man kann durchaus glauben, dass dies eine Lady ist, die sich eines Liebhabers erfreut.«
Das erste Bild zeigte Isabella auf dem Rücken auf dem Sofa liegend. Sie ließ ein Bein herabhängen, und ihr Fuß berührte den Boden; den anderen Fuß hatte sie bei gebeugtem Knie auf das Sofa gesetzt, eine Stellung, die ihren Schoß voll entblößte. Sie hielt einen Arm angewinkelt über dem Kopf, ihre Brüste erhoben sich wie feste Hügel.
Das zweite zeigte sie, wie sie sich über die Lehne des Sofas zurückbeugte. Sie hatte die Hüften vorgeschoben und den Kopf weit zurückgeworfen, war bereit für ihren Liebhaber. Auf dem dritten Bild saß sie aufrecht auf einem Stuhl. Ihre Hände umfassten ihre Brüste, und die Brustwarzen schauten zwischen ihren Fingern hervor. Das vierte zeigte sie mit lang ausgestreckten Armen und Beinen auf einem Bett liegend. Ihr rechtes Handgelenk und ihr linker Fuß waren mit locker gebundenen Bändern an die Bettpfosten gefesselt; weitere Bänder lagen wild durcheinander an den beiden anderen Ecken des Bettes, als wären sie bei einem leidenschaftlichen Liebesakt losgerissen worden. Macs und Isabellas Vereinigung war ekstatisch gewesen, als er dieses Bild gemalt hatte.
Eine Vase voll gelber Rosen tauchte auf jedem der Bilder auf, entweder voll erblüht oder mit fallenden Blütenblättern. Das berühmte MacKenzie-Gelb schuf die Balance zu den Rottönen der Laken und Bänder.
Keines der Bilder zeigte Isabellas Gesicht. Mac hatte es entweder in den Schatten verbannt oder hinter einem Vorhang dunkler Haare versteckt. Niemand, der diese Bilder sah, würde erkennen, dass Mac seine Frau gemalt hatte.
Abgesehen von Mac.
Er tauchte den Pinsel in ein Glas mit Terpentin. »Sie sind nicht schlecht.«
Isabella sah ihn überrascht an. »Was redest du da? Sie sind fantastisch. Dabei hattest du doch gesagt, du hättest deine Fähigkeit zu malen verloren.«
»Das hatte ich.« Mac reinigte den Pinsel an einem Lappen, dann stellte er ihn mit den Haaren nach oben zum Trocknen in ein Glas.
»Vielleicht liegt es an dem inspirierenden Thema. Eine Frau, reif für die Liebe.«
»Eher am inspirierenden Modell.«
Isabella verdrehte die Augen. »Bitte tu nicht so, als sei ich deine Muse, Mac. Du hast bereits brillant gemalt, bevor wir uns begegnet sind.«
Mac zuckte die Schultern. »Ich weiß nur, dass ich keinen Pinselstrich mehr machen konnte, nachdem du mich verlassen hattest und ich aufhörte, ein ständig betrunkener Säufer zu sein. Jetzt bist du hier, und ich bin wieder fähig zu malen.«
Es waren erotische Bilder, ja, aber nicht auf die krasse oder derbe Art, wie sie sich seine Freunde als erotische Kunst vorstellten. Diese gehörten zu den erstaunlichsten Bildern, die Mac je gemalt hatte.
Die Trinkerei mochte das gewesen sein, was seiner Malerei die Kraft gegeben hatte, bevor er Isabella kennen gelernt hatte, aber nachdem er ihr begegnet war … Mac hatte Recht; sie war wirklich zu seiner Muse geworden. Ohne Alkohol und ohne Isabella hatte er kein Talent mehr gehabt. Jetzt war es zurückgekehrt.
Diese Bilder verliehen Mac eine fast schwindelig machende Hoffnung, erregten ihn über das Glücklichsein hinaus. Er konnte malen, ohne betrunken sein zu müssen. Er musste nur von Isabella berauscht sein.
Sie betrachtete noch immer die Bilder. »Nun, zumindest kannst du diesem schrecklichen Randolph Manning sagen, dass er seine Wette verloren hat. Du hast sie gewonnen.«
»Nein«, entgegnete Mac ruhig. »Ich habe verloren. Ich werde meinen Freunden sagen, dass ich die Wette nicht halten kann.«
18
Der schottische Lord und seine Lady mögen sich getrennt haben, aber die
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