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Das Werben des Lord MacKenzie

Das Werben des Lord MacKenzie

Titel: Das Werben des Lord MacKenzie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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seltsamsten Bitten, die ein Mann je an seine Frau gerichtet hat. Natürlich werde ich mitkommen, Mac.«
    »Gut. Und jetzt …« Mac zeigte auf die Matratze. »Das Bett wartet schon auf uns.«
    Eine Woche später, es war ein kalter Mittwochabend, stand Mac mit der fünf Mitglieder umfassenden Kapelle der Heilsarmee dort in der Aldgate High Street, wo diese sich zu Whitechapel hin weitete. Er hatte mit den Musikern geübt, und die verantwortliche Offizierin im Rang einer Sergeantin war entzückt, dass der Zweig eines aristokratischen Baumes sich zu ihnen gesellt hatte.
    Die Kapelle hatte noch nicht zu spielen begonnen, aber es hatte sich bereits eine ansehnliche Menschenmenge um sie versammelt. Sie bestand aus einem Dutzend von Macs Club-Kumpeln, gut zwanzig Ganoven und Männern und Frauen, die nach einem harten Arbeitstag auf dem Weg nach Hause waren. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand Isabella mit Aimee auf dem Arm. Die beiden wurden von Bellamy und Miss Westlock und zwei der stärksten Diener beschützt, die sie herbegleitet hatten.
    Die lautesten unter den Zuschauern waren die Mayfair-Lords, die zu johlen und zu spotten anfingen, noch bevor Mac die Becken gehoben hatte. Die Sergeantin ignorierte alle Zwischenrufe und gab ihrer Musikerschar das Zeichen zum Einsatz. Die Musik schmetterte los und übertönte die Lords.
    Lob Gott getrost mit Singen,
    frohlock, du christlich’ Schar! (Tsching! Tsching!)
    Dir soll es nicht misslingen,
    Gott hilft dir immerdar! (Tsching! Tsching! Tsching! Tsching!)
    Mac sang aus voller Kehle; er schlug die Becken, wie sie es einstudiert hatten, und er schmetterte die Worte mit Hingabe. Die Sergeantin ermunterte die Zuschauer, mitzusingen, und schon bald hallte die halbe Straße von recht vielen Stimmen wider.
    Dir soll es nicht misslingen,
    Gott (Tsching!) hilft dir immerdar! (Tsching! Tsching! Tsching!
    Tsching!)
    Die Hymne ging über fünf Strophen und endete in viel Applaus und einigen Jubelrufen. Die Offizierin begann mit ihrem dringlichen Appell an die Menge, ermunterte sie, sich der Temperenzbewegung anzuschließen, die Fesseln des Alkohols und des Lasters abzuschütteln und Christus als ihren Retter zu umarmen.
    Mac reichte sein Instrument an einen der Musiker weiter und schlenderte auf die Zuschauermenge zu, dabei hielt er jedem seinen großen Hut mit der Bitte um eine Spende hin. Es war einer seiner besten Hüte, gefertigt aus gebürstetem Pelz und mit einem Seidenband an der Krempe. Der Preis dafür hätte die Offizierin und ihre Kapelle leicht für Monate satt machen können.
    Mac hielt ihn Cauli und Lord Randolph unter die Nase. »Kommt schon, Gentlemen, wir haben das Lied und die Predigt gehört. Zeit, den Opferteller herumgehen zu lassen.«
    Randolph und Cauli grinsten, weil sie es für einen Scherz hielten. »Guter Witz, MacKenzie«, sagte Cauli.
    Mac drückte Cauli den Hut gegen die Brust. »Grabe tief, dort findet sich ein guter Kern. Gib dein Geld der guten Sergeantin, statt es bei Spiel und Alkohol zu verprassen.«
    Cauli blinzelte ihn verwirrt an. »Du lieber Gott, sie haben ihn! Er hat sich der Abstinenzbewegung angeschlossen.«
    »Wie tief der Mächtige doch gefallen ist«, schnaubte Randolph verächtlich.
    »Dreißig Guinees?«, sagte Mac mit lauter Stimme. »Hast du gesagt, du gibst dreißig Guinees? Wie außerordentlich großzügig von dir, mein lieber Lord Randolph Manning. Dein herzoglicher Vater wird stolz auf dich sein. Und du, Cauli? Der Marquis of Dunstan spendet dreißig Guinees, meine Damen und Herren.«
    Die Menge applaudierte. Mac hielt den Hut weiter gegen Caulis Brust gedrückt, bis dieser verlegen eine Handvoll Banknoten hineinlegte. Randolph schaute finster drein, aber er fügte seinen Beitrag hinzu. Mac wandte sich an den nächsten seiner Freunde.
    »Vierzig Guinees von dir, dem Ehrenwerten Bertram Clark?«
    Bertram riss die Augen auf. »Vierzig? Du machst wohl Witze.«
    »Ich mache nie Witze, wenn es um die Wohltätigkeit geht. In mir steigt Dankbarkeit auf, und ich bin zutiefst bewegt angesichts dieser großzügigen Gaben.«
    »Ja, in mir steigt auch gerade etwas auf«, knurrte Bertram, zerrte aber trotzdem einen Stapel Banknoten aus seiner Tasche und ließ ihn in Macs Hut fallen.
    Mac trat zu Charles Summerville, der sofort und, ohne zu murren, zahlte. Mac hielt den Hut den anderen Aristokraten hin, die von seinen Freunden überredet worden waren, sie zu begleiten. Einige gaben grinsend etwas, andere reagierten mürrisch,

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