Das Werben des Lord MacKenzie
einen Baustein nahm und versuchte, ihn sich in den Mund zu stopfen.
Mac verzog das Gesicht. »Zeit, die Frauen zu holen, denke ich.«
»Ja«, stimmte Ian zu.
Die Brüder standen auf. Aimee stützte sich auf ihre Hände und stemmte sich auf ihre stämmigen Beinchen hoch, wobei sie noch immer den Bauklotz festhielt. Sie hob die Arme und streckte sie Mac entgegen.
Ians Blick wich zwar aus, aber um seinen Mund lag ein amüsiertes Lächeln. Mac hob Aimee hoch, die jetzt einen sauren Geruch verströmte. Sie spielte glücklich mit dem Bauklotz, während die beiden Männer durch das Haus gingen – auf der verzweifelten Suche nach einem weiblichen Wesen.
Der ortsansässige Arzt kam und blieb lange Zeit bei der Französin. Wann immer Mac in das Zimmer schaute, sah er Isabella am Bett der Frau sitzen oder dem Arzt zur Hand gehen.
Aimee wollte Mac nicht mehr aus den Augen lassen. Eines der Hausmädchen, eine Schottin mit sonnigem Gesicht und fünf eigenen Kindern, wusch das kleine Mädchen und zog ihr neue Kleider an, aber Aimee weinte, wenn Mac versuchte, das Zimmer zu verlassen, und gab erst Ruhe, wenn er sie wieder auf den Arm nahm. Und für den Rest des Tages änderte sich das auch nicht. Wann immer Mac versuchte, Aimee bei Beth oder der Haushälterin oder dem fröhlichen Hausmädchen zu lassen, wollte das kleine Mädchen nichts davon wissen. An diesem Abend schlief Mac vollständig bekleidet auf seinem Bett ein – mit Aimee, die auf dem Bauch neben ihm lag.
Am nächsten Morgen trug Mac Aimee hinaus auf die Terrasse. Der Wind war kälter geworden, denn der Winter kam früh in die Highlands, aber die Sonne schien hell von einem wolkenlosen Himmel. Die Haushälterin brachte einen kleinen Stuhl für Aimee und half Mac, sie gegen die Kälte warm einzupacken. Aimee schlief im Sonnenschein ein, während Mac sich auf die niedrige Steinbalustrade hockte und über die Gärten hinweg zu den Bergen sah. Ihre messerscharf gezeichnete Silhouette begrenzte die Highlands.
Er hörte Isabellas Schritte auf dem Marmorboden der Terrasse hinter sich, wandte sich aber nicht um. Sie näherte sich der Balustrade, blieb dann neben ihm stehen und betrachtete wie er die Schönheit der Landschaft.
»Sie ist im Schlaf gestorben«, brach Isabella nach einer Weile das Schweigen. »Der Arzt sagte, sie habe überall in ihrem Körper Krebs gehabt. Er war erstaunt, dass sie überhaupt so lange damit leben konnte. Sie muss sich eisern dazu gezwungen haben, um ihr Kind in Sicherheit zu bringen.«
»Hat sie dir ihren Namen genannt?«
»Mirabelle. Mehr wollte sie nicht sagen.«
Mac betrachtete die kunstvoll angelegten Rabatten des Gartens. Bald würden die Springbrunnen abgestellt werden, damit sie nicht einfroren, und Schnee würde die Beete bedecken.
»Ich glaube dir«, sagte Isabella.
Mac wandte sich um und sah sie an. Isabella trug heute Morgen ein Kleid in dunklem Braun, das im Sonnenschein samtig glänzte. Sie stand da wie eine Dame auf einem Renoir-Gemälde, königlich und reglos, das Licht küsste ihr Haar und spielte in den Falten des Stoffes. Ihr Gesicht war blass von der schlaflosen Nacht, aber wunderschön.
»Danke«, sagte Mac.
»Ich glaube dir, weil Mirabelle mir wie ein furchtsames Kaninchen vorkam. Sie hat mir gesagt, dass sie alles getan hat, um nicht hierherkommen zu müssen. Sie wollte Paris nicht verlassen, aber sie war schließlich so verzweifelt, dass sie keine Wahl mehr hatte. Sie hatte Angst – vor mir, vor dir, vor diesem Ort.« Isabella schüttelte den Kopf. »Ganz und gar nicht deine Sorte Frau.«
Mac zog die Augenbrauen hoch. »Und wenn sie, wie du es nennst, meine Sorte Frau gewesen wäre?«
»Selbst wenn sie eine mutige junge Frau gewesen wäre, die dich in deine Schranken gewiesen hätte, hättest du sie niemals mittellos zurückgelassen, schon gar nicht mit einem Kind. Das ist nicht deine Art.«
»Mit anderen Worten, du hast kein Vertrauen in meine Ehrlichkeit, aber in meine Großzügigkeit und meinen Geschmack in Bezug auf Frauen.«
Isabella zuckte die Schultern. »Wir haben länger als drei Jahre getrennt gelebt. Ich bin von dir fortgegangen und habe die Trennung verlangt. Wie kann ich wissen, ob du dir dein Vergnügen nicht anderswo gesucht hast? Die meisten Männer tun das.«
»Ich bin nicht wie die meisten Männer. Ich habe daran gedacht – damit ich mich besser fühlte oder um dich zu bestrafen, ich bin nicht sicher, was von beidem. Aber du hast mir das Herz gebrochen. Ich war leer. Es war keinerlei
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